Hach, was waren das noch für Zeiten! Zweimal, in einer Saison dank des DFB-Pokals sogar dreimal, duellierten sich Hertha BSC und der 1. FC Union in den vergangenen Jahren und elektrisierten die ganze Stadt. Viele Fußballfans fiebern deswegen einer Neuauflage entgegen. Und die liegt sogar tatsächlich in der Luft. 1. FC Union gegen Hertha BSC: Das Derby steigt im Mai, wenn …
„Nächstes Jahr haben wir wieder das Derby, und zwar in der Zweiten Liga“, sagt Axel Kruse im RBB-Podcast „Hauptstadtderby“. Der Ex-Hertha-Profi fügt hinzu: „Wir sind nicht in der Lage aufzusteigen, und Union hat so viel Sehnsucht nach dem Derby, dass sie zu uns runterkommen.“
Dass aus Kruses Spott bittere Realität werden kann, ist angesichts der aktuellen Situationen in Köpenick und im Westend gar nicht mal auszuschließen. Während der 1. FC Union taumelt und aus den letzten fünf Spielen nur ein Pünktchen holte, steckt das Team wieder im Abstiegskampf. Im Gegensatz dazu läuft es bei Hertha BSC in der Zweiten Liga heiß: Zehn Zähler aus vier Spielen lassen die Fans wieder vom direkten Wiederaufstieg träumen, und selbst Herthas Bosse und Spieler schielen zumindest noch auf den Relegationsrang drei.
Kommt es zum Derby zwischen Hertha und Union in der Relegation?
Um alles andere, den direkten Auf- oder Abstieg, geht es bei Hertha BSC und Union nicht mehr. Dafür ist der Vorsprung und Rückstand auf die Konkurrenten zu groß. Was aber möglich ist, und Berlin bereits im Mai wieder ein Derby bescheren könnte, ist ein direktes Aufeinandertreffen in der Relegation. Die Entscheidung über Auf- oder Abstieg fällt am 23. Mai 2024 (Hinspiel) und am 27. Mai (Rückspiel).
Kommt es tatsächlich zum Duell zwischen dem 1. FC Union und Hertha BSC, wäre das ein Relegationskracher, der alle Fußballfans in der Stadt in einen Ausnahmezustand versetzt. Wenn man sich vor Augen führt, wie sehr die Rivalität Berlin in den vergangenen Jahren elektrisierte, als es nur um Punkte ging, dann kann man erahnen, was erst los sein wird, wenn es um alles geht, um Auf- oder Abstieg.
Das spricht für ein Relegationsderby zwischen Hertha und Union
Dass ein Relegationsduell in der Luft liegt, dafür sorgten die Formkurven beim 1. FC Union und Hertha BSC. Die Blau-Weißen gewinnen plötzlich auch enge Spiele und beweisen derzeit vor allem vor dem gegnerischen Tor Bundesliga-Form: 15 Treffer in den vergangenen vier Spielen können sich sehen lassen. Kruse sagt: „Wenn wir immer so gespielt hätten, würden wir nicht acht Punkte hinter dem Dritten hinterherdümpeln. Aber ein bisschen Hoffnung habe ich noch.“
Von Herthas Ausbeute kann der 1. FC Union wiederum nur träumen. In Köpenick dauert die Torflaute bereits so lange an, dass aus dem Galgenhumor, den Cheftrainer Nenad Bjelica noch vergangene Woche an den Tag legte, nach dem 0:2 in Augsburg absolute Alarmstimmung beim Kroaten wurde. Nur noch drei Zähler trennen Union vor dem Relegationsplatz 16, von Mainz 05. Dazu kommt: Die Rheinhessen haben nach zwei aufeinanderfolgenden 4:1-Siegen mittlerweile die bessere Tordifferenz.
Berliner Horror: Kein Hertha-Aufstieg und Union-Abstieg
Fakt ist: Das Hauptstadtderby könnte nach diesem Wochenende deutlich näher rücken, sollte der 1. FC Union gegen den FC Bayern (Sonnabend, 18.30 Uhr) verlieren und Hertha BSC in Karlsruhe (Sonntag, 13.30 Uhr) den nächsten Sieg einfahren. Während die Eisernen hoffen, dass die Bayern wegen der Champions League und der Trainersuche Federn im Stadion An der Alten Försterei lassen, peilen Hertha-Trainer Pal Dardai und Sportdirektor Benjamin Weber den dritten Sieg in Serie an. Das gelang Hertha BSC zuletzt vor viereinhalb Jahren unter dem damaligen Trainer Ante Covic.
So weit weg eine Wiederauflage des Derbys scheint: Um sicher das sechste Bundesliga-Jahr in Folge planen zu können, benötigt der 1. FC Union noch vier Punkte aus den letzten fünf Spielen. Gelingt das nicht und Hertha gewinnt jedes der noch ausstehenden fünf Spiele, stehen die Chancen tatsächlich gut, dass das Derby in Berlin bereits im Mai wieder steigt. Das würde die Herzen vieler Fußballfans höher schlagen lassen und ein Horrorszenario ausschließen, dass nicht nur Kruse im Kopf hat: „Es wäre eine Katastrophe für Berlin, keinen Bundesligaklub zu haben.“ ■