Knallharter Kämpfer

Jeremy Arndt: Wer ist der Mann, der stets für Streik bei der BVG sorgt?

Der 39-Jährige führt die Tarifverhandlungen für die BVG-Mitarbeiter. Und es ist nicht sein erstes Mal, dass Jeremy Arndt seine Leute in den Streik führt.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Jeremy Arndt ist der Verhandlungsführer im aktuellen Tarifstreit bei der BVG. Der Verdi-Mann setzt dabei voll auf die Streikkarte.
Jeremy Arndt ist der Verhandlungsführer im aktuellen Tarifstreit bei der BVG. Der Verdi-Mann setzt dabei voll auf die Streikkarte.Funke Foto Services/imago

In der kommenden Woche gibt es wieder zwei Tage Warnstreik bei der BVG. Nur ein paar Busse werden am Mittwoch (26. März) und am Donnerstag (27. März) fahren, Straßen- und U-Bahnen überhaupt nicht. Für die Berliner gehören seit Januar diese Streiks schon fast zum Alltag. Genauso wie der Name von Jeremy Arndt, der in diesem Zusammenhang immer fällt. Doch wer ist dieser Mann, der uns „Rambazamba“-tanzend uns schon auf einen Dauerstreik im April einschwört?

Hinter vorgehaltener Hand nennen einige Jeremy Arndt schon „den Claus Weselsky der BVG“. Wir erinnern uns: Claus Weselsky war von 2008 bis 2024 der knallharte Chef der Deutschen Lokomotivführergewerkschaft (GDL), der uns und die Bahn mit seinen Streikaufrufen das Fürchten lehrte.

So ähnlich ist es mit Jeremy Arndt, der mit großem Kampfwillen Verdi-Verhandlungsführer beim Tarifstreit der BVG ist. Man hat den Eindruck, auch er wolle mit aller Gewalt in die Geschichte der großen deutschen Gewerkschaftler eingehen.

Egal, was im aktuellen Konflikt die BVG-Arbeitgeberseite an Angeboten vorlegt – Arndt lehnt sie als nicht akzeptabel ab. Am Ende folgen dann erst einmal Streiks. Das erinnert so manchen an den einstigen GDL-Chef Weselsky.

Die nächsten Warnstreiks sind also für Mittwoch und Donnerstag angekündigt. Am Mittwoch soll auch die Urabstimmung für unbefristete Arbeitsniederlegung bei der BVG im April folgen. „Für die weiteren Streiks tragen allein die Arbeitgeber und der Berliner Senat die Verantwortung. Über 40 Tage hatten sie Zeit, ein verhandlungsfähiges Angebot auf den Tisch zu legen“, sagt jetzt Arndt.

Das klingt mächtig nach Weselsky-Art. Doch Arndt setzt auch eine starke persönliche Note dazu – die heißt „Rambazamba“. Denn so ein heißes Dauerstreiktänzchen hatte der Verdi-Mann angekündigt, wenn bis 21. März die BVG-Seite kein anständiges Angebot vorlegt. Und das kam nach seiner Meinung am vergangenen Freitag nicht auf den Tisch.

Eine Schlichtung, wie es die BVG vorschlug, wolle man prüfen. Das sagt auch Jeremy Arndt, der in Berlin-Pankow geboren wurde, 39 Jahre alt ist. Als Landesfachbereichsleiter ist er bei Verdi-Berlin für den Fachbereich „Öffentliche und private Dienstleistungen, Sozialversicherung und Verkehr“ zuständig.

Verdi-Mann Jeremy Arndt: Er fing bei der BVG als Elektroniker an

Dieser Tarifstreit mit der BVG ist nicht der erste für Arndt. Schon mehrere hat er in den vergangenen Jahren hinter sich, bei denen er die Interessen der 16.600 BVG-Beschäftigten wahrnimmt, wie er sagt. Und die wollen 750 Euro monatlich mehr, dazu satte Schichtzulagen. Und das wollte Arndt auch am Verhandlungstisch.

Der Verdi-Mann ist ja schließlich einer von der BVG. Im September 2007 begann er im Charlottenburger BVG-Ausbildungszentrum seine Lehre zum Elektroniker für Betriebstechnik. Es soll nur drei Monate gedauert haben, da war Arndt schon Gewerkschaftsmitglied, erzählte er einmal der Berliner Zeitung.

Ein alter U-Bahn-Schrauber soll Arndt für diesen Schritt überzeugt haben. Gemeinsam sei man stärker, so das Argument. Und die Kraft der Massen weiß auch Arndt hinter sich. Die Mehrheit der BVG-Mitarbeiter ist streikbereit – ohne Wenn und Aber.

Vor sechs Jahren war Arndt auch Verhandlungsführer, als es im Frühjahr 2019 Streiks bei der BVG gab. „Die Leute machen einen harten Job. Dafür sollen sie so bezahlt werden“, sagte er damals. 2019 ging es um etwa 17 Prozent mehr Lohn, heute um etwa 25 Prozent.

Die Meinung von Arndt hat sich nicht geändert, sie ist in der Forderung nur deutlicher und schärfer geworden. Erst sagt, dass die Angebote der BVG der „verantwortungsvollen Arbeit der Beschäftigten nicht gerecht wird“.

Und: „Jetzt ist auch der Berliner Senat gefragt, endlich Verantwortung zu übernehmen und die Finanzierung angemessener Löhne bei der BVG sicherzustellen. Nur so lässt sich eine weitere Eskalation der Tarifauseinandersetzung verhindern.“

Verdi sei trotz der Streikandrohungen gesprächsbereit. Gut finde er Streiks auch nicht. Gut finde er Streiks auch nicht. „Aber manchmal sind sie als letztes Mittel notwendig“, sagt Arndt schon vor fünf Jahren, als die Streikkeule kräftig geschwungen wurde.