Anwohner sind beunruhigt

Banden in Berlin-Köpenick: Wird Allende-Viertel zum Diebstahl-Hotspot?

Immer mehr Diebe treiben in der Großsiedlung im Südosten Berlins ihr Unwesen. So mancher Einwohner ist besorgt. Zu Recht? Ein CDU-Abgeordneter hakte bei der zuständigen Senatsbehörde nach.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Blick auf das Allende-Viertel im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick
Blick auf das Allende-Viertel im Berliner Bezirk Treptow-KöpenickBernd Friedel/imago

Es tut sich im Allende-Viertel etwas – aber offenbar nichts Gutes. So mancher Einwohner in dem Kiez im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick hat den Eindruck, dass dort in der Vergangenheit  die Kriminalität zugenommen hat. Vor allem Diebesbanden treiben dort ihr Unwesen. Bekommt Berlin jetzt mit dem Allende-Viertel einen neuen Kriminalitätsschwerpunkt?

Zu den kriminalitätsbelasteten Orten der Hauptstadt gehören die Gegenden an der  Warschauer Brücke, die Umfelder vom Görlitzer Park/Wrangelkiez, dem Kottbusser Tor, dem Hermannplatz (mit dem Donaukiez), der Hermannstraße/Bahnhof Neukölln und der Alexanderplatz. Ist nun auch ein Köpenicker Kiez auf dem besten Weg, zu einem der Orte in Berlin zu werden, in denen Drogenhandel, Messerstechereien, Betrügereien und Raubstraftaten vorkommen?

Im Allende-Viertel, dessen Aufbau in den 70er-Jahren begann und das aus zwei Teilen besteht, leben insgesamt etwa 11.000 Menschen. Das sind so viele Einwohner wie in einer größeren Kleinstadt. Und wo viele Menschen leben, sind auch Gauner unterwegs.

Trügt die Plattenbauidylle im Allende-Viertel in Berlin-Köpenick? Diebstähle im Kiez beunruhigen so manche Anwohner.
Trügt die Plattenbauidylle im Allende-Viertel in Berlin-Köpenick? Diebstähle im Kiez beunruhigen so manche Anwohner.Schöning/imago

In der Tat geschehen Straftaten auch im Allende-Viertel – zu viel empfand ein besorgter Anwohner, der deshalb sich an den CDU-Abgeordneten Dr. Martin Sattelkau wandte. Der Politiker nahm das Anliegen ernst und fragte daher bei der Senatsinnenverwaltung nach, wie es um die Kriminalität im Allende-Viertel wirklich steht.

Allende-Viertel: Wird die Großsiedlung in Berlin-Köpenick zum Paradies für Diebe?

Die Antwort der Senatsbehörde liegt jetzt vor. Und bei schneller Betrachtung fällt auf: In dem Köpenicker Kiez sind vor allem Diebe unterwegs. Am meisten geschehen Raubzüge in Geschäften. Insgesamt 324 Fälle von Ladendiebstählen wurden von der Polizei registriert. Was da geklaut wurde, verrät die Übersicht in der Senatsantwort leider nicht.

Die Diebe bevorzugen bei ihren Raubzügen im Allende-Viertel auch Fahrzeuge. In 217 Fällen wurden Autos aufgebrochen und darin befindliche Gegenstände entwendet. In 159 Fällen wurden Fahrräder, in 66 Fällen Autos und in 24 Fällen Mopeds geklaut.

Hört sich zunächst viel an. Aber diese Fälle geschahen nicht in einer Woche oder in einem Monat – sondern innerhalb von mehreren Jahren! Folgerichtig erklärt heißt es auch in der Senatsantwort an den CDU-Politiker: „Das Allende-Viertel stellt derzeit aus Sicht des Senates und der Polizei Berlin keinen Kriminalitätsschwerpunkt dar.“

CDU-Abgeordneter Dr. Martin Sattelkau
CDU-Abgeordneter Dr. Martin SattelkauPatricia Kalisch/CDU Berlin

Denn zwischen 2018 und 2024 geschahen in der Großsiedlung insgesamt 1322 Straftaten, darunter waren laut vorliegendem Senatsbericht kein Mord oder Totschlag. Insgesamt 1583 Täter wurden in diesem Zeitraum gefasst.

Etwa die Hälfte hatte einen deutschen Pass. Die andere Hälfte kam aus allen möglichen Ländern. Nicht nur aus den üblich verdächtigen Staaten wie Polen, Bulgarien oder Syrien, wie jetzt so mancher wieder meinen könnte. Auch zwei Österreicher waren darunter.

Zum Vergleich: Die Zahl der Straftaten im Allende-Viertel innerhalb mehrerer Jahre entspricht fast der Anzahl der Straftaten, die in einem Jahr im Märkischen Viertel passieren! In der Siedlung in Reinickendorf (50.000 Einwohner) geschahen 2023 genau 1085 Straftaten. Und am Kriminalitäts-Schwerpunkt Alexanderplatz waren es im gleichen Jahr über 32.000 Straftaten!

Allende-Viertel: Probleme darf man nicht kleinreden

Auch wenn die Statistik die Befürchtungen der Anwohner im Allende-Viertel nicht so widerspiegeln – kleinreden muss man sie aber auch nicht. Man muss sie ernst nehmen und den Problemen nachgehen.

So sieht es auch die Polizei. In der Senatsantwort an den CDU-Abgeordneten Sattelkau heißt es dazu: „Die Polizei Berlin ist mit ihren Kontaktbereichsbeamten des örtlich zuständigen Polizeiabschnitts 36 (A 36) regelmäßig im Allende-Viertel präsent. In diesem Zusammenhang findet ein enger und regelmäßiger Austausch zwischen den Bedarfsträgern, wie beispielsweise den Wohnungsbaugesellschaften, Schulleitungen oder den Leitungen der Unterkünfte für Geflüchtete statt.“

Der Polizei ist auch bewusst, dass Diebe auch das Allende-Viertel im Fokus haben und die Bewohner besser geschützt werden müssen. Daher werden Präventionsveranstaltungen zu Themen wie „Einfamilienhauseinbruch“ oder „Fahrraddiebstahl“ durchgeführt, heißt es in der Senatsantwort. ■