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Kult-Platte der DDR! Kennen Sie „Das Katzenhaus“? Das wurde aus den Stars

Viele Hörspiel-Platten aus der DDR sind bis heute unvergessen. Wir erinnern an „Das Katzenhaus“ und die Stars, die der Platte ihre Stimmen liehen.

Author - Florian Thalmann
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Auch die Stimmen von Katja Paryla (l.) und Inge Keller (r.) waren im Hörspiel „Das Katzenhaus“ zu hören. Die Schallplatte erschien erstmals im Jahr 1977.
Auch die Stimmen von Katja Paryla (l.) und Inge Keller (r.) waren im Hörspiel „Das Katzenhaus“ zu hören. Die Schallplatte erschien erstmals im Jahr 1977.Drama-Berlin.de/imago, United Archives /imago, zVg (Montage: Saba)

Während in der heutigen Zeit jeder Musik bei Streaming-Diensten hört, legte man zu DDR-Zeiten gern noch eine Schallplatte auf. Und die waren nicht nur für Musik da, sondern auch für zahlreiche Hörspiele, die große und kleine Zuhörer amüsierten. Manche von ihnen haben Kult-Status – beispielsweise „Das Katzenhaus“. Das Buch von Schriftsteller Samuil Marschak wurde mit berühmten Schauspielern des Ostens als Hörspiel inszeniert, auf Platte gepresst – und vermittelte Generationen von Kindern in der DDR eine wichtige Lektion. Wir erinnern an die berühmte Schallplatte „Das Katzenhaus“ – und verraten, was aus den Stars wurde.

Schallplatte „Das Katzenhaus“ aus der DDR: Das Hörspiel ist noch heute Kult!

„Denkt euch ein Haus, wie ein Prunkschloss sieht es aus. Tor und Fenstersims und Giebel fein geschnitzt, bemalt, nicht übel.“ Wer in der DDR aufwuchs, der kam um diese Zeilen vermutlich nicht herum. Damit beginnt das berühmte Hörspiel „Das Katzenhaus“, das im Jahr 1977 zum ersten Mal auf den Markt kam. Mit bekannten Schauspielern und Fernsehstars der DDR wurde die Geschichte von Schriftsteller Samuil Marschak inszeniert: Promis wie Inge Keller, Peter Dommisch, Käthe Reichel und Katja Paryla erweckten die Tiere, um die sich die Geschichte des extravaganten Hauses dreht, zum Leben.

Viele kennen die DDR-Schallplatte „Das Katzenhaus“ noch aus ihrer Kindheit.
Viele kennen die DDR-Schallplatte „Das Katzenhaus“ noch aus ihrer Kindheit.zVg

Es geht um Fürstin Koschka, eine vornehme Katze, die von Inge Keller gesprochen wurde. Sie lebt in ihrem Katzenhaus zusammen mit ihrem Hausdiener Wassja (Helmut Müller-Lankow). Obwohl sie alle Möglichkeiten hätten, wollen Sie den beiden Katzenkindern, die eines Tages an der Tür des Hauses klopfen, nicht in ihrer Not helfen. Stattdessen wird eine Party gefeiert: Es kommen der Ziegenbock Herr Bockowitsch (Peter Dommisch), seine Frau, die alte Ziege (Käthe Reichel), die Nachbarin Frau Schwein (Katja Paryla), Baron von Hahn und seine Frau, der Henne (Günter Junghans und Margit Bendokat). Was für ein rauschendes Fest!

Die Story von „Das Katzenhaus“: Darum geht es in dem Hörspiel aus der DDR

Allerdings passiert, als am Abend alle Gäste abreisen sind, die Katastrophe. Während der umfangreichen Verabschiedung vor dem Haus fällt drinnen Glut aus dem Kamin. „Holzscheite brennend fielen hinunter auf die Dielen“, erzählt Sprecher Wolfgang Dehler. „Sie schwelten und sie brannten, die Feuerschlänglein rannten zum Teppich hin. Bald stand in Flammen auch die Wand, der Tisch, die Polster glühten und gelbe Funken sprühten.“ Das noble Katzenhaus brennt vollkommen nieder. Plötzlich sind Fürstin Koschka, einst stolze Besitzerin des Anwesens, und ihr Diener Wassja obdachlos. Wer hilft ihnen, als sie in Not sind?

Horst Krause und Günter Junghans am Set von „Polizeiruf 110“. Junghans spielte im Hörspiel „Das Katzenhaus“ aus der DDR den Baron von Hahn.
Horst Krause und Günter Junghans am Set von „Polizeiruf 110“. Junghans spielte im Hörspiel „Das Katzenhaus“ aus der DDR den Baron von Hahn.eventfoto54/imago

Natürlich nicht die Freunde, die sie gerade noch verköstigten – sondern die armen Katzenkinder, denen sie selbst kein Obdach geben wollten. Eine wichtige Lektion für Fürstin Koschka und ihren Diener. Das Hörspiel bekommt zum Glück ein Happy End: Die Katze, ihr Diener und die beiden Katzenkinder bauen das Haus wieder auf, schöner als zuvor. Das Hörspiel „Das Katzenhaus“ ist damit, genau wie das Buch von Samuil Marschak, ein Aufruf zur Freundlichkeit – und dazu, sich in Not gegenseitig zu helfen. Die Platte ist auch heute noch brandaktuell, viele verbinden damit schöne Erinnerungen an ihre Kindheit.

Schallplatte aus der DDR: Was wurde aus den Stars aus „Das Katzenhaus“?

Nur: Was wurde aus den Stars? Viele der Schauspieler, die den Tieren damals ihre Stimme liehen, sind schon seit Jahren nicht mehr da. Erzähler Wolfgang Dehler etwa, dessen Stimme die Geschichte um Fürstin Koschka zum Leben erweckt, starb im Jahr 2003 im Alter von nur 66 Jahren. Er hatte die letzten Jahre seines Lebens in Brasilien verbracht, wurde allerdings in Dresden beigesetzt. Seine Stimme ist nicht nur in „Das Katzenhaus“ zu hören, er lieh sie auch anderen Produktionen, war etwa Synchronsprecher von Sean Connery und Leonard Nimoy.

Kult-Schallplatte „Das Katzenhaus“ aus der DDR: Diese Stars spielten mit
  • Fürstin Koschka: Inge Keller
  • Kater Wassja: Helmut Müller-Lankow
  • Zwei kleine Katzen: Monica Bielenstein und Helga Koren
  • Herr Bockowitsch: Peter Dommisch
  • Frau Ziege: Käthe Reichel
  • Frau Schwein: Katja Paryla
  • Baron von Hahn: Günter Junghans
  • Frau Henne: Margit Bendokat
  • Biber und Ferkel: Karin Reif, Elvira Schuster, Lutz Dechant,
  • Holm Gärtner, Hans Oldenbürger, Lothar Tarelkin
  • Erzähler: Wolfgang Dehler

Fürstin Koschka wurde in „Das Katzenhaus“ von Schauspielerin Inge Keller gespielt, die nicht nur auf der Bühne stand, sondern auch in zahlreichen Fernseh- und Kinofilmen Rollen übernahm. Sie war unter anderem in „Unterwegs zu Lenin“, „Fisch zu Viert“ und „Die Verlobte“ zu sehen. Und für Film- und Theaterauftritte mehrfach ausgezeichnet. Inge Keller wurde stolze 93 Jahre alt, starb im Februar 2017. Helmut Müller-Lankow, der an ihrer Seite als Diener Wassja zu hören war, stand mehr als 30 Jahre auf den Bühnen der DDR, wurde als Charakterdarsteller bekannt. Er trat in verschiedenen Rollen im „Polizeiruf 110“ auf, war in „Die zertanzten Schuhe“ zu sehen und spielte im DDR-Fernseh-Vierteiler „Die Bilder des Zeugen Schattmann“ mit. Im Jahr 2006 starb er an einem schweren Lungenemphysem.

Peter Dommisch – er spielte den Ziegenbock – wurde ebenfalls als Schauspieler verschiedener Fernsehproduktionen bekannt. Er spielte beispielsweise den einfältigen Nachbarn im Defa-Märchen „Das Zaubermännchen“, war bei „Karbit und Sauerampfer“ und bei „Geliebte weiße Maus“ dabei. Er wurde nur 56 Jahre alt, starb 1991 nach langer, schwerer Krankheit. Seine Frau wurde in „Das Katzenhaus“ von Käthe Reichel verkörpert. Die Schauspielerin war die letzte Geliebte von Bertolt Brecht, stand in unzähligen Theater- und Filmproduktionen vor der Kamera. Zuschauer des DDR-Fernsehens kennen sie unter anderem aus der Serie „Spuk im Hochhaus“, wo sie die einsame Oma Kroll in der Folge „Omas Wunderkuchen“ spielte.

Schauspielerin Käthe Reichel übernahm im Hörspiel „Das Katzenhaus“ aus der DDR die Rolle der Frau Ziege.
Schauspielerin Käthe Reichel übernahm im Hörspiel „Das Katzenhaus“ aus der DDR die Rolle der Frau Ziege.Star-Media/imago

Fans erinnern sich noch heute gern an das DDR-Hörspiel „Das Katzenhaus“

In der gleichen Serie übernahm Katja Paryla die Hauptrolle – sie spielte die Wirtin Jette Deibelschmidt. Auch in „Spuk unterm Riesenrad“ war sie dabei, hier spielte sie die Hexe – eine der drei Geisterbahnfiguren, die im berühmten Vergnügungspark im Plänterwald zum Leben erwachen. Im Hörspiel „Das Katzenhaus“ übernahm sie die Stimme von Frau Schwein. Sie starb im August 2013. Und der Hahn und seine Henne? Die Rollen wurden von Günter Junghans und Margit Bendokat übernommen. Junghans war als Schauspieler auch in „Die dicke Tilla“, „Polizeiruf 110“ und „Schtonk!“ zu sehen, starb 2014 im Alter von 73 Jahren. Margit Bendokat war unter anderem in „Sechse kommen durch die Welt“, „Mord mit Aussicht“ und „Bella Block“ zu sehen, lebt heute in Berlin.

Margit Bendokat sprach im DDR-Hörspiel „Das Katzenhaus“ die Henne, stand in ihrer Karriere auch oft auf der Theaterbühne. Sie lebt in Berlin.
Margit Bendokat sprach im DDR-Hörspiel „Das Katzenhaus“ die Henne, stand in ihrer Karriere auch oft auf der Theaterbühne. Sie lebt in Berlin.Berlinfoto/imago

Heute noch zu hören sind ist Monica Bielenstein, die in „Das Katzenhaus“ eines der beiden Katzenkinder spielte. Sie stand damals noch recht am Anfang ihrer Karriere als Schauspielerin und Synchronsprecherin, hat inzwischen eine lange Filmografie gesammelt. Zuletzt war sie unter anderem im Disney-Film „Encanto“ zu hören, in „Rapunzel: Neu verföhnt“ und im zweiten Teil der ABBA-Musical-Verfilmung „Mamma Mia! Here We Go Again“. Das zweite Katzenkind wurde von Helga Koren gespielt ­– um sie ist es im Gegensatz zu Bielenstein ruhig geworden, nachdem die Schauspielerin bis in die 90er-Jahre auf der Theaterbühne stand.

Ihre Stimmen füllen „Das Katzenhaus“ auch heute noch mit Leben, Jahrzehnte nach der ersten Veröffentlichung. Die Fans feiern das Hörspiel noch heute. „Immer wieder schön. Früher konnte ich es auswendig“, schreibt eine Frau auf YouTube unter einer digitalisierten Version der berühmten DDR-Platte. Eine andere: „Ich habe es als Kind geliebt!“ Und ein Fan schreibt: „Einfach großartig. Ich kenne diese Geschichte von einer Schallplatte und habe sie als Kind geliebt – wenngleich ich sie damals sogar ein bisschen gruselig fand.“