In der Grünauer Straße in Berlin-Köpenick wird gerade ein Containerdorf für Flüchtlinge hochgezogen – inmitten einer Kleingartenanlage. Und mit den fortschreitenden Bauarbeiten wächst auch die Wut von Anwohnern und Pächtern der umliegenden Kleingärten. „Mein Mann und ich sind ebenfalls Pächter eines direkt an das Containerdorf anliegenden Gartens und ich kann Ihnen sagen, dass wir niemanden kennen, der mit diesem Projekt an diesem Standort einverstanden ist“, schreibt uns eine Familie, die dort wohnt, als Reaktion auf einen KURIER-Beitrag über die Bauarbeiten.
Die Wohncontainer für die Flüchtlinge werden mitten in die Kleingartenanlage gesetzt. Auf drei Seiten grenzt das Containerdorf direkt an die kleinen Parzellen. Das Problem erkennt man sofort, wenn man sich einmal an der Baustelle umgeschaut hat. Alles scheint viel zu eng geplant.
Berlin-Köpenick: Die Flüchtlinge werden direkt die Gärten schauen
Nur ein schmaler Weg wird in Zukunft die Wohncontainer von den Kleingärten trennen, aus den Fenster des Flüchtlingsheims schaut man direkt in die Gärten. 342 Flüchtlinge sollen hier ab September einziehen. Privatsphäre ade, befürchten die Kleingartenpächter der Kolonie Grünauer Straße 1920.
„Wer einmal vor Ort war, sieht, dass auch die unteren Stockwerke durchaus die direkt benachbarten Gärten komplett einsehen können“, erklärt die KURIER-Leserin. Es gebe so gut wie keinen Winkel in ihrem Garten, in dem sie sich in Zukunft unbeobachtet bewegen könne. „Wie man ein solches Wohnprojekt in ein Erholungsgebiet setzen kann, ist uns völlig unverständlich“, schreibt sie uns.
Sie hätte sich bereits an Oliver Igel, den Bürgermeister von Treptow-Köpenick sowie ans Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) gewandt, damit eine Lösung hinsichtlich eines Sichtschutzes gefunden wird. „Wir fühlen uns gravierend in unseren Persönlichkeitsrechten eingeschränkt, vom befürchteten Lärmpegel ganz zu schweigen!“, schreiben uns die Anwohner. „Eine Kleingartenanlage dient laut Kleingartengesetz neben der Pflicht zur Fruchterbringung nämlich auch zur Erholung!“

Das LAF hätte bei einem Vororttermin versprochen, eventuell eine Lösung zu finden – passiert sei aber bisher nichts. „Wir sind jedenfalls sehr besorgt, dass wir uns in unseren geliebten Kleingarten, den wir bereits viele Jahre mit größtem Vergnügen bewirtschaften und in den wir viel Geld, Zeit und Schweiß gesteckt haben, nicht mehr so gut vom stressigen Alltag (wir sind beide in nervenaufreibenden Berufen unterwegs) erholen und abschalten können“, erklärt die Leserin.
Grünauer Straße: Im September sollen die ersten Flüchtlinge einziehen
Das Containerdorf in Berlin-Köpenick ist das erste von ursprünglich 16 neuen Unterkünften für 6130 Flüchtlinge, die der Senat geplant hat. Doch nach und nach schrumpft der Plan. Vier Unterkünfte können gar nicht gebaut werden, andere wurden größer als realisierbar geplant. 2500 Plätze lösten sich so in Luft auf, wie der KURIER berichtete.
Die Anlage in der Grünauer Straße wird die erste, die fertigstellt wird. Im Juli sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein, im September die ersten Flüchtlinge einziehen. Anwohner und Kleingärtner kritisieren die Entscheidung für den Ort. Es gäbe in direkter Nähe keine Imbissbude, kein Restaurant, nur einen Lidl-Markt in 400 Meter Entfernung. Auf der einen Seite der Kleingärten liegt ein Gewerbegebiet mit dem Betonwerk, auf der anderen Seite das ehemalige DDR-Frauengefängnis.
