Eiserne Transfer-Tugend

Urs gut! 1. FC Union erinnert wieder an beste Fischer-Zeiten

Transferoffensive in Köpenick: Union plant wie früher – schnell, klug, erfolgshungrig.

Author - Sebastian Schmitt
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Unter Trainer Urs Fischer erlebte der 1. FC Union seine bisher erfolgreichste Zeit. Auch, weil die Eisernen unter dem Schweizer auf dem Transfermarkt stets früh zuschlugen.
Unter Trainer Urs Fischer erlebte der 1. FC Union seine bisher erfolgreichste Zeit. Auch, weil die Eisernen unter dem Schweizer auf dem Transfermarkt stets früh zuschlugen.Matthias Koch/imago

Der 1. FC Union legt auf dem Transfermarkt los wie einst unter Erfolgstrainer Urs Fischer (59). Noch bevor die Wechselperiode offiziell begonnen hat, stehen vier Neuzugänge fest. Ein Signal, das Hoffnung macht – und Erinnerungen an bessere Zeiten weckt.

Das fühlt sich plötzlich wieder nach dem alten Union an. Nach dem Union, das nicht zaudert, sondern zupackt. Nach dem Union, das unter Urs Fischer einst erst die Bundesliga aufmischte – und dann sogar Europa. Mit Oliver Burke, Woo-yeong Jeong, Andrej Ilic und Ilyas Ansah hat Manager Horst Heldt (55) bereits vier Transfers eingetütet, obwohl die Wechselperiode (1. Juli bis 1. September) noch gar nicht offiziell begonnen hat.

Urs Fischer legte beim 1. FC Union Wert auf frühe Transfers

Ein mutiges Zeichen, ein klarer Plan. Und vor allem: ein Weg, den Union-Fans gut kennen – und schätzen.

Denn die Rückkehr zu alter Transfer-Tugend weckt Erinnerungen. In den Jahren nach dem Bundesliga-Aufstieg 2019 hatte es unter Ex-Manager Oliver Ruhnert (53) immer oberste Priorität, den Kader möglichst früh zusammenzuhaben. Damit Trainer und Mannschaft jede Einheit der Vorbereitung nutzen konnten, um Automatismen zu entwickeln, sich einzuspielen, ein echtes Kollektiv zu formen.

Neue Transfer-Tugend bringt Union in Bredouille

Damals war Union für viele unbequem, weil es als Einheit auftrat – stabil, kompakt, gallig. Der Grundstein für drei Europapokal-Jahre und das Wunder Champions League.

Unter Trainer Urs Fischer feierte der 1. FC Union einen Erfolg nach dem anderen und zog 2023 sogar sensationell in die Champions League ein.
Unter Trainer Urs Fischer feierte der 1. FC Union einen Erfolg nach dem anderen und zog 2023 sogar sensationell in die Champions League ein.Matthias Koch/imago

Dann kam der Bruch. In der Chaos-Saison 2023/24 wurde die eiserne Einkaufspolitik verändert – Leonardo Bonucci (38) lässt grüßen –, und bis zum letzten Tag auf dem Transfermarkt am Kader gebastelt. Die Folge: Ein Team, das spät zusammenkam, zu oft wackelte und schnell mit dem Rücken zur Wand stand. Und nach der Trennung von Urs Fischer im Herbst 2023 fast in die Zweite Liga durchgereicht wurde.

Union-Manager Horst Heldt stellt früh eiserne Weichen

Jetzt scheint alles anders. Heldt setzt nicht auf Namen, sondern auf Potenzial. Nicht auf Starpower, sondern auf Entwicklung. Der bisherige Königstransfer der Köpenicker: Ilyas Ansah (20), für vier Millionen Euro vom SC Paderborn geholt. Deutschlands U20-Nationalspieler bringt alles mit, was Union in der Offensive zuletzt fehlte: Tempo, Physis, Torgefahr.

Als der 1. FC Union seine Transfer-Tugend verlor und Stars wie Leonardo Bonucci verpflichtete, kam es in Köpenick zum Bruch.
Als der 1. FC Union seine Transfer-Tugend verlor und Stars wie Leonardo Bonucci verpflichtete, kam es in Köpenick zum Bruch.Matthias Koch/imago

Heldt sagt über den Offensivmann: „Mit Ilyas bekommen wir einen jungen, aber schon sehr entwickelten Spieler, der in der vergangenen Saison konstant gute Leistungen gezeigt hat. Er bringt Eigenschaften mit, die wir in unserem Spiel brauchen.“

Beim 1. FC Union wächst wieder etwas zusammen

Dazu: die Vertragsverlängerung von Aljoscha Kemlein. Der 20-Jährige, Eigengewächs mit Bundesliga-Erfahrung, hat sich in einem Jahr zum sieben Millionen Euro-Mann entwickelt – bleibt aber Union treu.

Die Fans spüren es vor der siebten Bundesliga-Saison: Da wächst wieder etwas zusammen. Kein wildes Zocken mit großen Namen, sondern strategisches Arbeiten. Mit einem klaren Ziel: nie wieder zittern, sondern endlich wieder angreifen. Mit einem Kader, der von Anfang an steht, der Union wieder wie Union aussehen lässt. Und das – wie früher unter Urs Fischer – fühlt sich einfach urs(t) gut an.