DAS muss jeder Berliner lesen!

BSR-Mann packt aus: Darum streiken Berlins Müll-Helden wirklich!

Am Freitag geht der Ausstand bei der BSR in den fünften Tag. Warum ist der Streik so wichtig? Ein Mitarbeiter der Stadtreinigung verrät es.

Teilen
Uwe Münke arbeitet für die Berliner Stadtreinigung - und mag seinen Job. Warum der Streik trotzdem wichtig ist, verrät er in einem Interview.
Uwe Münke arbeitet für die Berliner Stadtreinigung - und mag seinen Job. Warum der Streik trotzdem wichtig ist, verrät er in einem Interview.Emmanuele Contini

Der Ausstand bei der Berliner Stadtreinigung – er dauert an! Bereits am Montag legten etliche Mitarbeiter der BSR nach einem Aufruf der Gewerkschaft Verdi ihre Arbeit nieder, bis einschließlich Sonnabend soll der Streik gehen. Die Folgen sind schon jetzt zu sehen: Straßen werden nicht gereinigt, Mülleimer nicht geleert, die Müllabfuhr nicht bedient. Fotos zeigen, dass manche Straßen bereits verdrecken, Tonnen überquellen. Aber: Warum muten die Müll-Helden von Berlin den Anwohnern und Touristen das zu? Ein BSR-Mitarbeiter packt aus – und verrät in einem Interview, warum der Streik so wichtig ist.

Warum streiken die Mitarbeiter der BSR? Berliner Müll-Held verrät es

Streiks sind für alle, die die Auswirkungen zu spüren bekommen, niemals angenehm – doch während die Berlinerinnen und Berliner einen Streik der BVG sofort zu spüren bekommen, hat es beim BSR-Streik ein paar Tage gedauert. Doch inzwischen dürfte auch dem letzten Bewohner der Stadt klar sein: Die Arbeit der Müll-Helden ist unersetzbar. Vielerorts quellen gerade die Tonnen über, sammeln sich Abfälle und Dreck auf den Gehwegen. Denn seit Monat holt niemand sie ab. Und: Der Streik bei der BSR soll noch bis Sonnabend dauern.

Aber: Warum streiken die Mitarbeiter der BSR?  In einem Interview mit der Berliner Zeitung (erscheint, wie der KURIER, im Berliner Verlag) packte jetzt einer der Müll-Helden aus, gab Einblicke in seine Arbeit. Uwe Münke ist seit 35 Jahren für die Berliner Stadtreinigung aktiv. Seit 1995 ist der 58-jährige Kraftfahrer für das Unternehmen. Und betont immer wieder, wie gern er seinen Job macht. Doch es gibt Dinge, die ihn ärgern.

Weil die BSR noch bis einschließlich Samstag streikt, türmt sich vielerorts inzwischen der Abfall.
Weil die BSR noch bis einschließlich Samstag streikt, türmt sich vielerorts inzwischen der Abfall.Emmanuele Contini/Berliner KURIER

Mitarbeiter der BSR fordern mehr Geld, denn der Job wird in Berlin immer härter

„Wir streiken, weil alles teurer geworden ist. Gelder werden ohne große Überlegung verteilt und wir müssen um jedes Prozent kämpfen“, sage er im Gespräch mit der Berliner Zeitung. Es fühle sich nicht wertschätzend an, dass die Arbeitgeberseite noch kein plausibles Angebot gemacht habe. Es tue ihm für die Bürger leid, doch bis es in den Verhandlungen zu Ergebnissen komme, müssen die  Berliner mit weiteren Streiks rechnen. Die dürften sich auch im Stammviertel von Münke bemerkbar machen: Er ist vor allem im Berliner Zentrum unterwegs, rund um Karl-Liebknecht-Straße, Alexanderplatz und Hackeschem Markt. Auch hier zeigen Bilder, dass die Vermüllung nach dem Start des Streiks an einigen Ecken nicht zu übersehen ist.

Seit Montag stehen die Fahrzeuge der BSR still: Die Berliner Stadtreinigung wird bestreikt.
Seit Montag stehen die Fahrzeuge der BSR still: Die Berliner Stadtreinigung wird bestreikt.Emmanuele Contini/Berliner KURIER

Eine faire Bezahlung sei auch deshalb wichtig, weil der Arbeitsalltag der Müll-Helden härter und härter wird. Es werde ruppiger auf den Straßen der Stadt, sagt Münke. Radfahrer fahren betont langsam vor ihm her, schlagen gegen seine Maschine. Auch die Autofahrer würden immer aggressiver, beklagt er. „Die parken dich zu und lassen dich nicht mehr raus. Sie drängeln sich vorbei oder beschweren sich, wenn sie im Winterdienst hinter einem Streufahrzeug fahren und das Salz auf die Haube bekommen, weil sie viel zu nah auffahren. Alles unnötig.“ Der Ton werde „lauter, schärfer, gemeiner“, sagt Münke. Menschen hätten ihn schon als Penner, Arschloch oder sogar „Sohn einer räudigen Hündin“ betitelt.

Laut Münke sind übrigens, entgegen vielen Annahmen, nicht die Touristen schuld am vielen Müll. Als problematisch nennt er vor allem das Ablegen von Sperrmüll, etwa in Kiezen in Kreuzberg und Friedrichshain, und die zugemüllten Parks, die vor allem in der warmen Jahreszeit zum Problem werden. „Gerade in der Sommerzeit, alle machen Party, und lassen ihren Müll, ihre To-go-Verpackungen liegen. Und am nächsten Morgen sieht es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen“, sagt er. Er könne das Verhalten der Feiernden verstehen, sei ja selbst mal jung gewesen. Aber: Es sei mehr geworden.

Streik bei der BSR: Diese Einschränkungen gibt es bis Sonnabend

Noch bis Sonnabend sollen die Streiks andauern. Laut Informationen der BSR gibt es bis einschließlich Freitag erhebliche Einschränkungen bei der Straßenreinigung, bis Sonnabend sollen die Recyclinghöfe geschlossen bleiben. Außerdem fällt bis dahin die Müllabfuhr aus. Ebenfalls wichtig für viele Berliner: Die geplanten Kieztage der BSR finden nicht statt. Die Veranstaltung in Lichtenberg am Mittwoch fiel bereits aus, betroffen sind außerdem die Kieztage in Neukölln (Freitag, 14. März) und in Tempelhof (Sonnabend, 15. März). ■