Langsam nervt’s. Eigentlich sollte der Ryanair-Flug FR1143 aus Lissabon am Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) landen und parken – doch Pustekuchen. Weil die Deutsche Flugsicherung 20 Minuten nach Beginn des Nachtflugverbots die Landung verweigerte, ging es nach Hannover. Die Folge: Erst nach 4 Uhr morgens kamen die erschöpften Passagiere nach einer langen Busfahrt endlich in Schönefeld an. Kein Einzelfall.
Ryanair ist mal wieder stinksauer und Dutzende Flugpassagiere auch. „Es ist ein Skandal, dass Fluggäste gezwungen sind, unter vermeidbaren Störungen zu leiden, weil die Berliner Flugsicherung sich weigert, Fluggesellschaften wie Ryanair eine angemessene Flexibilität einzuräumen, um Fluggäste zu ihrem Zielflughafen zu befördern“, zitiert die „Berliner Zeitung“ (Bezahlschranke) einen Sprecher der Airline. Die Lösung? Der Bund müsse helfen!
Der BER musste von Anfang an mit Kritik leben. Vor allem Anwohner liefen Sturm gegen den Flughafen – aus Angst vor nächtlichem Fluglärm. Deshalb gibt es zwischen 0 und 5 Uhr ein hartes Nachtflugverbot. Eine kleine Ausnahme gibt es nur zwischen 23.30 Uhr und Mitternacht – aber auch nur, wenn eine Verspätung wirklich nicht zu vermeiden ist.
„Es ist ein Skandal!“ – Ryanair wütet gegen Nachtflugverbot
2012 gab es ein erfolgreiches Volksbegehren in Brandenburg: Mehr als 106.000 Bürger forderten ein noch strengeres Verbot von 22 bis 6 Uhr. Der Landtag übernahm die Forderung – umgesetzt wurde sie bis heute nicht.
Ende Januar dann das: Flug FR1143 sollte um 19.25 Uhr am BER landen und parken – doch eine technische Panne in Lissabon brachte den Zeitplan durcheinander. Ryanair versuchte, die Verzögerung zu minimieren, indem die Passagiere in ein Ersatzflugzeug umstiegen. Doch es half nichts: Wegen der strengen Regeln durfte die Maschine nicht mehr in Berlin landen. Stattdessen ging es nach Hannover – und von dort weiter mit dem Bus nach Berlin. Ganze drei Stunden extra für die Passagiere.
Wieder Ryanair getroffen – und die Passagiere zahlen die Zeche
„Trotz der Bemühungen von Ryanair, die Unannehmlichkeiten so gering wie möglich zu halten, verweigerte die Deutsche Flugsicherung die Erlaubnis zur Landung in Berlin, sodass die Fluggäste stattdessen drei Stunden lang mit dem Bus von Hannover nach Berlin fahren mussten“, teilte die Airline der „Berliner Zeitung“ mit.
Es sei völlig inakzeptabel, dass Fluggästen, die hart arbeiten, um eine Reise zu genießen, dieses Vergnügen genommen werde, weil die Flugsicherung keine angemessene Flexibilität bietet, so Ryanair.

Ryanair will sich nicht länger mit der Berliner Regelung abfinden: „Wir ermutigen alle Passagiere, die durch die übermäßig strenge Nachtflugregelung des Berliner Flughafens beeinträchtigt wurden, sich mit Verkehrsminister Wissing in Verbindung zu setzen und ihn aufzufordern, dringend Maßnahmen zu ergreifen, um die Flugsicherung zu reformieren und diese Situation am Berliner Flughafen im Interesse aller deutschen Passagiere zu beheben“, fordert die Fluglinie in der „Berliner Zeitung“.
Nicht nur Ryanair betroffen – auch Eurowings musste abdrehen
Tatsächlich trifft das strikte Verbot nicht nur Ryanair. Auch andere Airlines mussten kurz nach Mitternacht umkehren. Im Juli 2024 war es ein Eurowings-Flug aus Alicante mit 212 Passagieren an Bord. Gerade erst im Landeanflug – und dann plötzlich: Schub, Steigflug, ab nach Hannover. Ein lauter Nachtlärm, der wohl genau das Gegenteil von dem bewirkte, was das Verbot eigentlich verhindern soll. „Lärmtechnisch wäre es besser gewesen, die Maschine wäre gelandet“, meinte ein Beobachter.
Wer trotz Nachtflugverbots ohne Ausnahmegenehmigung landet und parkt, begeht eine Ordnungswidrigkeit – und riskiert eine saftige Strafe von bis zu 50.000 Euro. Doch in den Jahren 2022 und 2023 hat die Luftfahrtbehörde keine einzige solche Strafe verhängt.
Für die Airlines können die Umleitungen trotzdem teuer werden. Denn laut EU-Verordnung EG 261 steht Passagieren eine Entschädigung von bis zu 600 Euro zu, wenn sie mit mehr als drei Stunden Verspätung ankommen. Außerdem muss die Fluggesellschaft eine Ersatzbeförderung zum eigentlichen Ziel organisieren – sei es per Bus, Bahn oder Taxi.
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