Erlaubt oder nicht?

Hertha BSC kopiert 1. FC Union: Ärger um „Fußballgott“ Fabian Reese

Blau-weißes Entsetzen: Ultras kritisieren, dass ausgerechnet ein eiserner Schlachtruf übernommen wurde.

Author - Sebastian Schmitt
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Hebt regelmäßig ab und lässt Hertha-Herzen höher hüpfen: Stürmer Fabian Reese (26).
Hebt regelmäßig ab und lässt Hertha-Herzen höher hüpfen: Stürmer Fabian Reese (26).City-Press

Woche für Woche beweisen Fußballfans, dass ihrer Kreativität im Stadion keine Grenzen gesetzt sind. Mit beeindruckenden Choreografien, Bannern mit flotten Sprüchen oder immer wieder neuem, ganz eigenem Liedgut. Verpönt, ja für viele sogar ein absolutes No-Go, ist dagegen, Dinge von anderen Klubs eins zu eins zu übernehmen. Doch genau das passiert seit einigen Wochen im Westend. Hertha BSC kopiert den 1. FC Union: Ärger um „Fußballgott“ Fabian Reese!

Die blau-weiße Begeisterung um Fabian Reese (26) nimmt kein Ende. Warum auch? Herthas Außenstürmer spielte sich blitzschnell in die Herzen der Fans, indem er Spiel für Spiel abliefert und fast immer den Unterschied für Hertha BSC ausmacht. Auch bei der 4:0-Gala gegen Hansa Rostock sorgte er mal wieder für Jubel, als er den Handelfmeter zum zwischenzeitlichen 2:0 verwandelte und mit seiner Energie das Spiel und somit auch das Publikum mitriss.

Spürbar anders war es vor dem Anpfiff, als Herthas Stadionsprecher Fabian von Wachsmann (56) die Aufstellungen vorlas. Nachdem der Nachname von Herthas beliebter Nummer elf im Kollektiv gebrüllt worden war, hallte noch ein „Fußballgott“ hinterher. Etwas leiser als sonst, aber weiterhin deutlich hörbar.

Ultras von Hertha BSC fühlen sich an 1. FC Union erinnert

Das Pikante: Beim vorherigen Heimspiel, dem 3:3 gegen den 1. FC Nürnberg, machte Herthas Ultra-Gruppe Harlekins ihrem Ärger genau darüber Luft. So hieß es im Kurvenecho, einem Flugblatt von Fans für Fans: „Es geht um die nervigen ‚Fußballgott‘-Rufe nach Spielernamen. Erfunden wurde dies mit Sicherheit nicht in Köpenick, aber gerade dort ist es ein fester Bestandteil und hat nichts bei uns verloren.“

Bringt die Kurve zum Feiern und wird als „Fußballgott“ gefeiert: Hertha-Stürmer Fabian Reese (26).
Bringt die Kurve zum Feiern und wird als „Fußballgott“ gefeiert: Hertha-Stürmer Fabian Reese (26).Nordphoto/imago

Hintergrund: Beim 1. FC Union liest Stadionsprecher Christian Arbeit immer Vor- und Nachnamen der Spieler vor, während die Fans schon traditionell jedem ein „Fußballgott“ anhängen.

Hertha-Ultras kritisieren „Fußballgott“-Rufe

Das gefällt den Harlekins nicht. Herthas Ultras: „In der heutigen schnelllebigen Zeit des Fußballs ist es der falsche Weg, Spieler mit Fußballgott zu huldigen, denn wenn der Spieler nach der Saison den Verein verlässt, fühlen sich gerade die Leute verraten und enttäuscht, die zuvor am lautesten den Fußballgott auserkoren haben.“

Dass es diese Reaktionen sogar beim 1. FC Union gibt, wo sonst auch ehemalige Spieler weiterhin als „Fußballgott“ empfangen werden, erlebte Ex-Stürmer Kevin Behrens (33) im Januar, als er nur 13 Tage nach seinem Blitz-Wechsel zum VfL Wolfsburg nach Köpenick zurückkehrte und bei seiner offiziellen Verabschiedung neben dem „Fußballgott“ auch Pfiffe erntete.

Fabian Reese genießt Personenkult bei Hertha BSC

Reese, erst seit dem Sommer in Berlin, fliegen bei Hertha BSC dagegen weiterhin die Herzen zu: „Die Leute haben meine hohe Identifikation honoriert, mir vom ersten Tag an viel Zuspruch gegeben, und so ist eine Symbiose, ja fast schon ein Kult, zwischen mir und den Fans entstanden. Dann habe ich nach dem schlechten Start im richtigen Moment Tore geschossen und aufgelegt. Und so nahm das seinen Lauf.“

Ein Hype, der den Harlekins zu weit geht. Ob die restlichen Hertha-Fans den Ultras folgen und die „Fußballgott“-Rufe schon bald wieder Geschichte sind, und ob sich die Anhänger von Hertha BSC vielleicht etwas Neues, Eigenes überlegen, wird sich am 26. April zeigen, wenn das nächste Heimspiel gegen Hannover 96 stattfindet.