Lage immer bedrohlicher

1:5 gegen den FC Bayern: Union-Trainer Bjelica nimmt „Blackout“ auf seine Kappe

Die Köpenicker kommen gegen den Rekordmeister unter die Räder und stecken jetzt knietief im Abstiegskampf. 

Author - Sebastian Schmitt
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Union-Trainer Nenad Bjelica und Kapitän Christopher Trimmel schieben nach der deftigen Pleite gegen den FC Bayern Frust. 
Union-Trainer Nenad Bjelica und Kapitän Christopher Trimmel schieben nach der deftigen Pleite gegen den FC Bayern Frust. Contrast/imago

Au Backe, 1. FC Union! Die Eisernen gehen gegen den FC Bayern unter, verlieren nach gutem Beginn durch gleich mehrere grobe Patzer und am Ende ohne große Gegenwehr mit 1:5 (0:2). Damit rutscht das Team von Trainer Nenad Bjelica vier Spieltage vor Schluss noch tiefer in den Abstiegssumpf.

Hängende Köpfe, aber aufmunternder Applaus. Die Unterstützung der Fans ist dem 1. FC Union im Abstiegskampf sicher. Klar ist: Diese werden die eisernen Profis nach der Abreibung gegen den Rekordmeister auch brauchen. Bjelica: „Nach dem 0:2 war es sehr bitter. In der zweiten Halbzeit haben wir über zehn Minuten einen Blackout, in dem wir noch weitere Tore kassieren.“ Doch der Reihe nach.

Das schlimmste Szenario für Union ist bereits vor dem Anpfiff gegen den FC Bayern so gut wie vom Tisch. Durch den Darmstädter 2:0-Sieg beim 1. FC Köln bleibt der Abstand der Eisernen auf einen direkten Abstiegsplatz auch vier Spieltage vor Saisonende bei komfortablen sieben Punkten. Und auch das 1:0 des VfL Wolfsburg gegen den VfL Bochum spielt dem 1. FC Union in die Karten, wenngleich die Wölfe damit vorerst im Tableau und auch in der TV-Geld-Tabelle an den Köpenickern vorbeiziehen.

Fakt ist: Union muss noch punkten, um das sechste Bundesliga-Jahr in Folge klarzumachen. Die Fans wissen, dass die Stunde geschlagen hat: „Mit aller Gewalt, Klassenerhalt“, steht auf einem Banner, das bereits beim Aufwärmen auf der Gegengerade hängt.

1. FC Union probiert es offensiv gegen den FC Bayern

Und Bjelica will es wissen. Unions Cheftrainer versucht die Torkrise mit der Flucht nach vorne zu beenden. Der Kroate bringt mit dem spielstarken Brenden Aaronson, dem quirligen Benedict Hollerbach und dem wuchtigen Kevin Volland drei Stürmer. Bayern-Trainer Thomas Tuchel rotiert dagegen drei Tage nach dem Einzug ins Champions-League-Halbfinale, unter anderem fehlen Leroy Sané und Jamal Musiala. Ein Starensemble bleibt der FC Bayern dennoch.

Fünffach-Jubel: Der FC Bayern macht in der zweiten Halbzeit mit dem 1. FC Union kurzen Prozess.
Fünffach-Jubel: Der FC Bayern macht in der zweiten Halbzeit mit dem 1. FC Union kurzen Prozess.Jan Huebner/imago

Dennoch wittert der 1. FC Union Morgenluft, wenngleich man noch nie gegen die Bayern gewinnen konnte und aktuell den zweitschwächsten Angriff der Liga stellt. Doch zunächst bieten die Eisernen den Münchnern die Stirn, agieren konzentriert, aggressiv und mit viel Mut. Entsprechend dauert es nur 50 Sekunden, bis das erste Raunen durch die Alte Försterei geht: Robin Gosens verpasst nur knapp eine Flanke von Christopher Trimmel, nachdem Bayern-Torhüter Manuel Neuer sich etwas verschätzt (1.).

Auch danach kombiniert sich Union gleich mehrfach stark bis zum Bayern-Strafraum. Jedoch fehlt wie in den vergangenen Wochen die Durchschlagskraft. Bjelica über seine offensive Aufstellung: „Wir wollten noch torgefährlicher sein. Ich denke, dass die Jungs in der ersten Halbzeit sehr viel geleistet haben. Ich kann ihnen keinen Vorwurf machen.“

Fehler des 1. FC Union sorgen für Tore des FC Bayern

Und der FC Bayern? Der nutzt im Stile einer Spitzenmannschaft seine erste Torchance. Allerdings durch Mitwirken der Eisernen. Gosens trabt Joshua Kimmich nur hinterher, sodass der Ball über Mathys Tel bei Leon Goretzka landet, der wuchtig mit Hilfe der Unterkante der Latte trifft – 0:1 (29.).

Geschockt ist beim 1. FC Union niemand, es wird weiter angerannt. Aber die Offensivaktionen bleiben harmlos. Wie Effizienz aussieht, beweist dagegen der FC Bayern – allerdings hilft der 1. FC Union erneut kräftig mit. Super-Stürmer Harry Kane zirkelt einen direkten Freistoß aus 25 Metern zum 0:2 ins Tor. Union-Keeper Frederik Rönnow ist vor allem machtlos, weil Danilho Doekhi und Gosens für ein Loch in der Mauer sorgen (45.+1).

1. FC Union geht gegen den FC Bayern unter

Bjelica tobt an der Linie über den Freistoßpfiff (Diogo Leite tritt Aleksandar Pavlovic jedoch klar auf den Fuß) und wandelt nah am zweiten Platzverweis im zweiten Spiel gegen den FC Bayern, nachdem er sich nach der kassierten Gelbe Karte weiter beschwert. 

Und bevor die eiserne Aufholjagd in der zweiten Halbzeit überhaupt beginnen kann, zieht der FC Bayern dem 1. FC Union den Stecker. Thomas Müller, von den Unionern am Fünfmeterraum völlig vergessen, nagelt den Ball unhaltbar zum 0:3 in die Maschen (53.). 

1. FC Union verliert an Boden im Abstiegskampf

Bjelica wechselt dreifach, bringt Yorbe Vertessen, Josip Juranovic und Aissa Laidouni für Hollerbach, Leite sowie András Schäfer und stellt auf Viererkette um. Nur: Besser wird es nicht. Im Gegenteil. Die eiserne Gegenwehr löst sich nach dem dritten Gegentor in Luft auf. Tel, von Kane bedient, trifft locker zum 0:4 (62.). Nur vier Minuten später darf Müller nachlegen, köpft zum 0:5 ein. 

Bjelica: „Das war ein zehnminütiger Blackout von uns. Die Umstellung war meine Entscheidung. Das geht also auf meine Kappe. Ich wollte es probieren, um das Spiel zu drehen. Leider ist es uns nicht gelungen, mehr Druck auf den Gegner aufzubauen. Wir sind stattdessen defensiv instabiler geworden. Wenn jemand Schuld hat, dann der Trainer.“

1. FC Union: Nenad Bjelica glaubt fest an den Klassenerhalt

Eine Packung, die gleich doppelt wehtut. Denn in Sachen Tordifferenz verliert der 1. FC Union (-26) im Vergleich zu den Konkurrenten (Bochum -26, Mainz -17) weiter an Boden auf den Relegationsplatz. Die Rheinessen können mit einem Sieg am Sonntag beim SC Freiburg Union überholen und die Lage weiter verschärfen.

Umso wichtiger und gut für die Seele ist dann das eiserne Lebenszeichen zum Schluss: Vertessen trifft nach mehr als sechs Stunden (387 Minuten) ohne eigenen Treffer zum 1:5 (90+1). Bjelica ist sich sicher: „Wenn wir die Leistung aus der ersten Halbzeit in den restlichen vier Spielen zeigen, bleiben wir drin.“