Ein großes Risiko bleibt

Eiserne Transferbilanz: Ist der Kader des 1. FC Union besser als im Vorjahr?

Die Köpenicker sorgen für reichlich Action auf dem Transfermarkt. Ob das neue Team von Trainer Bo Svensson gut genug für die Bundesliga ist, analysiert der KURIER.

Author - Sebastian Schmitt
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Gemeinsam für den neuen Kader des 1. FC Union verantwortlich: Chefscout Oliver Ruhnert (52) und Manager Horst Heldt (54, l.). 
Gemeinsam für den neuen Kader des 1. FC Union verantwortlich: Chefscout Oliver Ruhnert (52) und Manager Horst Heldt (54, l.). Matthias Koch/imago

Der Transfermarkt hielt den 1. FC Union bis zur letzten Sekunde in Atem. Ex-Manager Oliver Ruhnert (52) und sein Nachfolger Horst Heldt (54) krempelten die Mannschaft nach dem Fast-Abstieg massiv um. Vieles, aber nicht alles, ging dabei auf. Die Frage stellt sich: Ist der Kader des 1. FC Union besser als im Vorjahr? Der KURIER zieht eine eiserne Transferbilanz.

Nach dem Stühlerücken in der Chefetage und auf dem Trainerposten galt der volle Fokus dem Kader. Ruhnert fahndete gemeinsam mit Heldt und dem neuen Cheftrainer Bo Svensson (45) nach Spielern, die Union wieder zu alter Stärke führen sollen.

Der 1. FC Union will zurück in die Zukunft

Denn nach vielen erfolgreichen Jahren war der 1. FC Union auf dem Transfermarkt vom eisernen Weg abgekommen. Durch die erstmalige Champions-League-Teilnahme schlugen Stars wie Leonardo Bonucci (37) und Robin Gosens (30) in Köpenick auf und veränderten das Mannschafts- und Gehaltsgefüge gewaltig. Nun will der 1. FC Union zurück in die Zukunft. Ein Anfang scheint gemacht, auch wenn nicht alles klappte. Doch der Reihe nach.

Zu Beginn des Sommers war Union voll im Soll. Die eiserne Prämisse, Neuzugänge früh an Land zu ziehen, damit sich die Mannschaft für die neue Saison einspielen kann – und sich die Fehler aus dem vorherigen Transfersommer sich nicht wiederholen – schien aufzugehen. Nach Stürmer Ivan Prtajin (28) unterschrieb der begehrte Ösi-Innenverteidiger Leopold Querfeld (20) bei den Köpenickern. Zwei typische Union-Transfers mit der Hoffnung, dass günstige Spieler aus niedrigeren Ligen voll einschlagen.

1. FC Union findet am Deadline Day einen Mittelstürmer

Auch die nächsten beiden Transfers entzückten die Fans. Laszlo Benes (26) kam dank einer Ausstiegsklausel zum Schnäppchenpreis vom HSV. Doppelt so teuer wie Benes war Tom Rothe (19), für den satte fünf Millionen Euro an den BVB flossen. Viel Geld für Köpenicker Verhältnisse, doch Rothe besitzt enormes Potenzial. Vor allem war es ein geschickter Schachzug: Union wartete nicht darauf, nach einem Gosens-Verkauf unter Zugzwang zu sein, sondern tütete dessen Nachfolger frühzeitig ein.

Daumen hoch: Andrej Ilic (24) will beim 1. FC Union das lahme Angriffsspiel beleben. Der Serbe kommt auf Leihbasis aus Lille. 
Daumen hoch: Andrej Ilic (24) will beim 1. FC Union das lahme Angriffsspiel beleben. Der Serbe kommt auf Leihbasis aus Lille. Matthias Koch/imago

Die Hängepartie um Gosens belastete dennoch. Dazu wuchs von Woche zu Woche – und trotz der Ausleihe des Tempodribblers Woo-yeong Jeong (24) – die Sorge, ohne neuen Mittelstürmer erneut im Abstiegskampf zu landen. Bis zum Deadline Day wurde gezittert, dann schlugen Heldt und Ruhnert ganz Union-like doch noch zu. Andrej Ilic (24) bewies seine Torjägerqualitäten in Lettland, ehe ihn in Frankreich eine schwere Verletzung ausbremste. Nun will er seine Karriere beim 1. FC Union wieder in Schwung bringen.

Mit Danilho Doekhi droht Union ein finanzielles Fiasko

Durch den Transfercoup des vereinslosen und somit ablösefreien Robert Skov (28), der mit Rothe zukünftig auf der linken Seite Gosens vergessen machen soll, fällt die Transferbilanz insgesamt positiv aus. Acht Neuzugänge und drei Leihrückkehrer (Skarke, Jordan, Kemlein) sowie 14 Abgänge geben dem 1. FC Union in der neuen Saison trotz vieler gebliebener Stammkräfte ein neues Gesicht.

Dazu kommt: Unter dem Strich erzielte Heldt sogar ein kleines Millionenplus. Allerdings droht Union im kommenden Sommer ein finanzielles Fiasko. Bisher konnte der 2025 auslaufende Vertrag von Verteidiger Danilho Doekhi (26), mit einem Marktwert von 17 Millionen Euro der wertvollste Union-Profi, nicht verlängert werden. Doekhi könnte Union also bald ablösefrei verlassen.

Fast-Abstieg schärft die Sinne beim 1. FC Union

Dafür ist der Saisonstart geglückt, auch wenn noch lange nicht alles rundläuft. Union bleibt zwar eine Wundertüte, verfügt aber über genügend Qualität, um in der Bundesliga zu bestehen. Das war zwar auch im Vorjahr der Fall, doch nach dem Fast-Absturz träumt niemand mehr von mehr. Vielmehr sind die Sinne wieder geschärft.

Neuzugänge: Klaus, Querfeld, Rothe, Skov, Jeong, Benes, Prtajin, Ilic.  

Abgänge: Busk, Grill, Knoche, Jaeckel, Puchacz, Gosens, Endo, Laidouni, Thorsby Kral, Kaufmann, Leweling, Aaronson, Bedia.