Fast 100 Jahre Wurst

95 Jahre Konnopke’s – hier schreibt Berlin Wurst-Geschichte

Der Imbiss an der Schönhauser Allee überdauert die Zeiten und feiert am Samstag 95-jähriges Jubiläum. Hier schmeckt Berlin immer noch wie früher.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Linda und Dagmar Konnopke vor dem Kult-Imbiss an der Schönhauser Allee.
Linda und Dagmar Konnopke vor dem Kult-Imbiss an der Schönhauser Allee.Markus Wächter/Berliner Zeitung

Unter den Bögen der U2, direkt an der Ecke Eberswalder Straße/Schönhauser Allee, riecht es seit Jahrzehnten nach gebratener Wurst und süßer Tomatensoße. 1960 servierte Max Konnopke hier die erste Currywurst Ost-Berlins – ein Stück Stadtgeschichte, das Enkelin Dagmar heute in die Zukunft führt. Am Samstag wird hier groß gefeiert: Konnopke’s Imbiss wird 95 Jahre alt.

Kult unterm Viadukt

Wer Besuch aus Übersee hat, der zeigt diesem zuerst die Berliner Mauerreste, dann das Brandenburger Tor – und schließlich Konnopke’s. Denn hier, am Stehtisch unter der Hochbahn, trifft man das echte Berlin. Selbst Veganer gehen nicht leer aus: auch fleischlose Currywurst steht längst auf der Karte. Die Soße? Immer noch nach Familienrezept, fruchtig und ein bisschen süß. Die Wurst? Kommt traditionell aus Erfurt.

Von der Stargarder bis zur Schönhauser

Als Max und Charlotte Konnopke am 4. Oktober 1930 heirateten, legten sie damit gleichzeitig den Grundstein für ihr Wurstreich. Mit Klapptisch, Schirm und einem tragbaren Kessel verkaufte das junge Paar Würste bis tief in die Nacht in Prenzlauer Berg. Später stellte man auf Tagesgeschäft um – und machte den Imbiss zur festen Institution in Prenzlauer Berg.

Dagmar Konnopke und ihre Mutter Waltraud Ziervogel in den 1980ern. In der DDR wurde der Imbiss Kult.
Dagmar Konnopke und ihre Mutter Waltraud Ziervogel in den 1980ern. In der DDR wurde der Imbiss Kult.Markus Wächter/Berliner Zeitung

Erste Currywurst im Osten

In den 1960ern brachte Max nach einem Besuch in West-Berlin die Idee der Currywurst nach Prenzlauer Berg, ohne Darm versteht sich. Bald wusste jeder in Ost-Berlin: Wer eine Currywurst wollte, musste zu Konnopke’s gehen. Tochter Waltraud übernahm später den Betrieb und baute 1983 das erste goldfarbene Pavillon-Häuschen. Noch heute ist der inzwischen erweiterte Stand das Glänzendste weit und breit auf der Schönhauser Allee.

„Wir schaffen den Spagat zwischen Tradition und Moderne“, betont Dagmar Konnopke, die aktuelle Chefin. Die vegane Currywurst läuft bestens, besonders an Samstagen. Da ist Markttag in Prenzlauer Berg, die Kunden kommen in Familie. Auch bei Touristen ist der Imbiss Kult. Sie bestellen auf Englisch: Curry Sausage with Roll.  Und die langjährigen Mitarbeiter hinter dem Tresen machen jeden Quatsch mit.

Geheimnis Ketchup

Dass der Laden über all die Jahre läuft, habe sie ihren Mitarbeitern und den treuen Kunden zu verdanken, sagt Dagmar Konnopke. Wie viele Würste täglich über den Tresen gehen, verrät sie aber nicht. Auch das Rezept für den Ketchup bleibt ein gut gehütetes Betriebsgeheimnis. Klar ist nur: Bald soll es die Soße auch in Flaschen und sogar online geben. Denn mit Tochter Linda Konnopke steht die vierte Generation bereit, die Curry-Erfolgsgeschichte weiterzuschreiben.

Ein „Dino“ an der Schönhauser

Ganz leicht ist das Geschäft auf der Straße derweil nicht: „In der Umgebung gibt es nur noch wenige Läden, die schon so lange hier sind wie wir“, sagt Dagmar. Viele alte Geschäfte mussten schließen, die Konkurrenz wächst. „Wir sind der Dino hier.“ Doch aufgeben kommt nicht infrage.

Gibt es nicht bei Lieferando: Curry ohne Darm bei Konnopke’s.
Gibt es nicht bei Lieferando: Curry ohne Darm bei Konnopke’s.Markus Wächter/Berliner Zeitung

Die Zukunft ist gesichert

Am 4. Oktober feiern nun also drei Generationen – Oma Waltraud, Tochter Dagmar und Enkelin Linda – mit Gästen von 12 bis 18 Uhr. Es gibt ein Glücksrad, Musik und Luftballonkunst. Das Jubiläumsangebot: zweimal Curry mit Pommes für 9,50 Euro.

Und wer den Termin verpasst, der hat am 11. und 18. Oktober nochmals die Gelegenheit mitzuschlemmen.