Diese Strafe zieht sich für Nenad Bjelica (52) wie Kaugummi! Der 1. FC Union stemmt sich zwar sportlich gegen den ganzen Wirbel um seinen Cheftrainer, gewinnt den so wichtigen Kellerkrimi gegen den SV Darmstadt 98 mit 1:0 (0:0). Die eiserne Trainerdiskussion schwillt nach dem Eklat in München aber weiter. Verrückte Union-Welt: Trainer Bjelica kann immer noch gefeuert werden!
Wie ein Tiger lief der nach seinem Ausraster beim FC Bayern gesperrte Bjelica während des Spiels auf der Tribüne hin oder her. Nach dem erlösenden Schlusspfiff ballte der Kroate seine Hände zu Fäusten und blickte Richtung Himmel.
Keine Frage: Von Bjelica fiel eine enorme Last ab. Unions Cheftrainer wird nicht entgangen sein, dass sein Arbeitgeber zu seinem Eklat in München, bei dem er Leroy Sané zweimal ins Gesicht gegrapscht und sich nach seinem Platzverweis auf der Tribüne wie ein Rumpelstilzchen mit Bayern-Fans Wortgefechte geliefert hatte, erst lange schwieg und dann, unmittelbar vor dem Spiel, kein Bjelica-Bekenntnis über die Lippen bekam.
1. FC Union lässt Nenad Bjelica zappeln
„Wir haben neben der Sanktion des DFB auch als Arbeitgeber reagiert – und diese Strafe ausgesprochen. Jetzt steht für uns im Fokus, dass wir ein Spiel gegen Darmstadt 98 haben. Und das ist für uns wichtiger als alles andere im Augenblick“, erklärte Manager Oliver Ruhnert (52) vor Anpfiff.

Nach dem wichtigen Sieg gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt – Union hat nun mit 17 Punkten und einem Spiel weniger fünf Zähler Vorsprung vor dem 1. FC Köln auf dem Relegationsrang – probiert Ruhnert, etwas Fahrt aus der Trainerdebatte zu nehmen. Mit überschaubarem Erfolg.
Nenad Bjelica arbeitet beim 1. FC Union auf Bewährung
„Es ist immer unglücklich, wenn ein Cheftrainer drei Spiele fehlt. Wenn wir allerdings in den nächsten beiden so erfolgreich sind wie in diesem, ist es halt auch eine gute Geschichte“, sagte Ruhnert zwar.
Gleichzeitig lässt Unions Manager den Cheftrainer weiter zappeln, indem er ihm einen späten Rüffel verteilt und nur ein Pseudo-Machtwort spricht: „Wir haben gesagt, dass uns dieses Auftreten in München eines Cheftrainers von Union Berlin nicht gefallen hat. Das haben wir der Mannschaft, das haben wir auch dem Trainer klar mitgeteilt. Wir haben erwartet, dass er sich dafür in aller Form entschuldigt, und das hat er auch getan. Für uns ist klar, dass sich so was natürlich auf keinen Fall wiederholen darf.“
Der 1. FC Union kommt nicht zur Ruhe
Der Sieg hat also dem 1. FC Union Luft im Abstiegskampf verschafft. Bjelica ist trotz der eingefahrenen drei Punkte kein Stück schlauer. Vielmehr arbeitet Unions Cheftrainer an der Wuhle derzeit auf Bewährung.
Das Hü und Hott passt zum eisernen Rumgeeiere in den letzten Tagen. Erst schwieg man nach Bjelicas Ausraster in München, verschob dann vor dem Duell mit Darmstadt kurzfristig die Pressekonferenz, auf der Bjelica nicht sprach (obwohl er durfte), was die Gerüchte, wonach der 1. FC Union sich nach einem neuen Trainer umschaue, weiter befeuerte.
Gerüchteküche beim 1. FC Union brodelt
Apropos Gerüchte: Auch zwischen Mannschaft und Trainer soll es alles andere als harmonisch zugehen. Von wenig Kommunikation mit dem Trainer ist die Rede. Bjelica, der bei seiner Vorstellung davon sprach, „ein Soldat des Vereins“ zu sein, würde das Training mit militärischem Befehlston leiten.
Mittelfeldmann András Schäfer, der das Siegtor von Benedict Hollerbach gegen Darmstadt vorbereitete, verpasste sich selbst zum Thema Trainerdebatte einen Maulkorb: „Darüber will ich nicht reden.“
Bjelica-Bilanz bei Union kann sich sehen lassen
Klar ist: Der 1. FC Union spielt unter Bjelica Rumpelfußball. Gegen den Tabellenletzten Darmstadt traten die Eisernen mit einer Fünferabwehrkette einmal mehr extrem defensiv auf. Ein Ansatz, mit welcher Spielidee der Nachfolger von Urs Fischer die weiterhin lahme Offensive beleben will, ist nicht zu erkennen.
Fakt ist aber auch: Bjelica holte bisher zehn Punkte aus sechs Partien, also im Schnitt 1,66 Zähler pro Spiel. Bedeutet: Hält die Bjelica-Bilanz, steigt der 1. FC Union nicht ab. ■