Der Vorsprung schmilzt, die Anspannung steigt. Mickrige zwei Pünktchen trennen den 1. FC Union nur noch vom Absturz auf den Relegationsplatz. Um nach fünf Bundesliga-Jahren nicht die Segel zu streichen, müssen die Köpenicker sich in den verbliebenden vier Spielen einmal mehr aus dem Schlamassel ziehen. Fußballgötter oder Legionäre: Das wird sich beim 1. FC Union jetzt zeigen!
Beginnt der ganze Mist wieder von vorn? Eigentlich hatte sich der 1. FC Union nach der Horror-Hinrunde stabilisiert, unter Cheftrainer Nenad Bjelica mühsam, aber fleißig Punkte gesammelt. Doch hört man bei den Union-Profis nach der 1:5-Klatsche gegen den FC Bayern genau hin, stellt man fest: Die Verunsicherung ist zurück!
Stürmer Kevin Volland (31) gesteht: „Wir haben nicht das größte Selbstvertrauen, das ist klar. In der zweiten Halbzeit zerbrechen wir komplett. Das darf uns nicht passieren.“ Auch Ex-DFB-Star Robin Gosens (29) ist baff und kritisiert: „Da hat mir die Reaktion der Mannschaft gar nicht gefallen.“
1. FC Union: Angriff nicht bundesligatauglich
Fakt ist: Der 1. FC Union wackelt wieder in der Abwehr, leistet sich wie von Diogo Leite in Augsburg (0:2) schlimme Aussetzer. Im Angriff ist dagegen weiter der Wurm drin, selbst wenn die Torflaute nach mehr als sechs Stunden mit dem Ehrentreffer gegen den FC Bayern in der Nachspielzeit beendet wurde. Bjelica versucht, die eiserne Harmlosigkeit zu erklären: „In der Bundesliga hat keine Mannschaft so ein junges Sturm-Trio. Volland ist der Einzige mit Erfahrung, aber er ist kein Mittelstürmer.“
Doch die Sturmkrise ist hausgemacht. Kevin Behrens (33) verkaufte man im Januar an den VfL Wolfsburg, holte dafür Chris Bedia (28) aus der Schweiz. Doch der Ivorer ist scheinbar weiterhin nicht bundesligatauglich. Apropos Kaderplanung: Manager Oliver Ruhnert änderte sein Shoppingverhalten im Sommer, kaufte Klasse statt Masse und brachte mit den vermeintlichen Stars mächtig Unruhe in die Kabine.
1. FC Union: Unruhe in der Kabine
„Eventuell war das Ego bei Einzelnen ein Stück weit zu groß. Als Einheit haben wir dann nicht mehr zu 100 Prozent so funktioniert wie in den Jahren zuvor“, erklärte Khedira jüngst und ließ damit aufhorchen. Khedira weiter: „Jeder hat seine eigenen Ziele, seine Ambitionen. Aber unser Credo hier bei Union Berlin war immer, dass die Bundesliga das Hauptgeschäft darstellt. Wer damit nicht zufrieden ist, ist nicht am richtigen Ort.“
Alles klar? Denkste! Nur drei Tage später erklärte Gosens über seine DFB-Ausbootung: „Fakt ist auch, dass man im Verein auf Top-Niveau spielen muss, um bei der Nationalmannschaft dabei zu sein. Nächste Saison werden wir mit Union nicht international spielen. Es bedeutet nicht zwangsläufig, dass ich nach der Saison schon wieder Abschied nehme.“ Klingt aber definitiv mehr nach Legionär als nach dem beim 1. FC Union so beliebten Fußballgott.
Duell in Gladbach: 1. FC Union droht Abstiegsplatz
Bjelica spürt das und warnte bereits: „Wir sind dick im Abstiegskampf, wer das nicht versteht, hat nichts verloren bei Union.“ Geholfen hat es nicht, vielmehr gab es auch gegen den FC Bayern mehrere Anzeichen, dass einige Spieler die Zeichen der Zeit immer noch nicht verstanden haben. Abwinken gehört zwar im Fußball aufgrund der Emotionen dazu, sollte aber nicht zu häufig vorkommen. Stehenbleiben ist dagegen ein Unding. Beides war im Spiel gegen den FC Bayern von Union-Profis zu sehen.
Eindeutig: In Gladbach (Sonntag, ab 15.15 Uhr im KURIER-Liveticker) müssen sich alle Unioner als Einheit präsentieren und die in Köpenick so sehr verehrten eisernen Tugenden endlich wieder auf den Platz bringen. Ansonsten droht bereits am kommenden Spieltag der Absturz auf den Relegationsrang. ■