Der Müll türmt sich in Berlin. Das ist das Ergebnis einer ganzen Streik-Woche bei der Berliner Stadtreinigung (BSR). Ab heute rollt wieder die Müllabfuhr. Die Frauen und Männer in Orange haben viel zu tun, um die übervollen Tonnen und Container zu leeren sowie den Dreck wegzuschaffen, der überall herumliegt. Ob sie es schaffen, Berlin vor dem nächsten Streik bei der BSR sauber zu bekommen?
Denn ein weiterer Streik droht. Bei den Verhandlungen zum Tarifstreit im öffentlichen Dienst ist man bisher zu keiner Einigung gekommen. Seit Freitag tagt man in Potsdam schon. Am Sonntag sollte ein Ergebnis vorliegen. Nun hängt man am heutigen Montag die nächste Verhandlungsrunde dran. Es drohen die nächsten Warnstreiks.
Doch erst einmal wird bei der BSR rangeklotzt. Bis der Müllberg abgetragen ist, der sich überall angesammelt hat, kann es allerdings noch eine Weile dauern, so ein Sprecher der Berliner Stadtreinigung.
Der Müllberg, der wegen des Streiks in Berlin liegenblieb, ist riesig. Allein über 12.000 Tonnen Restabfall hat die Müllabfuhr nicht abgeholt. Kieze verdrecken, weil die Müllbehälter überquellen. Daneben liegen weitere Müllbeutel. Den ganzen Dreck kann die BSR nicht an einem Tag wegschaffen. Nur etwa 3000 Tonnen Hausmüll bekommt die Müllabfuhr an einem Tag weg, bei der etwa 1300 Leute arbeiten und 350 Müllfahrzeuge im Fuhrpark stehen.

Und nicht nur der Hausmüll muss weg. Auch die Biotonnen bedürfen einer dringenden Leerung. Denn mancherorts stinkt es in Berlin gewaltig, Ungeziefer wird angelockt. Einer der größten Müllberge entstand in einem Kreuzberger Hinterhof.
Die 14 BSR-Recyclinghöfe waren ebenfalls wegen des Warnstreiks ebenfalls tagelang dicht, zeitweise auch das Müllheizkraftwerk Ruhleben und die sogenannten mechanischen Behandlungsanlagen für Abfälle. Auch hier wird die Maschinerie wieder angeworfen. Fragt sich nur, wie lange sie läuft.
Denn im Tarifstreit für den öffentlichen Dienst, weshalb unter anderem auch bei der BSR gestreikt wurde, nähern sich Gewerkschaften und Arbeitgeber nur langsam an. „Der Spalt ist deutlich geringer geworden“, sagte die Verhandlungsführerin der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände, Karin Welge. Das soll optimistisch klingen, ist es aber nicht.
Von Kita bis Müllabfuhr: Vier Tage wird verhandelt, keine Einigung in Sicht, neue Streiks drohen
Welge glaubt daher, dass man auch am heutigen Montag weit bis in die Abendstunden verhandeln wird, wenn nicht sogar bis zum Morgengrauen des nächsten Tages. Die Arbeitgeber wollen ein Ergebnis herbeiverhandeln, um bundesweit neue Streiks bei den Stadtreinigungen, in den Kitas oder Kliniken der Kommunen zu verhindern.
Die Gewerkschaften wagen zum Stand der Verhandlungen zunächst keine offizielle Einschätzung. Alles sei möglich. Auch ein Scheitern wurde weiter nicht ausgeschlossen.
Es geht um Einkommen und Arbeitszeiten für rund 2,5 Millionen Beschäftigte von der Kita bis zur Müllabfuhr. Die Gewerkschaften Verdi und dbb Beamtenbund forderten ursprünglich eine Tariferhöhung um acht Prozent, mindestens aber 350 Euro mehr im Monat, sowie mindestens drei zusätzliche freie Tage pro Jahr.
Die Arbeitgeberseite (Bundesinnenministerium und die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände VKA) hält dagegen. Knackpunkt im Streit war vor allem die Forderung nach mehr freien Tagen. Die Arbeitgeber argumentieren, dann müssten sie womöglich Dienste einschränken – zum Beispiel Kita-Öffnungszeiten.
Sollte bis bei der dritten Runde kein Ergebnis erreicht werden, wäre eine Vertagung möglich. In dem Fall könnte es wieder Warnstreiks geben. Denkbar wäre auch, dass ein unabhängiger Schlichter eingeschaltet wird, um eine Lösung zu finden. ■