Von den glorreichen Dreien

Zeitenwende amtlich: Beim 1. FC Union ist nur noch einer übrig!

Urs Fischer, Oliver Ruhnert und Dirk Zingler bildeten über Jahre das eiserne Erfolgsgespann. Für den neuen Manager Horst Heldt ein ziemlicher schwerer Rucksack.

Author - Sebastian Schmitt
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Das waren noch Zeiten: Manager Oliver Ruhnert, Präsident Dirk Zingler und Cheftrainer Urs Fischer (v.l.)  führten den 1. FC Union bis in die Champions League. 
Das waren noch Zeiten: Manager Oliver Ruhnert, Präsident Dirk Zingler und Cheftrainer Urs Fischer (v.l.) führten den 1. FC Union bis in die Champions League. Nordphoto/imago

Die eiserne Wahnsinnsreise ist zu einhundert Prozent mit ihren Namen verbunden: Cheftrainer Urs Fischer (58), Manager Oliver Ruhnert (52) und Präsident Dirk Zingler (60). Doch von den glorreichen Dreien ist jetzt nur noch Zingler übrig. Horst Heldt (54), der ab sofort beim 1. FC Union das sportliche Sagen hat, tritt als Ruhnert-Nachfolger ein schweres Erbe an.

Der Erfolg der vergangenen Jahre, der rasante Aufstieg aus der Zweiten Liga bis in die Champions League, samt zweier atemberaubender Duelle mit Real Madrid, sind für jeden Unioner Erinnerungen für die Ewigkeit. Und, typisch Union, auch ganz eng und für immer mit Fischer, Ruhnert und Zingler verknüpft.

Auch Oliver Ruhnert zieht sich beim 1. FC Union zurück

So wunderbar die Reise auch war: Der Höhenflug endet im fünften Jahr ziemlich abrupt. Nur haarscharf schrammt Union an der Bruchlandung vorbei, was Spuren hinterlässt. Fischer nimmt im Herbst seinen Hut. Völlig ausgelaugt von der Krise wirft der Schweizer das eiserne Handtuch. Ähnlich geht es Ruhnert.

Der Manager zieht sich bereits während der Horror-Hinrunde zurück. Ruhnert ist immer weniger präsent und verkündet schließlich nach der Last-minute-Rettung, was alle an der Wuhle längst ahnten: seinen Rückzug. „Wir haben hier bei Union mit vereinten Kräften ungeahnte Erfolge errungen und stehen jetzt vor der sechsten Bundesligasaison. All das hat sehr viel Kraft gekostet, aber es ist eine Zeit, die ich niemals missen möchte.“

Nach Fischer und Ruhnert: Schweres Erbe für Svensson und Heldt

In der Vorbereitung auf die neue Saison erstmals gemeinsam auf dem Platz: Manager Horst Heldt, Cheftrainer Bo Svensson und Boss Dirk Zingler (v.l). 
In der Vorbereitung auf die neue Saison erstmals gemeinsam auf dem Platz: Manager Horst Heldt, Cheftrainer Bo Svensson und Boss Dirk Zingler (v.l). Matthias Koch/imago

Ein Neuanfang muss her. Da sind sich alle einig. Und tatsächlich bleibt an der Wuhle kaum ein Stein auf dem anderen. Einzig Zingler hält die Stellung. Der Neustart nimmt jedoch relativ schnell Formen an, als Ruhnert und Zingler Heldt an Land ziehen. Der erfahrene Funktionär tritt nach längerer Auszeit gemeinsam mit dem neuen Cheftrainer Bo Svensson (45) mit Euphorie und Charme in Köpenick an. Doch auch Heldt weiß, dass sein Rucksack, prall gefüllt mit den Erfolgen der Vergangenheit, schwerer kaum sein könnte.

Ruhnert-Rückzug: Horst Heldt hat ab sofort beim 1. FC Union das Sagen

Umso cleverer, dass Union Heldt und Ruhnert zunächst Hand in Hand arbeiten lässt. „Es wirkt nicht nur so, es ist auch so. Es klappt hervorragend“, erklärt Heldt über die temporäre Doppelspitze mit Ruhnert, die vor allem die Kaderplanung für die neue Saison gemeinsam vorantreiben.

Seit dem 1. September ist aber auch das Geschichte. Die eiserne Zeitenwende in der Chefetage ist vollzogen. Ruhnert rückt einen Platz zurück, arbeitet zukünftig unter Heldt als Chefscout. Zingler: „Oliver Ruhnert gilt unser aller Dank für seinen Einsatz in den letzten Jahren. Er hatte mit seiner Arbeit einen großen Anteil an den sportlichen Erfolgen unseres Klubs. Ich bin glücklich, dass wir auch weiterhin auf ihn zählen können, und freue mich auf die Zusammenarbeit mit Horst Heldt und ihm.“

Der 1. FC Union will mit Svensson und Heldt mehr

Heldt ist ab sofort beim 1. FC Union alleiniger Geschäftsführer im Sport. Der Auftrag ist klar: Eine solide Saison ohne Abstiegsangst und sonstigen Schrecken wünscht sich der neue Manager. Zingler schielt trotz oder gerade wegen des eisernen Führungswechsels auf mehr: „Wir haben gelernt, dass wir Spaß daran haben, internationale Spiele zu bestreiten. Wir sind ambitioniert und ehrgeizig. Das treibt uns an.“

Zinglers Botschaft: Unions Boss will sich nicht mehr mit dem Minimum zufriedengeben. Der „Urlaub“, von dem der Boss einst nach dem Bundesliga-Aufstieg sprach, soll im sechsten Jahr im Oberhaus nicht nur um ein weiteres Jahr verlängert werden. Der 1. FC Union ist endgültig angekommen, um zu bleiben. Weiterhin mit Zingler, aber von nun an mit dem Trainer Svensson und dem Manager Heldt. ■