Eiserner Positions-Poker

Gaga oder genial? Steffen Baumgart wirbelt 1. FC Union durcheinander!

Der Trainer stellt in Köpenick in der Vorbereitung fleißig um. Der KURIER erklärt, wer umgeschult wird – und wer keine Union-Zukunft mehr hat.

Author - Sebastian Schmitt
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Union-Trainer Steffen Baumgart (53) probiert in der Vorbereitung viele Spieler auf anderen Positionen aus. Aus unterschiedlichen Gründen.
Union-Trainer Steffen Baumgart (53) probiert in der Vorbereitung viele Spieler auf anderen Positionen aus. Aus unterschiedlichen Gründen.Zink/imago

Halbzeit in der Sommervorbereitung! Nach drei Wochen Konditionsbolzen geht es beim 1. FC Union jetzt ans Eingemachte. Trainer Steffen Baumgart formt seine Mannschaft aktuell im Trainingslager in Herzogenaurach, testet Positionen, schiebt Spieler quer durchs System – mit überraschenden Konsequenzen. Wer bleibt, wer geht – und wer plötzlich eine ganz neue Rolle bekommt.

Die eiserne Gretchenfrage scheint vorerst beantwortet. Steffen Baumgart (53), der als Freund der Viererkette gilt, krempelt Union nicht komplett nach seinem Geschmack um. Die Dreierkette in der Abwehr – seit Urs Fischer (59) fest im Köpenicker System verankert – kam auch beim fünften Testspiel gegen Greuther Fürth zum Einsatz und bleibt vorerst gesetzt. Trotz der 0:1-Pleite beim Zweitligisten soll das System auch zum Saisonstart Bestand haben. Baume: „Die Viererkette ist kein Thema mehr, weil die Dreierkette funktioniert.“

Tom Rothe wird beim 1. FC Union kein Innenverteidiger

Tom Rothe (20) kommt in der Vorbereitung beim 1. FC Union unter Trainer Steffen Baumgart oft als Innenverteidiger zum Einsatz.
Tom Rothe (20) kommt in der Vorbereitung beim 1. FC Union unter Trainer Steffen Baumgart oft als Innenverteidiger zum Einsatz.PA Photo/imago

Wer nun glaubt, in Köpenick bleibt deswegen alles beim Alten, liegt daneben. Baumgarts Personal-Puzzle bringt einige unerwartete Verschiebungen mit sich. In den bisherigen fünf Tests agierte der gelernte linke Schienenspieler Tom Rothe (20) plötzlich als linker Innenverteidiger. Eine Position, die er bislang kaum bekleidet hatte.

Spekuliert wird, ob Baumgart den U21-Nationalspieler bereits als möglichen Nachfolger von Diogo Leite (26) aufbaut. Der Portugiese wird aktuell mit mehreren Klubs in Verbindung gebracht und könnte Union noch vor dem 1. September verlassen. Doch Baumgart geht’s nicht um Ersatzlösungen – sondern um Entwicklung: „Wir wollen Tom weiter aufbauen. Er ist ein junger Spieler mit vielen Fähigkeiten, und deswegen arbeiten wir tagtäglich daran – auch auf verschiedenen Positionen.“

Josip Juranovic spielte bei Union unter Urs Fischer bereits links

Alex Kral (r.) und Lucas Tousart spielen beim 1. FC Union nicht mehr im Mittelfeld und sollen den Klub verlassen.
Alex Kral (r.) und Lucas Tousart spielen beim 1. FC Union nicht mehr im Mittelfeld und sollen den Klub verlassen.Contrast/imago

Trotzdem: Rothe als Innenverteidiger ist maximal eine Notlösung. Sollte Leite tatsächlich wechseln, steht mit Stanley Nsoki (26) bereits ein gelernter Linksfuß parat. Der Franzose kam auf Leihbasis von der TSG Hoffenheim, Union besitzt eine Kaufoption über rund drei Millionen Euro und geht mit Nsoki, der einst für 12 Millionen in die Bundesliga wechselte, ein Deal ohne Risiko ein.

Doch auch Rothe muss um seinen Stammplatz kämpfen. Denn Baumgart wirbelt weiter. Gegen Fürth spielte Josip Juranovic (29), eigentlich Rechtsverteidiger, plötzlich links. Im Gegenzug rückte Robert Skov (29)– von Haus aus Linksverteidiger – nach rechts. Neu ist das nicht: Schon unter Fischer wurde diese Rochade gelegentlich probiert. Doch nun scheint sie Teil von Baumgarts neuer Flexibilitäts-Agenda zu werden.

Für Tousart und Kral ist beim 1. FC Union kein Platz

Einen noch deutlichere Ansage machte Baumgart im Zentrum. Dort ließ er überraschend die Mittelfeldspieler Lucas Tousart (28) und Alex Kral (27) in der Innenverteidigung ran. Nicht etwa, um sie auf neue Rollen vorzubereiten – sondern als Fingerzeig. Die Botschaft ist eindeutig: Für beide ist in Köpenick kein Platz mehr.

Ganz klar: Beim 1. FC Union weht trotz Beibehaltung der Dreierkette ein neuer Wind. Egal, auf welcher Position.