Neue Saison, neues Glück – aber alte Ziele? Die Fans des 1. FC Union saugen jedes Transfergerücht auf, fiebern dem Trainingsauftakt entgegen – und hoffen natürlich auf Besserung nach zwei Jahren im Abstiegskampf. Doch ausgerechnet Trainer Steffen Baumgart bremst die Euphorie und schlägt ganz andere Töne an. Statt Europa spricht er über Bodenhaftung. Und das hat seinen Grund.
Während in Köpenick die Vorfreude steigt und die Transfermaschinerie auf Hochtouren läuft, ist einer ganz bewusst auf dem Boden geblieben: Trainer Steffen Baumgart (53). Der Coach, der Union mit breiter Brust und voller Energie stabilisieren will, macht vor dem ersten Training am 7. Juli eine klare Ansage: „Wir sollten aufhören, von Europa zu reden und uns lieber auf die Bundesliga fokussieren. Dann entwickeln sich die Dinge automatisch.“
Eine Aussage, die sitzt. Vor allem, weil sie durchaus im Kontrast zu der Marschroute steht, die Präsident Dirk Zingler (60) noch im vergangenen Sommer vorgegeben hatte. Damals, nach der historischen Saison in die Champions League, klang das jedenfalls ganz anders: „Wir haben gelernt, dass wir Spaß an internationalen Spielen haben. Wir sind ambitioniert und ehrgeizig.“
Mit Köln und dem HSV wird es nicht leichter
Doch der Spaß kehrte bekanntlich nicht zurück. Vielmehr steckte Union nach dem Last-minute-Klassenerhalt im Vorjahr wieder im Abstiegskampf, trennte sich bereits an Weihnachten von Trainer Bo Svensson (45) und rutschte unter Nachfolger Baumgart zunächst noch tiefer in den Tabellenkeller. Erst eine Serie von acht ungeschlagenen Spielen und der Einstellung des Urs-Fischer-Rekords atmete man an der Wuhle auf.

Baumgart will sich davon nicht blenden lassen. Der Coach ahnt, dass es in der neuen Saison nicht leichter. „Wir müssen realistisch bleiben“, sagt er. Und spielt damit auch auf die beiden Aufsteiger Köln und Hamburg an – zwei Vereine, die mit Wucht und Ambitionen zurückkehren. Baumgart weiß das als Ex-Trainer der beiden Klubs ganz genau.
Union-Manager Horst Heldt verspricht Klassenerhalt
Auch Manager Horst Heldt (55) setzt auf Demut statt große Ziele, verspricht aber: „Wir werden es schaffen, einen konkurrenzfähigen Kader zusammenzustellen, sodass wir auch im nächsten Jahr nichts mit dem Abstieg zu tun haben.“
Fakt ist: In Köpenick hat man nach der Wahnsinnsreise durch Europa gelernt, dass die Bundesliga kein Selbstläufer ist. Was zählt, sind Punkte. Leidenschaft. Geschlossenheit.
Baumgarts schärft Sinne aller Unioner
Baumgart schärft die Sinne vor dem Start: „Wir sollten uns darauf konzentrieren, den Verein in der Bundesliga zu halten. Das ist das Hauptziel."