Die sportliche Talfahrt, die Trennung von Urs Fischer, der Ausraster des neuen Cheftrainers Nenad Bjelica und zuletzt der Abgang von Publikumsliebling Kevin Behrens. Kurzum: Beim 1. FC Union wird es in dieser Saison nicht langweilig. Für Präsident Dirk Zingler alles halb so wild. Tacheles vom Union-Boss: Zingler über Bjelica, Behrens und die eiserne DNA!
Für die größten Schlagzeilen sorgte nicht der Absturz des Champions-League-Teilnehmers, der tief im Abstiegskampf steckt, sondern Bjelica. Der Kroate stellte sich als Nachfolger von Urs Fischer als Disziplinfanatiker vor – und erwies dem ganzen Klub einen Bärendienst, als er genau diese Disziplin bei seinem Ausraster gegen Bayern-Star Leroy Sané vermissen ließ.
Weil Union etwas brauchte, um sich nach Bjelicas doppelter Watschn gegen Sané zu äußern, und Manager Oliver Ruhnert auch vor dem Darmstadt-Spiel am vergangenen Wochenende kein Bjelica-Bekenntnis über die Lippen bekam, wird weiter über die Zukunft des Trainers spekuliert.
Union-Boss Dirk Zingler rechnet mit Abstiegskampf bis Mai
Zingler bleibt dagegen cool, versucht Fahrt aus der Trainerdebatte zu nehmen: „Wir haben ihn verpflichtet, damit er uns in der Klasse hält. Die Entscheidung darüber fällt erst im Mai. Ich gehe davon aus, dass er selbst dann noch auf dem Platz sitzt. Wir konzentrieren uns auf den Klassenerhalt.“
Klar ist: Ein Machtwort, das die Diskussionen beendet, ist das nicht.

Dass Bjelica für drei Spiele gesperrt ist und nach dem 0:2 in Leipzig nun auch noch einmal beim so wichtigen Kellerkrimi in Mainz (Mittwoch, ab 18.15 Uhr im KURIER-Liveticker) auf der Tribüne sitzen muss, ist für Zingler nicht so schlimm. „Die Unruhe wirkt draußen größer, als sie innen ist. Wir konzentrieren uns auf den Sport. Das Trainerteam wächst gut zusammen, sie tauschen sich viel aus und lernen voneinander“, erklärt Zingler. Unions Boss geht sogar noch einen Schritt weiter und lobt: „Das gefällt mir total gut.“
Dirk Zingler ist mit Union-Klima „sehr zufrieden“
Einen Bericht, wonach das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft nach Bjelicas Ausraster gestört und es zum Gespräch zwischen Präsident sowie Kapitän Christopher Trimmel und dem Mannschaftsrat gekommen sei, dementiert Zingler in aller Deutlichkeit: „Bisher hat kein einziger Spieler das Gespräch mit mir gesucht, und das ist Zeugnis genug, dass das, was da geschrieben wird, ganz wenig mit der Realität zu tun hat.“
Dass das Verhältnis zwischen Bjelica und vielen Spielern als angespannt gelte, dass der Cheftrainer wenig kommuniziere und wenn im militärischen Ton, dafür hat Zingler nur ein müdes Lächeln übrig: „Ich bin seit 20 Jahren bei Union und Nenad Bjelica ist mein zehnter oder zwölfter Trainer. Ich habe noch nie erlebt, dass alle Spieler in einem Kader mit dem Trainer zufrieden sind, denn am Ende spielen nur elf.“
Zingler geht sogar noch einen Schritt weiter und sagt trotz des ganzen eisernen Tohuwabohus der vergangenen Monate: „Es war unter Urs Fischer nicht anders. Ich bin mit dem Klima sehr zufrieden.“
Union-Boss Dirk Zingler erklärt Blitz-Verkauf von Kevin Behrens
Und weil das nicht alles schwer genug für das Union-Herz ist, wechselte auch noch Publikumsliebling Kevin Behrens (32) kurzfristig zum VfL Wolfsburg. Während die Fans in den sozialen Medien tobten, den Blitz-Abgang mit Unverständnis und auch Wut kommentierten, räumt Zingler mit Gerüchten auf, dass der 1. FC Union Behrens loswerden wollte: „Er wollte gehen. Er und Wolfsburg sind auf uns zugekommen. Unsere Erfahrung sagt, dass man Spieler, die mit dem Kopf schon woanders sind, nicht aufhalten sollte.
Behrens habe mit 32 Jahren und seinem Karriereweg bisher nicht allzu viel Geld verdienen können. In Wolfsburg, wie bereits bei Max Kruse, kann er sich die Taschen vollmachen, indem er mehr als das Doppelte als beim 1. FC Union verdient.
Für Zingler ein Deal, der zur eisernen DNA gehört: „Dazu haben wir den Spielern immer gesagt, dass wir es nicht verhindern werden, wenn sie aus ihrer Sicht den nächsten Karriereschritt machen wollen. Das wäre nicht fair. Sie geben alles für den Klub und wenn sie sich uns gegenüber anständig benehmen, benehmen wir uns ihnen gegenüber auch anständig.“