Hertha BSC befreit sich endgültig vom Flutlicht-Flucht, legt nach dem 3:2-Sieg in Paderborn am vergangenen Freitagabend nach und besiegt Hansa Rostock mit 4:0 (2:0). Damit klettert die Mannschaft von Trainer Pal Dardai (48) in der Tabelle auf Platz sechs und erhöht den Druck auf die Konkurrenz. Zurück im Aufstiegskampf? Hansa böllert, Hertha ballert!
Das ist mal eine blau-weiße Ansage! Hertha kontrolliert das Spiel gegen Hansa nach Belieben und fährt äußerst souverän den nächsten Dreier ein. Damit trennen Hertha über Nacht und fünf Spieltage vor Schluss nur noch fünf Punkte vom Relegationsrang drei.
Sportdirektor Benjamin Weber ist entsprechend zufrieden: „Wir sind von Anfang an da gewesen und haben zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht. Nur zu Beginn der zweiten Halbzeit haben wir etwas nachgelassen, sonst war es eine extrem konzentrierte Leistung. Das haben sich die Jungs verdient!“ Cheftrainer Dardai gerät nach der Gala so richtig ins Schwärmen: „Für uns ist es heute ein perfekter, ein geiler Fußballabend.“
Zuvor war die Angst vor Rostocker Randale groß. Die Polizei war mit einem Großaufgebot in der Stadt und rund um das Stadion im Einsatz, um die rund 20.000 Gäste-Fans von den Hertha-Fans zu trennen. Auch drinnen herrschen erhöhte und in diesem Umfang nie dagewesene Sicherheitsmaßnahmen: Ganze Blöcke sind gesperrt und dienen als Pufferzone, um neutrale Zuschauer vor Feuerwerkskörper wie Raketen zu schützen. Zusätzlich wurde ein Fangzaun um den kompletten Gästebereich gespannt.
Nach Rostocker Rauch macht Hertha Dampf

Geholfen hat es nichts. Besonders vor dem Anpfiff zündeln die Rostocker Fans, laute Böller explodieren und Rauchtöpfe verdecken die Sicht im Olympiastadion, sodass sich der Anstoß um zehn Minuten verzögert. Als der Ball dann endlich rollt, folgt auf den Rostocker Rauch viel blau-weißer Dampf.
Erst fehlen Toptorjäger Haris Tabakovic (6.) und Palko Dardai (8.) noch etwas die Genauigkeit. Doch dann setzt Hertha Hansa in der 18. Minute mit nur drei Spielzügen Schachmatt. Tabakovic legt den Ball klug raus auf Marton Winkler, der Palko Dardai in der Mitte bedient. Der älteste Sohn des Trainer köpft wuchtig zur 1:0-Führung ein. Dardai: „Das war im richtigen Moment ein sehr gut herausgespieltes Tor.“
Hertha-Star Fabian Reese trifft gegen Rostock
Auch danach kennt das Spiel vor 62.177 Zuschauern nur eine Richtung: Tabakovic hat den Torschrei schon auf den Lippen, scheitert nur an der Fußabwehr von Rostock-Torhüter Markus Kolke (27.) Eine Minute später donnert Jonjoe Kenny einen Distanzschuss auf das Gäste-Tor, den Hansas Simon Rhein mit abgespreiztem Arm im Strafraum blockt. Fabian Reese verwandelt den fälligen Handelfmeter eiskalt zum 2:0 (31.), was die Rostocker Fans mit weiteren Böllern quittieren.
Defensiv ist Hertha dagegen gegen den Abstiegskandidaten kaum gefordert. Das, was von Rostock kommt, räumt fast alles Deyo Zeefuik im defensiven Mittelfeld ab. Bei den wenigen Standards der Gäste steht die Verteidigung um Marc Kempf, der für Linus Gechter wieder in die Startelf gerückt ist, deutlich stabiler als zuletzt. Stammkeeper Tjark Ernst, nach seiner Beckenverletzung und fünf Spielen Zwangspause wieder für Marius Gersbeck im Tor, muss nicht einmal wirklich eingreifen.
Herthas Palko Dardai schnürt Doppelpack gegen Hansa
Dafür kommt Rostock etwas mutiger aus der Pause und sendet mit einen Distanzschuss zumindest mal ein Lebenszeichen im Abstiegskampf (52.). Hertha lässt es dagegen ruhiger angehen, bleibt aber brutal effektiv: Winkler sprintet im Höllentempo durch Hansas Defensive und bedient Palko Dardai im Rückraum des Strafraums, der für seinen Doppelpack nur noch zum 3:0 einschieben muss (59.).
Sportdirektor Weber lobt: „Wir haben es sowohl von hinten raus als auch bis zum Schluss gut gemacht, haben gut gestanden und dann einfach auch zu dem richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht.“
Weil Hertha auch danach auf dem Gaspedal bleibt und sich im Vergleich zu so manchem Hinrunden-Spiel auch keine individuellen Patzer leistet, brennt im Olympiastadion nichts mehr an. Im Gegenteil. Der eingewechselte Ibrahim Maza beweist einmal mehr seine Genialität. Mit nur einem Pass hebelt der begehrte 18-Jährige die komplette Rostocker Hintermannschaft aus, sodass Tabakovic frei vor dem Tor auftaucht und seine Führung in der Torjägerliste mit seinem 19. Saisontor weiter ausbaut – 4:0 (86.).