Anwohner trauern

Weißensee: Todesrätsel um Schwäne! Wie starb Schwanendame „Schwanita“?

Seit Jahren brütete jedes Jahr ein Schwanen-Pärchen am Weißen See, waren im ganzen Kiez bekannt. Nun wurde die Schwänin tot neben ihrem Nest gefunden.

Author - Florian Thalmann
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Das Schwanen-Pärchen brütete jahrelang am Weißensee, auch in diesem Jahr lagen mehrere Eier im Nest. Doch nun wurde das Weibchen tot neben ihrem Nest gefunden.
Das Schwanen-Pärchen brütete jahrelang am Weißensee, auch in diesem Jahr lagen mehrere Eier im Nest. Doch nun wurde das Weibchen tot neben ihrem Nest gefunden.Steffi Heins/zVg, Beate S./zVg

Seit Jahren lebten sie am Weißen See, wurden heimlich zu den Maskottchen des Gewässers im Osten von Berlin: Zwei hübsche Schwäne ließen sich Jahr für Jahr am Ufer nieder. Von den Anwohnern wurden sie beobachtet, bekamen sogar Namen wie „Schwanita“ und „Schwani“. Doch nun die Tragödie: Am Montagmorgen fanden Mitarbeiter des Grünflächenamtes die Schwanendame tot neben ihrem Nest. Ein Fall, der für Spekulationen sorgt: Waren Menschen Schuld daran, dass der Schwan sein Leben verlor? Immerhin: Es ist nicht das erste Mal, dass es rund um das Schwanen-Pärchen aus Weißensee traurige Nachrichten gibt.

Trauer am Weißen See: Schwanen-Dame tot aufgefunden – woran starb das Tier?

Anwohner, die die Schwäne in Weißensee seit Jahren beobachteten, dürften sich bei einem Spaziergang am Weißen See in den vergangenen Tagen gewundert haben: Nur noch einer der beiden Schwäne sitzt nun am Nest in der Nähe des Angler-Steges, passt auf die Eier auf, die dort noch immer liegen. Es ist das Schwanen-Männchen, doch das Weibchen, das hier ebenfalls seit Jahren lebte, ist weg. Sie wurde am Montag tot am Ufer gefunden.

Beim KURIER meldete sich ein Leser mit der traurigen Nachricht. „Seit Wochen pilgern Einzelpersonen und ganze Gruppen zum Nest, das unglücklicherweise direkt an einer Steganlage angelegt ist“, schrieb er. Der Steg diene als erhöhte Aussichtsplattform, die Entfernung zum Nest betrage nur drei Meter. „Da hängen die Menschen über dem Zaun und stressen die Schwäne, teilweise in plaudernden Gruppen.“ Sind die Besucher daran schuld, dass der Schwan am Weißen See sterben musste?

Mit ihrem Nachwuchs erkundeten die Schwäne von Weißensee immer wieder auch die Wiesen und sogar die Gehwege rund um den Weißen See.
Mit ihrem Nachwuchs erkundeten die Schwäne von Weißensee immer wieder auch die Wiesen und sogar die Gehwege rund um den Weißen See.Steffi Heins/zVg

Ralf Gräfenstein, der sich gemeinsam mit seinen Kolleginnen Steffi Heins und Jacqueline Drust in einer Schwanenschutz-Initiative engagiert, widerspricht den Gerüchten. „Der Tod des Schwans hat damit nichts zu tun“, sagt er dem KURIER. „Aber natürlich kann man nicht verhindern, dass solche Gerüchte entstehen.“ Denn die Schwäne vom Weißen See haben viele Fans. Die Situation, in der das tote Tier gefunden wurde, lässt allerdings eine andere Vermutung zu. „Wahrscheinlich wurde sie von einem Fuchs gerissen“, schreibt Gräfenstein in einem Beitrag auf Facebook. Momentan wird das Tier in einem Labor untersucht. „Das amtliche Ergebnis der Untersuchung steht noch aus.“

Attraktion in Weißensee: Die Schwäne vom Weißen See sind im ganzen Kiez bekannt

Das Ergebnis dürften viele Menschen in Weißensee mit Spannung erwarten, denn die Schwäne sind im ganzen Kiez bekannt. Auch Ralf Gräfenstein kennt den nun toten Schwan bereits seit 2011, damals lebte das Weibchen noch am Malchower See. Später verschlug es sie an den Obersee, seit 2018 ist sie mit ihrem Partner am Weißen See unterwegs. „Die Schwäne haben dort jedes Jahr Nachwuchs bekommen“, erzählt er.  Aktuell brüteten die Tiere zum zweiten Mal direkt am Angelsteg, hinter einem aufgestellten Schutzzaun.

Viele Menschen in der Umgebung hätten Rücksicht auf die Tiere genommen, die Schwäne wiederum suchten sich den Platz für ihr Nest selbstständig aus. „Sie waren auch oft auf der Wiese unterwegs oder watschelten über die Gehwege“, sagt Gräfenstein „Die Leute passten auf, waren auch vorsichtig mit ihren Hunden.“ Doch natürlich gibt es auch Ausnahmen: Immer wieder gibt es am See auch Probleme mit Vermüllung, mit Wildbadern und Hundehaltern, die ihre Tiere frei herumlaufen lassen. Ordnungsamt und Polizei führen Kontrollen durch.

Die Schwäne vom Weißen See sind im gesamten Kiez bekannt - sie brüten bereits seit Jahren Jahr für Jahr am Ufer. Nun ist eines der beiden Tiere tot.
Die Schwäne vom Weißen See sind im gesamten Kiez bekannt - sie brüten bereits seit Jahren Jahr für Jahr am Ufer. Nun ist eines der beiden Tiere tot.Steffi Heins/zVg

Die Schwäne am Weißen See hatten es auch nicht immer einfach. Etwa im Jahr 2022: In der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai zerstörten Unbekannte das Gelege der Tiere, ersetzten die Eier durch Pflastersteine. Und das kurz bevor die Küken schlüpfen sollten. Acht Eier waren zunächst verschwunden, nur noch Reste tauchten im Wasser des Sees auf. Einige der Eier wurden entwendet, einige zerstört.

Der Weiße See mit dem Strandbad Weißensee ist ein beliebtes Ausflugsziel für viele Berlinerinnen und Berliner. Die Besucher konnten hier seit Jahren auch ein Schwanen-Pärchen beobachten.
Der Weiße See mit dem Strandbad Weißensee ist ein beliebtes Ausflugsziel für viele Berlinerinnen und Berliner. Die Besucher konnten hier seit Jahren auch ein Schwanen-Pärchen beobachten.Schöning/imago

Wird das Geheimnis des toten Schwans vom Weißen See nächste Woche gelüftet?

Er engagiert sich auch ehrenamtlich beim Wildtierrettung und Gnadenhof e.V. Der Verein arbeitet mit Polizei, Feuerwehr, Tierärzten, Tierheimen und anderen Behörden sowie ehrenamtlichen Wildtierrettern zusammen, um verletzte und verwaiste Wildtiere zu retten. Zu seiner Faszination für Schwäne kam er schon vor Jahren. „Anfang der Nullerjahre habe ich das erste Mal einen Schwan gefunden, der sich in Angelhaken und Angelschnur verheddert hatte. Ich dachte mir: Es muss doch jemanden geben, der sich darum kümmert.“ Doch er fand zunächst keine Hilfe, nahm es selbst in die Hand. Als sich Jahre später die Wildtierrettung gründete, stieg er ein. „Es wird um jedes Tier gekämpft“, sagt er. „Ziel ist immer die Rückführung in die Natur.“

Für Gräfenstein ist klar, dass das Geheimnis des toten Schwans gelüftet werden muss – auch, damit keine falschen Anschuldigungen entstehen. Denn der Tod der Schwanen-Dame ist für viele ein emotionales Thema. Und dabei bleibt es nicht: Das Schwanen-Männchen bleibt allein zurück, versucht nun, die Eier auszubrüten. „Aber das wird nichts mehr werden“, sagt Gräfenstein. Mit dem Tod der Mutter ist also höchstwahrscheinlich auch der tierische Nachwuchs am Weißen See verloren. Und die Anwohner können nur hoffen, dass sich an dem beliebten See vielleicht bald neue Schwäne ansiedeln.