Dramatischer und emotionaler kann ein Wechsel kaum ablaufen. Robin Gosens (30) zieht auf den letzten Drücker zurück nach Italien und hinterlässt beim 1. FC Union zunächst eine große Leere. Doch besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Der KURIER erklärt, warum der Gosens-Wechsel dem 1. FC Union trotz eines herben Millionenverlusts guttut!
Er geht. Er geht nicht. Er geht. Er geht nicht. Er geht. Das Transfer-Theater um Robin Gosens (30) beim 1. FC Union war nichts für schwache Nerven. Unfassbare drei (!) Monate lang hielt der Linksverteidiger alle Unioner in Atem. Ein Vierteljahr, in dem viele Spekulationen, Wasserstandsmeldungen und Wendungen den Eisernen vor allem eins bescherten: verdammt viel Unruhe.
Robin Gosens rettete den 1. FC Union
Damit ist jetzt Schluss. Während Union auch ohne Gosens den FC St. Pauli mit 1:0 bezwang, gelang dem ehemaligen Nationalspieler bei seiner Italien-Rückkehr ein Einstand nach Maß. Gosens köpfte den AC Florenz in der Nachspielzeit noch zum 2:2 gegen Monza. Doch viele Fans fragen sich dennoch, wie es beim 1. FC Union bloß ohne Gosens weitergeht.

Klar ist: Sportlich ist Gosens’ Abgang ein herber Verlust für die Eisernen. Daraus machen die Kollegen und selbst Cheftrainer Bo Svensson (45) gar keinen Hehl. Sieben Tore und vier Vorlagen machten den Abwehrmann zum Topscorer der vergangenen Saison. Werte, die einen daran zweifeln lassen, ob der Last-minute-Klassenerhalt ohne Gosens überhaupt geklappt hätte.
1. FC Union macht mit Robin Gosens Millionenverlust
Fakt ist auch: Wirtschaftlich war das Gosens-Jahr in Köpenick ein herber Verlust. Mindestens 13 Millionen Euro überwies man vergangenen Sommer an Inter Mailand. Maximal acht Millionen Euro kommen jetzt aus Florenz zurück; die Florentiner müssen Gosens kaufen, wenn er 60 Prozent der Einsätze bestreitet. Als Leihgebühr kommen immerhin noch 750.000 Euro hinzu. Vor allem spart man sich ab sofort das üppige Gehalt des Emmerichers, das bei mehr als drei Millionen Euro pro Saison lag.
Bedeutet: Greift die Kaufpflicht für Florenz, schließt der 1. FC Union das Gosens-Intermezzo mit einem Verlust von sieben bis acht Millionen Euro ab. Puh!
Gosens-Poker brachte dem 1. FC Union Unruhe
Dafür spart sich der 1. FC Union aber auch einiges. Neben dem üppigen Gehalt vor allem viel Theater. Nicht auszumalen, wenn das ganze Thema spätestens im Januar auf Wiedervorlage gekommen wäre oder womöglich schon die gesamte Hinrunde immer weiter geköchelt hätte. Bereits während der Vorbereitung hatte das Thema vieles beim 1. FC Union überlagert und auch gestört, selbst wenn Gosens dabei immer mit offenen Karten gespielt hat. Die Posse um den Poker ging dennoch nicht spurlos an der Mannschaft vorbei.
Jetzt hat der 1. FC Union, wenn auch reichlich spät und mit fettem Minus, Fakten geschaffen. Die Nebengeräusche und vielleicht auch das eine oder andere Alibi sind weg. Und das ist nicht die einzige gute Nachricht, die der Gosens-Transfer mit sich bringt.
1. FC Union: Bo Svensson schwärmt von Tom Rothe
Denn einen Ersatz hatte der 1. FC Union bereits lange an Land gezogen. Tom Rothe (19) fehlt natürlich noch die Erfahrung seines Vorgängers, dafür steht er ihm in Sachen Offensivdrang in nichts nach. Fünf Millionen Euro überwies Manager Horst Heldt (54) für den Blondschopf an den BVB. Eine Investition, die ohne Gosens’ Abgang nur sehr schwer nachzuvollziehen gewesen wäre. Jetzt haben Heldt und Union gut lachen. Denn einen Ersatz für Gosens erst nach dessen Abschied zu verpflichten, wäre ein Ding der Unmöglichkeit gewesen.
Dass der 1. FC Union auch ohne Gosens positiv in die Zukunft blicken kann, bewies Rothe gegen den FC St. Pauli. Gegen die Kiezkicker wurde er von Svensson notgedrungen ins kalte Wasser geschmissen, aber alles andere als kalt erwischt. Der Trainer schwärmt über den Gosens-Nachfolger jedenfalls bereits: „Ihm gehört die Zukunft. Wir werden viel Freude mit ihm haben.“ ■