Nazi-Familie aus Köthen

Karin Ritter aus Köthen: Enkel packt aus! So schlimm war Familie Ritter wirklich

Jahrelang wurde Familie Ritter aus Köthen für das Fernsehen begleitet. Nun erzählt der Enkel von Karin Ritter vom Leben in der Familie.

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Karin Ritter wurde als Nazi-Oma berühmt. Im Jahr 2021 starb sie im Alter von 66 Jahren. Nun packt ihr Enkel in einer neuen Doku aus.
Karin Ritter wurde als Nazi-Oma berühmt. Im Jahr 2021 starb sie im Alter von 66 Jahren. Nun packt ihr Enkel in einer neuen Doku aus.Youtube

Sie erlangten durch eine Doku-Reihe zweifelhafte Berühmtheit, rücken durch einen mehrteiligen Film momentan wieder ins Licht der Öffentlichkeit: Familie Ritter aus Köthen in Sachsen-Anhalt. Vor 30 Jahren stieß ein Kamerateam von Stern TV auf die Familie, begleitete sie über Jahre durch ihr Leben – und gab Einblicke in den Alltag zwischen Verwahrlosung, Alkoholismus und rechtsradikalem Gedankengut. Die Beiträge, die es im Netz über Familienoberhaupt Karin Ritter und ihre Söhne gibt, schocken noch heute. 2021 starb sie im Alter von 66 Jahren. In einer neuen Doku meldet sich jetzt ihr Enkelsohn zu Wort – und packt aus, wie schlimm seine vermeintliche Nazi-Oma wirklich war!

Karin Ritter im TV: Vor 30 Jahren kam die Familie Ritter aus Köthen ins Fernsehen

Vor 30 Jahren begann die Geschichte der Familie Ritter im deutschen Fernsehen – zum Jubiläum strahlt der Sender Vox nun eine mehrteilige Doku aus, die die gesamte Geschichte der Familie beleuchtet. Die erste Folge lief am Mittwoch um 20.15 Uhr bei VOX, die zweite Episode ist für den kommenden Mittwoch (26. Februar 2025) um 20.15 Uhr geplant. Eine Besonderheit der neuen Doku: Hier meldet sich erstmals David Ritter zu Wort, einer der Enkel von Karin Ritter. Und berichtet darüber, wie schlimm seine Familie wirklich war.

„Das hat ja alles 1994 angefangen, da war ich noch gar nicht auf der Welt“, sagt er. Er habe später erst die Aufnahmen gesehen, wie seine Onkel – die Söhne von Karin Ritter – damals waren. „Wie sie ein Interview gegeben haben, über das ganz Deutschland gesprochen hat.“ Die Kinder bekamen das rechte Gedankengut schon früh eingeimpft – als Stern TV die Familie interviewte, sagte Sohn Norman unter anderem, er wolle Skinhead werden, wenn er groß ist. Bruder René sagte, die Ausländer würden den Deutschen die Arbeit wegnehmen. Und wenn er einen kennenlernen würde? „Dann schlage ich ihn blau.“ Die Doku zeigt, wie Gewalt und Hass ein wichtiger Teil des Lebens der Kinder wurde, wie sie mit Knüppeln und einer Axt durch das Wohngebiet zogen, einmal die Wohnung einer Nachbarin kurz und klein schlugen – mit dem Ziel, die Frau zu töten.

Karin Ritter wurde jahrelang von einem Fernsehteam begleitet. Die Beiträge über das Leben der Familie Ritter schockierten Millionen Menschen.
Karin Ritter wurde jahrelang von einem Fernsehteam begleitet. Die Beiträge über das Leben der Familie Ritter schockierten Millionen Menschen.Youtube

Nun spricht David Ritter über seine Kindheit – und teilt schockierende Erinnerungen an das Leben mit der Familie. „Man ist von der Schule gekommen – und dann war bei Norman und Christopher das Fenster offen, da hat man schon lautstarke rechte Musik gehört und Hassparolen.“ Das sei nicht sein Ding gewesen, der Fremdenhass seiner Onkels nicht nachvollziehbar. Eine Aufnahme aus der Doku zeigt den kleinen David, wie er neben seinem Onkel Norman steht. „Hey David, findest du den Norman eigentlich cool?“, fragt die Reporterin. „Nee“, sagt David, wird daraufhin von seinem Onkel Norman durch die Siedlung gejagt.

Enkel von Familie Ritter: „Meinen Onkels habe ich gebrochene Rippen zu verdanken“

„Meinen Onkels habe ich gebrochene Rippen zu verdanken, zig blaue Flecken, alles. Und so wollte ich einfach nicht zur Schule gehen“, sagt er. Er habe die Befürchtung gehabt, dass das alles auf Oma Karin Ritter zurückfalle. „Dass es nachher heißt: Die verprügelt dich – was sie nie gemacht hat.“ Er habe auch gewusst, dass seine Onkel kriminell waren. Er sei zwar mit zu Besuch im Gefängnis gewesen, sagt David Ritter.  Doch er habe sich als Kind nicht vorstellen können, warum er sie besuchen musste und warum sie Gitter vor ihren Fenstern hatten.

Das Problem war auch die Gewaltbereitschaft in der Familie. „Deeskalation gibt es in der Familie nicht. Am besten ist, ich renne mit meinem Kopf gegen deinen Kopf oder mit meiner Hand in dein Gesicht“, beschreibt er den Alltag bei Familie Ritter.  Doch Konflikte mit Gesprächen zu lösen – das habe es bei den Ritters nie gegeben. Dazu kam der Alkoholkonsum. „Mir war es auch immer peinlich, Freunde mit zu mir zu nehmen“, sagt David Ritter. Er wollte keine Schulkameraden einladen, weil seine Onkel sturzbetrunken durch das Haus liefen, rechte Musik spielten. „Das war mir peinlich.“ Der Einfluss der Familie verschonte auch David nicht: Er ist mehrfach vorbestraft, nahm Drogen. Doch er löste sich von der Familie, hat heute Freundin und Kinder. Hat seinen Schulabschluss nachgeholt. Und sagt: Er will unbedingt verhindern, dass seine Kinder so werden wie er.

Karin Ritter mit ihren Söhnen in ihrer Wohnung in Köthen.
Karin Ritter mit ihren Söhnen in ihrer Wohnung in Köthen.Youtube

Überraschend dürfte aber vor allem sein, was er über Karin Ritter sagt, seine Oma. „Aus meiner Sicht hat sie alles gut gemacht. So gut es geht hat sie mich versucht zu schützen“, sagt David Ritter. „Sie hat dafür gesorgt, dass ich regelmäßig in die Schule gehe, hat sich drum gekümmert, dass ich als kleiner Bengel schon Markenklamotten getragen habe, dass ich ein kindgerechtes Zimmer mit Fernseher, Spielekonsole … für mich war es auf jeden Fall die beste Oma – auch wenn sie manchmal komisch war.“ Von der liebevollen Seite von Karin Ritter bekamen die Zuschauer nur wenig zu sehen. Wer die Geschichte der Familie im Fernsehen verfolgte, erlebte vor allem Schreierei, Hassparolen und Szenen, die schockieren. Wie „komisch“ sie war, zeigen etwa Aufnahmen davon, wie sie ihren kleinsten Enkelinnen für das Team von Stern TV den Hitlergruß beibringt.

Trotzdem hielt er zu ihr, bezog nach einem Umzug der Familie in ein neues Wohnhaus auch ein Zimmer in ihrer Wohnung. Dann musste er wegen eines Vergehens ins Gefängnis. Mit Oma Karin Ritter ging es dann gesundheitlich bergab – sie berichtete in Interviews, sie habe einen Schlaganfall erlitten, ging aber deshalb nicht zum Arzt. Später sollte sie sich im Krankenhaus wegen Krebs behandeln lassen, lehnte aber auch das ab. „Es war ihr letzter Wunsch, dass sie mich nochmal sieht“, sagt er. „Dann war es aber zu spät.“ Was David noch über seine Familie berichtet, ist im zweiten Teil der Doku „30 Jahre Familie Ritter“ zu sehen – sie läuft am kommenden Mittwoch um 20.15 Uhr bei VOX. ■