1:5-Klatsche gegen den FC Bayern

Krisendinner im Soho House: Dirk Zingler redet dem 1. FC Union ins Gewissen!

Unions Präsident nutzt nach dem Debakel gegen den FC Bayern einen lang geplanten Termin, um das Team auf den Abstiegskampf einzuschwören.

Author - Sebastian Schmitt
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Dirk Zingler (59), Präsident des 1. FC Union, sprach nach dem 1:5 gegen den FC Bayern bei einem Abendessen im Soho House zur Mannschaft. 
Dirk Zingler (59), Präsident des 1. FC Union, sprach nach dem 1:5 gegen den FC Bayern bei einem Abendessen im Soho House zur Mannschaft. Picture Point LE/imago

Das wird eine ganz enge Kiste! Der 1. FC Union muss sich im Abstiegskampf ab sofort mächtig strecken, um das sechste Bundesligajahr in Folge klarzumachen. Gegen den FC Bayern kann man zwar verlieren. Doch was die Eisernen bei der 1:5-Klatsche gegen die Münchner in der zweiten Halbzeit abliefern, sorgt bei allen Unionern für große Abstiegsangst. Krisendinner im Soho House: Dirk Zingler redet dem 1. FC Union ins Gewissen! 

Es ist seit Jahren eine eiserne Tradition. Präsident Zingler (59) lädt in der Schlussphase der Saison die Mannschaft, den Trainer- und Betreuerstab und deren Familien zum Abendessen ein. Dabei schwor Unions Boss in den vergangenen Jahren die Profis stets auf den Endspurt und die zu erreichenden Ziele ein: Europa Conference League, Europa League, Champions League. Die Wahnsinnsreise des 1. FC Union ist bekannt.

1. FC Union: Krisendinner im Soho House

Diesmal ist jedoch alles anders, als die Spieler im Soho House in der Torstraße in Mitte eintreffen. Zum einen macht die Deutsche Fußball-Liga (DFL) mit ihrer Ansetzung des Duells gegen den FC Bayern zum Topspiel ein Abendessen und Beisammensein zur normalen Uhrzeit zunichte. Zum anderen ist die Stimmung durch die sich zuspitzende Lage im Kampf um den Klassenerhalt diesmal eher bedrückt. Passend zur Union-Situation kommen fast alle Spieler nach der 1:5-Klatsche gegen den FC Bayern ganz in Schwarz.  

Union-Präsident Dirk Zingler (59) sah die 1:5-Pleite gegen den FC Bayern in seiner Loge und litt mit. Später sprach er im Soho House zur Mannschaft. 
Union-Präsident Dirk Zingler (59) sah die 1:5-Pleite gegen den FC Bayern in seiner Loge und litt mit. Später sprach er im Soho House zur Mannschaft. Matthias Koch/imago

Es ist also bereits nach 23 Uhr, bevor Zingler überhaupt das Wort ergreift und im Soho House bei schickem Ambiente und leckeren Delikatessen zur Mannschaft spricht. Nach KURIER-Informationen redet Unions Boss den Profis ins Gewissen und schwört alle eindringlich auf den Abstiegskampf ein.

Dirk Zingler schwört 1. FC Union auf Abstiegskampf ein

Das Gute: Zinglers Ritual kommt genau zur richtigen Zeit. Der 1. FC Union kämpft in der Bundesliga ums Überleben. Insofern muss man aus eiserner Sicht nur hoffen, dass die Worte des Union-Bosses ankommen. Denn das, was einige Stunden zuvor an der Wuhle passiert ist, offenbarte besonders in der zweiten Halbzeit, dass verdammt viele immer noch nicht die Zeichen der Zeit erkannt haben.

Natürlich kann man selbst in dieser Saison gegen den FC Bayern verlieren. Die Frage ist nur: Wie? Und das macht auch vielen Spielern zu schaffen. Kapitän Christopher Trimmel (37) trommelt direkt nach Spielschluss zum Kabinengespräch, bevor Zingler der Mannschaft ebenso ins Gewissen redet.

1. FC Union droht die Relegation

Fakt ist: Dem 1. FC Union bleiben noch vier Spiele, die immer mehr zu Endspielen werden. Immerhin: Noch hat man alles selbst in der Hand. Doch weil die nächsten drei Duelle allesamt gegen direkte Konkurrenten gehen (in Gladbach, gegen Bochum, in Köln), kann sich das Blatt schnell wenden – und Union auf einen Relegationsplatz rutschen. Trimmel sagt: „Jeder kennt die Tabelle und weiß, welche Gegner jetzt kommen. Wichtig ist, dass wir nach so einer Niederlage dort die Antwort geben.“

Auch andere Spieler sparen nicht mit Selbstkritik, was ja bekanntlich der erste Schritt zur Besserung ist. Das Problem: Seit dem vergangenen Sommer sind die Köpenicker schon häufig hart mit sich und ihrer eigenen Leistung ins Gericht gegangen. Besser wurde es dennoch lange nicht. Erst die Horror-Serie und die Trennung vom völlig ausgelaugten Cheftrainer Urs Fischer sorgten für eine Trendwende. Nur um jetzt, in der heißen Phase, alle eisernen Tugenden wieder vermissen zu lassen.

Keine Trainerdiskussion: Trimmel stärkt Nenad Bjelica

Ein erneuter Trainerwechsel kommt für Trimmel nicht infrage. „Das war nicht einmal Thema. Wir vergessen nicht, wo wir mal standen, als wir 12 oder 13 Spiele in Folge verloren haben“, erklärt der Kapitän und unterstreicht, dass Nenad Bjelica (52) den 1. FC Union „stabilisiert“ hat. Und überhaupt: Die Abreibung des FC Bayern, die der 1. FC Union vor allem aufgrund von fehlender Gegenwehr in der zweiten Halbzeit kassierte, „sei in erster Linie uns Spielern anzulasten“.

Bjelica selbst nahm dagegen seine Mannschaft in Schutz und die Pleite auf seine Kappe. Alarm hatte der Kroate ja auch bereits vor einer Woche nach dem 0:2 in Augsburg geschlagen. Nur sind seine drastischen Worte offenbar nicht bei allen in der Mannschaft angekommen. Bleibt zu hoffen, dass Zinglers Rede beim Krisendinner im Soho House mehr Gehör findet.