Riecht nach Ärger

Personalisierte Tickets und 50+1-Regel: Staat knöpft sich den Fußball vor!

Frontalangriff gegen Fans: Joachim Herrmann (CSU) und das Kartellamt fordern vor der neuen Bundesliga-Saison DFB und DFL zum Handeln auf.

Author - Sebastian Schmitt
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Fast jedes Wochenende muss ein Großaufgebot der Polizei für Sicherheit rund um die Stadien sorgen.
Fast jedes Wochenende muss ein Großaufgebot der Polizei für Sicherheit rund um die Stadien sorgen.foto2press/imago

Zoff um Pyrotechnik, Protest gegen Kommerz, Ärger um Investorendeals: Der Fußball in Deutschland steht vor der nächsten Zerreißprobe. Denn jetzt greift der Staat ein – und zwar gleich doppelt. Die Innenminister machen Druck auf DFB und DFL. Und auch das Kartellamt redet beim Thema 50+1 kräftig mit.

Ob auf den Rängen oder in den Gremien – im deutschen Fußball kracht’s gewaltig. Während der Ball in der Bundesliga und Zweiten Liga noch ruht, brodelt es hinter den Kulissen. Politik und Behörden stellen den deutschen Fußball öffentlich an den Pranger.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann macht Druck

Ganz klar: Da braut sich was zusammen. Es könnte ungemütlich werden – für alle.

In Mannheim drängte die Polizei am letzten Spieltag der 3. Liga der vergangenen Saison Fans von Dynamo Dresden zurück, die den Aufstieg mit einem Platzsturm feierten.
In Mannheim drängte die Polizei am letzten Spieltag der 3. Liga der vergangenen Saison Fans von Dynamo Dresden zurück, die den Aufstieg mit einem Platzsturm feierten.foto2press/imago

Erster Brandherd: Stadionsicherheit. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) redet Klartext: „Wir sind nicht zufrieden!“ Seit einem Spitzentreffen mit DFB und DFL im vergangenen Herbst sei in Sachen Gewalt und Stadionverboten nichts passiert. „Es liegt nicht an uns“, so Herrmann. Die klare Botschaft: Die Verbände müssen liefern – sonst gibt’s Konsequenzen.

Kommen jetzt personalisierte Tickets in der Bundesliga?

Die Innenminister fordern ein härteres Durchgreifen bei Hochrisikospielen und Problemfans. Mehr Kameraüberwachung, konsequente Stadionverbote und – besonders umstritten – personalisierte Tickets. Vor allem für Gästefans. Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) legt nach: „Die Veranstalter müssen mehr Verantwortung übernehmen.“

Fans des 1. FC Union kritisieren RB Leipzig und fordern DFB und DFL in Sachen 50+1-Regel schon lange zum Handeln auf. Jetzt macht das Kartellamt den Verbänden Druck.
Fans des 1. FC Union kritisieren RB Leipzig und fordern DFB und DFL in Sachen 50+1-Regel schon lange zum Handeln auf. Jetzt macht das Kartellamt den Verbänden Druck.Matthias Koch/imago

Die Folge: Die Debatte um Fanrechte und Kollektivstrafen dürfte jetzt richtig Fahrt aufnehmen.

Kartellamt krisitiert 50+1-Regel: DFL muss jetzt liefern

Zweiter Krisenherd: 50+1. Das Kartellamt hat seine Einschätzung zur viel diskutierten Regel vorgelegt – und sieht dringenden Reformbedarf. Zwar sei 50+1 grundsätzlich kartellrechtlich haltbar, aber: Die Ausnahmen für Leverkusen, Wolfsburg und Co. seien so leicht nicht zu rechtfertigen. Auch das Konstrukt bei RB Leipzig mit nur 23 stimmberechtigen Mitglieder gerät in die Kritik. Der Vorwurf: fehlende Gleichbehandlung.

Kartellamts-Chef Andreas Mundt stellt klar: „Die DFL muss für einheitliche Wettbewerbsbedingungen sorgen.“ Für die Fans, die an 50+1 als Bollwerk gegen Investoren glauben, ist das zunächst eine gute Nachricht. Doch sie wissen: Der Teufel steckt im Detail. Denn das Kartellamt spricht Empfehlungen aus – die Umsetzung liegt bei der DFL. Und die muss jetzt liefern, wenn sie die Regel retten will.