Als Laszlo Benes gegen Bremen zum Kunstschuss ansetzte, bebte die Alte Försterei. Doch der Moment des Jubels war selten – zu selten. Denn der Königstransfer des vergangenen Sommers wartet beim 1. FC Union weiter auf seinen Durchbruch. Und jetzt wird es für den Spielmacher noch enger: Union hat offenbar den nächsten Mann fürs Mittelfeld im Visier.
Es war einer dieser Momente, der alles auf den Kopf stellt. Bremen, 2:2, 84. Minute – Laszlo Benes (27) kommt rein, bekommt den Ball, zirkelt ihn gefühlvoll in den Winkel. Die Alte Försterei explodiert. Eiserne Ekstase
Laszlo Benes schiebt beim 1. FC Union Frust
Das Problem: Es war mehr oder weniger Benes einziges eisernen Ausrufezeichen in seinem ersten Jahr beim 1. FC Union.
Dabei galt der Edeltechniker, den Manager Horst Heldt (55) vergangenen Sommer für drei Millionen Euro vom Hamburger SV loseiste, sogar als eiserner Königstransfer. Doch Benes fehlte erst das Vertrauen, dann die Bindung zum Spiel, manchmal das Timing, gelegentlich auch die Durchschlagskraft. Ein Spielmacher mit feinem Fuß, aber ohne festen Platz im System. Weder unter Bo Svensson (45) noch unter dem aktuellen Cheftrainer Steffen Baumgart (53). Und so schob Benes – einst Topscorer der Zweiten Liga – in Köpenick vor allem Frust.
1. FC Union: Baumgart kämpft um Benes, aber …
Baumgart sind Benes Fluchgedanken bekannt. Demonstrativ stärkte er ihm zum Saisonende den Rücken: „Laci gehört hierher und hat immer wieder bewiesen, dass er es sehr gut macht und das wird er auch weiter machen.“ Doch trotz der Blumen ist längst klar: Union wird das Mittelfeld weiter umbauen. Und das könnte Benes endgültig aus der Spur werfen.

Denn wie der belgische Transferexperte Sacha Tavolieri berichtet, arbeitet Union bereits an einem Neuzugang für die Zentrale. Mohamed Belhadj Mahmoud vom FC Lugano steht im Fokus von Manager Horst Heldt (55). Der 25-jährige Tunesier spielt defensiver als Benes, agiert robuster und wuchtiger, ist aber trotzdem extrem torgefährlich. Wegen seiner zehn Treffer in der Schweiz haben Mahmoud gleich mehrere Klubs aus Europas Top-Ligen auf dem Zettel.
Fünf Millionen für Mahmoud: Lugano pokert mit Union
Neben dem 1. FC Union soll vor allem der RC Lens an Mahmoud baggern. Wegen der vielen Interessierten pokert Lugano offenbar hoch und fordert stolze fünf Millionen Euro als Ablöse für Mahmoud. Zwar steigerte der Mittelfeldmann seinen Marktwert in den vier Jahren in der Schweiz kontinuierlich auf derzeit vier Millionen Euro. Anderseits hat Mahmoud beim FC Lugano nur noch ein Jahr Vertrag.

Gut möglich, dass jetzt alles ganz fix geht. Heldt hat in den vergangenen Wochen bereits bewiesen, dass er Transfers gern früh einfädelt, um dem Team zum Start in die Vorbereitung eine klare Struktur zu geben.
1. FC Union: Für Laszlo Benes wird die Luft dünner
Fakt ist: Angelt sich Union Mahmoud, wird der ohnehin schon große Konkurrenzkampf im eisernen Mittelfeld noch größer. Aljoscha Kemlein, Vizekapitän Rani Khedira, Benes-Kumpel Andras Schäfer und Jannik Haberer bekamen vergangene Saison die meiste Spielzeit. Für Benes wird die Luft in Köpenick also immer dünner.
Aber wer weiß: Vielleicht zündet Benes genau dann, wenn es niemand mehr erwartet. Noch ist der Sommer lang. Und in Köpenick ist immer Platz für eine gute Geschichte – auch für ein echtes Comeback.