Am Samstag ist der letzte Tag im aktuellen Streik der Berliner Stadtreinigung angebrochen – und das scheint auch bitter nötig zu sein. Denn: Ganze Kieze in Berlin vermüllen hemmungslos. Überall sind die Tonnen voll, stapeln sich die Abfallsäcke. In Kreuzberg wurde sogar der größte Müllberg der Stadt gesichtet – in einem Hinterhof sind die Anwohner offenbar dazu übergegangen, ihren Müll einfach auf die Straße zu werfen. Aufatmen können die Berliner aber am Ende des letzten Streiktages noch nicht. Denn: Es könnte noch dauern, bis der Müll endlich wieder abgeholt wird …
Streik bei der BSR geholt? Wann wird der Müll in Berlin wieder abgeholt?
Es sind Bilder, wie es sie in Berlin schon lange nicht mehr gab: Hausmülltonnen quellen über, die Säcke mit den Abfällen liegen am Straßenrand, weil nichts mehr in die Kübel passt. Die Berliner können angesichts des Streiks der BSR gerade nur froh sein, dass das Wetter mitspielt. Nicht auszudenken wäre es, würden draußen 30 Grad und pralle Sonne herrschen. Schockierende Zustände gibt es etwa in Kreuzberg: In der Gitschiner Straße ist ein Innenhof so dermaßen zugemüllt, dass vom „krassesten Müllberg Berlins“ berichtet wird. Bis sich die Lage wieder entspannt, kann es allerdings noch ein Weilchen dauern.
Denn: Wann wird der Müll nach dem Streik der BSR endlich wieder abgeholt? Der Ausstand im Bereich Müllabfuhr war laut Informationen der BSR bis Freitag angesetzt. Die Auswirkungen werden sich allerdings noch ziehen. „Am Samstag finden keine nachgeholten Leerungen von Tonnen statt“, teilte das Unternehmen mit. „Die Entsorgung erfolgt erst wieder beim nächsten regulären Abfuhrtermin.“ Wer also dachte, dass die Müll-Helden der Stadt am Wochenende Extraschichten fahren, um Berlin vom Chaos zu befreien, der hat sich geirrt.

Die Termine für die reguläre Müllabfuhr liegen sogar erst in der kommenden Woche. In vielen Gegenden geht es zwar glücklicherweise bereits am Montag wieder los – unter anderem in der Gitschiner Straße in Kreuzberg, wo der größte Müllberg der Stadt liegt. Aber: Die Mitarbeiter der Stadtreinigung haben einiges aufzuarbeiten. „Bis alle Streikfolgen beseitigt sind, kann es allerdings etwas Zeit in Anspruch nehmen – dafür bitten wir um Verständnis“, sagte ein Sprecher des Unternehmens dem Tagesspiegel. Man wolle nach Beendigung des Warnstreiks zügig mit der Streikfolgenbeseitigung beginnen, heißt es. Übrigens: Wann genau die Müllabfuhr wo kommt, lässt sich über den Abfuhrkalender der BSR prüfen. Hier können Mieter Straße und Hausnummer eingeben und sich anzeigen lassen, wann welche Abfälle planmäßig eingesammelt werden.

Der Streik hat in jedem Fall gezeigt, wie wichtig die Arbeit der Mitarbeiter der Stadtreinigung für die Stadt ist: Bilder aus sämtlichen Bezirken zeigen, dass ein solcher Ausstand schnell Spuren hinterlässt. Ob das bei den durch die Gewerkschaft Verdi geführten Tarifverhandlungen hilft, wird sich zeigen. „Wir streiken, weil alles teurer geworden ist. Gelder werden ohne große Überlegung verteilt und wir müssen um jedes Prozent kämpfen“, sage Uwe Münke (58), der selbst seit 35 Jahren für die BSR arbeitet, in einem Interview. Es fühle sich nicht wertschätzend an, dass die Arbeitgeberseite noch kein plausibles Angebot gemacht habe. Bis es in den Verhandlungen zu Ergebnissen komme, müssen die Berliner mit weiteren Streiks rechnen.
Auch ein Grund für den Streik: Mitarbeiter der BSR beklagt rauen Ton in Berlin
Er berichtete auch von schockierenden Zuständen auf den Straßen Berlins. Der Ton werde rauer, Radfahrer blockierenden die Arbeit der BSR-Mitarbeiter – und auch Autofahrer würden den Job erschweren. „Die parken dich zu und lassen dich nicht mehr raus. Sie drängeln sich vorbei oder beschweren sich, wenn sie im Winterdienst hinter einem Streufahrzeug fahren und das Salz auf die Haube bekommen, weil sie viel zu nah auffahren. Alles unnötig.“ Der Ton werde „lauter, schärfer, gemeiner“, sagt Münke. Menschen hätten ihn schon als Penner, Arschloch oder sogar „Sohn einer räudigen Hündin“ betitelt. Ob die Wertschätzung gegenüber den BSR-Mitarbeitern nach dem Streik größer wird, wird sich zeigen. ■