Monatelang hielt Robin Gosens den 1. FC Union und alle Fans der Eisernen in Atem. Als es fast nach einem Verbleib aussah, wechselte der Linksverteidiger am Deadline Day, nur kurz vor dem Ende der Transferperiode, doch zurück nach Italien. Jetzt spricht der 30-Jährige erstmals ausführlich über seinen Blitz-Abschied aus Köpenick.
„Die Situation war richtig scheiße“, gibt Gosens ganz offen zu. Er sei in einer „Schockstarre“ gewesen, als klar war, dass er den 1. FC Union nach nur einem Jahr, vor allem aber auf den letzten Drücker, verlassen würde. Besonders, weil die Köpenicker nur wenige Stunden später das Heimspiel gegen den FC St. Pauli vor der Brust hatten. Für das Duell mit den Kiezkickern, das Union letztlich ohne Gosens mit 1:0 gewann, war der Emmericher bei Cheftrainer Bo Svensson (45) bis zum Nachmittag fest eingeplant.
1. FC Union: Robin Gosens hat die Alte Försterei geliebt
Der Last-minute-Transfer zum AC Florenz (Leihe plus Kaufoption) sorgt bei Gosens für ein verdammt schlechtes Gewissen, wie er im Podcast „Copa TS“ verrät: „Die Mannschaft weiß ja auch, was sie an mir hat, also es war ein absoluter Bärendienst, und dessen war ich mir auch bewusst. Ich habe die Jungs über alles geliebt, ich habe ja auch die Alte Försterei über alles geliebt.“
Der ehemalige Nationalspieler hofft, durch starke Leistungen in der Serie A wieder von Bundestrainer Julian Nagelsmann (36) für die Nationalmannschaft nominiert zu werden. Gosens weiß, dass einige Fans ihm das ganze Wechsel-Theater übel genommen haben. Gosens: „So kommt es dann rüber, dass man nur an seinen eigenen Arsch denkt, aber ich habe mir ja trotzdem mega Gedanken um meine Truppe gemacht. Ich wollte die nicht im Stich lassen, ich wollte die nicht alleine lassen, auch wenn das vielleicht die Leute da draußen denken.“
Trotz Schmerzen: Union-Abschied für Gosens das Richtige
Union-Manager Horst Heldt (54) nannte persönliche Gründe, die Gosens, seine Ehefrau und seine zwei Kinder in die Toskana lockten. Das bestätigt nun auch Gosens: „Auch wenn die Situation absolut scheiße war, wusste ich, dass es das Richtige ist, was ich für mich und meine Familie möchte. Aus diesem Grund habe ich zugesagt.“

So verrückt sein Abschied aus Köpenick war, so verrückt war auch sein Einstand in Florenz. Einen Tag nach seinem Wechsel stand er bekanntlich direkt in der Startelf und rettete seinem neuen Klub mit einem Kopfballtreffer in der Nachspielzeit einen Punkt beim 2:2 gegen Monza.
Robin Gosens kennt in Florenz nicht die Namen aller Mitspieler
Gosens selbst konnte gar nicht glauben, dass Florenz-Trainer Raffaele Palladino ihn direkt aufstellte: „Auf einmal war ich im 11 gegen 11 und auf einmal hatte ich ein weißes Leibchen an, und ich gucke links und rechts und denke mir so: Das sind schon relativ viele Stammspieler, die hier ein weißes Leibchen haben.“ Gosens dachte: „Der wird mich doch jetzt morgen nicht direkt spielen lassen.“
Doch genau so kam es. Nur Stunden später und nach seiner ersten Nacht in Florenz folgte die Gewissheit. Kurios: Als er am Sonntag um 18.30 Uhr auf dem Rasen stand, kannte er noch nicht einmal alle Namen seiner neuen Mitspieler. Für Gosens sei das „schon heftig“ gewesen – genauso wie sein Abschied für seine Kollegen und die Fans des 1. FC Union. ■