Der Berliner Ortsteil Weißensee ist heute unter anderem bekannt für den namensgebenden See, das entsprechende Strandbad und die angrenzenden Parkanlagen. Viele Menschen, die hier leben, meinen, dass sie das Gebiet wie ihre Westentasche kennen. Aber: Stimmt das wirklich? Ein kleiner Test: Haben Sie gewusst, dass Weißensee am 21. Februar ein besonders trauriges Jubiläum feiert? Der Grund: Bis zum Jahr 1919 gab es dort das „Schloss Weißensee“, das zur echten Vergnügungsstätte für die Berlinerinnen und Berliner wurde. Bis ein Feuer das prächtige Bauwerk vollkommen zerstörte.
Prunkbau am Weißen See: Die Berliner liebten ihr Schloss Weißensee
Was, in Weißensee gab es mal ein Schloss? Ja, Sie haben richtig gelesen: Der Berliner Ortsteil, in dem heute jedes Jahr im Sommer im namensgebenden See gebadet wird, konnte sich bis 1919 mit einem echten Prunkbau schmücken. Zugegeben: Ein wirkliches Schloss war das Bauwerk nicht – es erinnerte nur aufgrund seiner Bauweise an ein echtes Schloss. Die Bezeichnung „Schloss Weißensee“ setzte sich eher im Volksmund durch.
Die Besitzer des Gut und Flurmark Weißensee waren die Nachkommen von Johann Heinrich Leberecht Pistorius, einem Landwirt und Schnapsbrenner. Im Jahr 1859 ließ ein Neffe von Pistorius am Südufer des Weißen Sees das Bauwerk errichten, das so herrschaftlich aussah, dass es bei den Berlinern „Schloss Weißensee“ genannt wurde. Umgeben war es von einer noblen Parkanlage. Im Januar 1872 wechselte das Gut den Besitzer, ging für 700.000 Taler an einen Großkaufmann aus Hamburg. Zwei Jahre später wurde das Schloss Weißensee verpachtet – und entwickelte sich zu einer bekannten Vergnügungsstätte.

Der Grund: Der Berliner Gastronom Rudolf Sternecker war einer der Pächter. Nachdem er sich erst aus dem Projekt zurückgezogen hatte, baute er das Unternehmen nach 1885 zum „Welt-Etablissement Schloss Weißensee“. Die Besucher fanden hier einen Vergnügungspark mit Rutschbahnen, Karussells, Tanzsälen, in Bierlokalen konnte man sich verwöhnen lassen, sogar Ballonfahrten starteten von hier.
Tausende Berliner kamen jedes Wochenende her, um sich zu vergnügen und sich unterhalten zu lassen. Im Schloss spielten Berliner Theatervereine. Im Jahr 1908 ging der Park dann an die Gemeinde Weißensee, das Areal wurde zum Volkspark umgestaltet, das Schloss durch das Militär genutzt.
Am 21. Februar 1919 brannte das Schloss Weißensee komplett nieder
Dann kam es zum verheerenden Brand: Am 21. Februar 1919 brannte das „Schloss Weißensee“ vollständig nieder. Das Berliner Tageblatt schrieb laut einem Bericht der Berliner Woche damals, dass das Feuer durch die Unachtsamkeit von Soldaten ausgelöst wurden, die Holzwolle verbrannten. Das Feuer ging schnell auf das Hauptgebäude über, wo durch die militärische Nutzung Granaten und Munition lagerten. Sie seien „mit großem Getöse“ explodiert, hieß es. Teile des Gebäudes stürzten ein, das Schloss Weißensee war nicht mehr zu retten.
Wer sich übrigens fragt, wo genau das Gebäude stand: Laut Berliner Woche befand es sich auf einem Platz in Höhe der heutigen Bootsausleihstation am Weißen See. „An der Stelle des ehemaligen Schlosses befinden sich heute das Freibad am Weißen See und das Milchhäuschen“, heißt es in einem Post auf der Facebook-Seite „Berlin Weißensee“. Wenn Sie also das nächste Mal am Weißen See unterwegs sind: Erinnern Sie sich daran, dass hier einst ein prächtiges Schloss stand, das eigentlich gar kein Schloss war – und das am 21. Februar 2025 den Flammen zum Opfer fiel. ■