Freitagabend, Flutlicht, Försterei – das pure Union-Gefühl. Beim 3:1 gegen Gladbach vibriert jeder Meter Beton, jeder Gesang hallt wie ein Schwur. Und doch weiß an diesem Abend jeder in Köpenick: Dieses Stadion, dieser magische Ort, wird bald zur Baustelle. Präsident Dirk Zingler spricht offen über die Notwendigkeit des Umbaus – und rechnet vor, was die Alte Försterei den 1. FC Union jedes Jahr kostet.
Alte Försterei ist für den 1. FC Union Identität
Die Alte Försterei – sie ist für alle Unioner viel mehr als ein Stadion. Sie ist Identität, Geschichte, Zuhause. Wer hier einmal auf der Waldseite stand, weiß, warum Union-Fans an keinem anderen Ort Fußball sehen wollen. Doch Präsident Dirk Zingler (61) erklärt, warum der Klub genau das nun tun muss: ausziehen, umbauen, größer denken.
„Für die Menschen in der Gegend hat es die größte Identität. Seit über 120 Jahren wird hier Fußball gespielt, seit 1920 konkret an diesem Platz“, sagt Zingler. „Diese Verbundenheit, die über Generationen entstanden ist, ist ganz wichtig für den Klub. Daher war es nie die Frage, dass wir woanders etwas Großes bauen. Wir wollen skalieren, ohne den Charme zu verlieren.“
Alte Försterei kostet 1. FC Union zig Millionen Euro
Doch die Realität ist gnadenlos. Der 1. FC Union ist der Alten Försterei in den vergangenen Jahren längst entwachsen. Nur 22.012 Zuschauer passen hinein – davon rund 18.000 auf Stehplätzen. Bundesliga? Nur mit Sondergenehmigung. Zingler macht deutlich: „Wir müssen realistisch sein: Dieses Stadion ist gar nicht für die Bundesliga zugelassen. Wir haben nur 3500 Sitzplätze, 8000 sind eigentlich vorgeschrieben. Wir haben als Klub einen deutlichen Wettbewerbsnachteil.“

Dann wird der Präsident konkret – und rechnet vor: „18000 Stehplätze, 3500 Sitzplätze – das können Sie mal nachrechnen. Wir haben im Vergleich zu unseren Wettbewerbern einen Nachteil von rund 30 bis 40 Millionen Euro im Jahr. Das kannst du auf Strecke nicht kompensieren.“
Union-Umzug: Dirk Zingler wirbt für Verständnis
Ein Satz, der sitzt. Denn er zeigt: Der Umbau ist kein Luxusprojekt – er ist eine Überlebensfrage. Ende 2026 soll der Umzug ins Olympiastadion, die Heimspielstätte von Hertha BSC, erfolgen. Maximal ein Jahr will man im Westen spielen. Ein Tapetenwechsel auf Zeit, der vielen Fans dennoch verdammt wehtut.

Zingler weiß das – und wirbt um Verständnis: „Wir ziehen aus, weil wir bauen. Du weißt, dass es eine zeitliche Befristung für den Auszug gibt und du aufgrund eines tollen Ereignisses ausziehst. Natürlich ist es zu Hause am schönsten, aber für das eine Jahr ziehen wir gerne um, weil wir wissen, wofür wir es tun.“
Für Union lohnt sich der Umzug ins Olympiastadion
Schon jetzt erinnert sich jeder in Köpenick an die Auftritte im Olympiastadion während der Europa-Abenteuer: große Bühne, aber wenig Seele. Der Funke sprang selten über, der Lärm verpuffte im Beton.