Erinnern Sie sich noch, als das Mecki-Dorf in Köpenick ein Platz zum Verweilen und Krafttanken war? Als man sich hier am Abend auf eine Bratwurst getroffen hat? Die Kinder spielten auf den Wiesen. Großstadt-Idylle direkt am Wasser der Alten Spree. Doch diese Zeiten sind lange her. Jetzt regieren hier Betonbauten, Betrunkene und Verwahrlosung, gepaart mit Müll und Dieselgestank. Was ist bloß passiert in der Grünanlage zwischen Bahnhofstraße und Altstadt Köpenick?
Den kleinen Spielplatz und die große Kletterspinne gibt es noch. Nur spielende Kinder sieht man hier immer seltener. Junkie lassen ihre Spritzen liegen. Betrunkene zerbrechen ihre Flaschen auf den Gehwegen. Die neue Tischtennisplatte ist fast immer von grölenden, im Sommer gern halbnackten Männern umlagert. Mit frei laufenden, großen Hunden, die schlecht hören.
Mülleimer gibt es zu weniger im ehemaligen „Mecklenburger Dorf“ in Köpenick. Entsprechend liegt vor allem im Sommer der Dreck überall. Zwischen Hundekot und Glasscherben. Das Müll-Problem sei „leider flächendeckend in Berlin, so auch in Treptow-Köpenick und in der Grünanlage Platz des 23. April“, erläutert das Bezirksamt. Na dann …

Daneben protzen dort, wo einst Buden zum gemütlichen Nachmittag einluden, neue Eigentumswohnungen. Die meisten sind verkauft. Doch die Gewerbeeinheiten, die zu dem Mega-Neubau gehören, sind noch immer im Rohbau. Dass da in den kommenden Monaten ein Geschäft aufmacht, scheint mehr als unwahrscheinlich.
Ehemaliges Mecki-Dorf in Köpenick: Gerümpel. Müll. Kot.
Ein paar Meter weiter, unweit des Platzes des 23. April, sieht es noch schlimmer aus. Seit Monaten liegen dort am Ufer der Alten Spree Boote. Sie sind aneinandergebunden und teilweise illegal mit Erdnägeln im Boden der Grünfläche befestigt. Darauf: Gerümpel. Müll. Und zwischendrin Menschen, die dort offenbar leben.
Ein Problem, das bekannt ist. Manche der Boote sind laut der Wasserschutzpolizei „dauerhaft fahrunfähig“. Im Sommer dröhnt von den Booten, die offenbar als Behausungen dienen, laute Musik. Oft laufen Diesel-Aggregate. Es stinkt zum Himmel, finden Anwohner. Und das Bezirksamt? Das meint: „Diese Problemlagen treten überwiegend in den Sommermonaten auf, da in dieser Zeit eine höhere Besucherfrequenz in der Grünanlage herrscht. Insgesamt stellt die Situation jedoch keine erhebliche Problemlage für das Ordnungsamt dar.“ Das liegt natürlich im Auge des Betrachters.
Und dann wären da noch die maroden Gehwege, die einem die Lust am Flanieren so endgültig rauben. „Das gesamte Wegenetz innerhalb der Grünanlage ist überarbeitungswürdig. Teilweise befinden sich durch Wurzelaufhebungen im Wegebelag und Unfallgefahrenstellen, die nur notdürftig ausgebessert worden sind“, weiß das Bezirksamt. Seit 2021 gibt es Planungen zur Sanierung des Parks – die sollten zwischen 2023 und 2024 umgesetzt werden. Von wegen!
Sanierung der Grünanlage im ehemaligen Mecki-Dorf in Köpenick geplant
Auf Nachfrage heißt es: „Die Instandsetzung der Uferwand ist Voraussetzung für die Sanierung der angrenzenden Aufenthalts- und Wegebereiche der Grünanlage.“ Konkret gehe es darum, dass die Ufermauer marode und sanierungsbedürftig sei – und dies läge im Zuständigkeitsbereich des Senats.
Und außerdem: Die Berliner Wasserbetriebe würden eine umfangreiche Instandsetzung einer Abwasserdruckrohrleitung, die zu großen Teilen unterhalb der Gehwege durch die Grünanlage verläuft, planen. Voraussichtlich bis Ende 2027 soll diese Instandsetzung erfolgen. Vorher können man die Sanierung eh nicht starten. Ein Zeitplan gibt es also gar nicht erst.

Auch die Kalkulation der Kosten kann man wohl getrost in die Tonne treten. Von einer Million Euro war 2021 die Rede. „Nach Kostensteigerungen der letzten Jahre muss je nach Umsetzungszeitraum mit höheren Kosten gerechnet werden“, erklärt das Bezirksamt nun.
Immerhin: Ganz ad acta gelegt sind die Pläne für das ehemalige Mecki-Dorf in Köpenick noch nicht. „Die Wege sollen saniert und möglichst entsiegelt werden, die Aufenthaltsqualität soll gesteigert und der Spielbereich erweitert werden“, erklärt das Bezirksamt.
Bis dahin schiebt man sich von Amts wegen einfach weiter ein wenig den Ball hin und her und beobachtet die Verwahrlosung eines Ortes, der einst so wunderschön gewesen ist, aus der sicheren Ferne der Büros. ■