Zwei Tage Arbeitskampf

Ist Streik um 750 Euro mehr gerecht? DAS verdient ein Bus-Fahrer der BVG

Wieder rollen zwei Tage keine Busse, Straßen- und U-Bahnen, nur weil BVG-Mitarbeiter unter anderem für 750 Euro plus satte Zuschläge kämpfen. Jammert da jemand auf hohem Niveau? Der KURIER klärt auf.

Author - Norbert Koch-Klaucke
Teilen
Ein Busfahrer der BVG im Einsatz (Symbolbild): Doch wie gut werden diese Männer und Frauen bezahlt?
Ein Busfahrer der BVG im Einsatz (Symbolbild): Doch wie gut werden diese Männer und Frauen bezahlt?Political-Moments/imago

Die Berliner stellen sich auf den erneuten Warnstreik bei der BVG ein. Am Mittwoch (19. März) beginnt er um 3 Uhr, endet 48 Stunden später am Freitag (21. März, 3 Uhr). Genau an diesem Tag läuft die finale Verhandlungsrunde um unter anderem 750 Euro mehr Monatsgehalt. So mancher fragt sich da, ob der Streik um solche „hohen“ Summen überhaupt noch gerechtfertigt ist. Doch was verdient ein BVG-Busfahrer eigentlich?

Die Gewerkschaft Verdi will mit aller Gewalt mehr Lohn für die 16.600 Mitarbeiter der Berliner Verkehrsbetriebe durchsetzen: 750 Euro mehr Grundgehalt pro Monat, dazu satte Schichtzuschläge für die Fahrer der Busse, Straßen- und U-Bahnen.

Ein Gesamtpaket, das die landeseigene BVG etwa 280 Millionen Euro im Jahr kosten würde. Dies sei gerechtfertigt, heißt es bei Verdi. Schließlich hätten die BVG-Mitarbeiter seit drei Jahren keine Lohnerhöhung mehr bekommen.

Jammern da die BVGler auf hohem Niveau? Ja, sagt da die Arbeitgeberseite. Und diese stockte am vergangenen Mittwoch bei der letzten Verhandlungsrunde ihr Angebot auf: Der Grundlohn aller Mitarbeiter steigt rückwirkend zum 1. Januar 2025 um 240 Euro pro Monat. Ab März 2026 würden noch einmal 135 Euro pro Monat hinzukommen. Dazu kommen Schichtzulagen. „Wir sind am Limit unserer finanziellen Möglichkeiten“, sagt BVG-Personalchefin Jenny Zeller-Grothe.

Sicher, Berlin muss sparen. Aber spart auch das Land Berlin bei seinen BVG-Fahrern? Laut den Verkehrsbetrieben und laut dem jetzt noch gültigen Tarifvertrag bekommen Busfahrer ein monatliches Brutto-Einstiegsgehalt von 2.806 Euro. Vorausgesetzt, sie sind für den Job ausgebildet, besitzen den entsprechenden Führerschein.

Dazu erhalten die Frauen und Männer an den Lenkern Zuschläge für Nacht- und Sonntagsarbeit (25 Prozent) und für Feiertagsarbeit (135 Prozent) sowie 30 Tage im Jahr Urlaub. Die BVG zahlt ihnen außerdem eine betriebliche Altersvorsorge und eine Weihnachtszuwendung von 1900 Euro.

Die Verkehrsbetriebe versprechen den Busfahrern eine Arbeitswoche von 37,5 Stunden und planbare Dienstpläne für ein Jahr im Voraus. In der Realität sieht das anders aus, weil der BVG das Personal fehlt.

Streik bei der BVG: In Dresden, Potsdam und Hamburg bekommen Busfahrer ein höheres Grundgehalt

Mit dem monatlichen Basis-Einstiegslohn von 2806 Euro (brutto): Was bedeutet dieses Gehalt im Vergleich mit anderen Verkehrsbetrieben in Deutschland? Beispiel Dresden: Dort zahlen die Verkehrsbetriebe sei einem Jahr ein monatliches Brutto-Einstiegsgehalt von mindestens 3100 Euro – also mehr als in Berlin. Dazu kommen Schichtzuschläge, 30 Tage Urlaub und 1.300 Euro Weihnachtsgeld (weniger als bei der BVG).

Die Personalnot zwang die Dresdner Verkehrsbetriebe dazu, Sie galten noch vor wenigen Jahren als eines der am schlechtesten zahlenden Verkehrsunternehmen in Deutschland – mit rund 2400 Euro Einstiegsgehalt (pro Monat, brutto) im Jahr 2020.

Etwas mehr als die Berliner Busfahrer verdienen die Kollegen bei den Verkehrsbetrieben in Potsdam – wenn man das monatliche Brutto-Einstiegsgrundgehalt vergleicht. Dies liegt laut t-online bei 2963 Euro nach der Ausbildung. Nach einem Jahr steigt das Gehalt auf 3118 Euro.

Streikende Busfahrer am BVG-Betriebshof an der Indira-Gandi-Straße
Streikende Busfahrer am BVG-Betriebshof an der Indira-Gandi-StraßeDavid Heerde/imago

Dazu kommen auch noch Schichtzuschläge und Feiertagsgeld. Dafür müssen die Potsdamer Busfahrer 39 Stunden in der Woche arbeiten – etwas mehr als in Berlin.

Bei fast allen Verkehrsbetrieben in Deutschland wird offenbar nach Busfahrern gesucht, weil viele alteingesessene Lenker in Renten gehen werden. So manche Unternehmen lassen es sich auch etwas kosten, um an neue Fahrer zu kommen.

Verdi droht mit „Rambazamba“ ab Freitag

Schon bei der Ausbildung: Bei der Hamburger Hochbahn macht man wegen der Personalnot sogar Quereinsteiger fit für das Busfahren. „In rund vier Monaten bist du startklar für den Hamburger Großstadtdschungel. In dieser Zeit bilden wir dich in unserer betriebseigenen Fahrschule aus“, heißt es auf dem Internetportal. Die Kosten für den Busführerschein übernimmt das Unternehmen.

Und es zahlt schon in der Ausbildungszeit ein Brutto-Einstiegsgehalt von 3026 Euro/Monat. Nach der Ausbildung sind es 3277 Euro plus Zuschläge für Wochenend- und Feiertagsdienste. Dafür beträgt die Arbeitszeit 38,5 Stunden pro Woche (etwas mehr als in Berlin).

Für die die Verdi steht fest: Die Fahrer bei der BVG, egal was sie für ein Fahrzeug lenken, verdienen schlecht. Das vorgelegte jüngste Angebot reicht nicht aus, „um die harte Arbeit der Beschäftigten angemessen zu honorieren“, sagt Verhandlungsführer Jeremy Arndt. Er droht mit „Rambazamba“ ab kommenden Freitag, wenn die BVG nicht die Verdi-Forderungen erfüllt.