Aus dem Fernsehen der DDR war die „Spuk“-Reihe nicht wegzudenken: „Spuk unterm Riesenrad“ feierte riesige Erfolge, aber auch der Nachfolger „Spuk im Hochhaus“ traf vor allem die Menschen in den Plattenbauten des Ostens mitten ins Herz. Hier landen die beiden Verbrecher August und Jette Deibelschmidt nach unruhigen Jahren im Jenseits in einem Hochhaus in Ostberlin – und müssen als Strafe für ihre Missetaten sieben gute Taten vollbringen, um ihre ewige Ruhe zu finden. Die Serie, die in sieben Folgen aufgeteilt war, aber auch als Doppel-Spielfilm gesendet wurde, hatte viele Fans – doch was wurde eigentlich aus den Stars der Produktion?
Kult-Serie: „Spuk im Hochhaus“ war im Fernsehen der DDR ein echter Hit
„Spuk im Hochhaus“ ist unter Fans der „Spuk“-Reihe noch heute Kult – und das nicht ohne Grund: Die Geschichte, dass zwei unruhige Geister nach Jahrhunderten im Jenseits in einem Berliner Plattenbau auftauchen, um sieben gute Taten zu vollbringen, ist einfach schön. Und: Die Serie drehte sich nicht nur um die Geister von August und Jette Deibelschmidt, sondern auch um die Wohngemeinschaft im Berliner Plattenbau. Der freundliche Hausmeister, die kinderreiche Familie, der pensionierte Kommissar und die Jugendgang, die auf knatternden Mopeds vor allem den älteren Bewohnern des Hauses ein Dorn im Auge ist – sie alle tauchten in der Produktion auf.
Und entsprechend gestalteten sich auch die guten Taten, die die Geister vollbrachten: Sie setzten sich dafür ein, dass die Wohngemeinschaft näher zusammenrückte, indem sie einen Wasserschaden verursachten, den alle gemeinsam beheben mussten. Sie verschafften der vereinsamten Oma Kroll Kontakte in der Nachbarschaft, indem sie ihren leckeren Honig-Mandel-Kuchen stahlen und diesen unter den Bewohnern des Hauses verteilten. Sie setzten sich gegen Mobbing ein, indem sie die kleine Ulrike, die mit ihren Eltern aus dem Erzgebirge in die Platte zog, in die Kinder-Gruppe des Hauses integrierten. Und sie schlichteten einen lange schwelenden Streit zwischen Frau Vogel und Frau Mogel, zwei Frauen, die sich auf dem Hochhausflur regelmäßig ankeiften.

So viel gutes haben August und Jette Deibelschmidt in „Spuk im Hochhaus“ getan – doch was wurde nach dem riesigen Erfolg der Serie aus den Hauptdarstellern? Gespielt wurden die Geister von der Schauspielerin Katja Paryla, die auch als Hexe im Vorgänger „Spuk unterm Riesenrad“ zu sehen war, und ihrem Kollegen Heinz Rennhack. Die Publikumslieblinge aus dem DDR-Fernsehen gaben „Spuk im Hochhaus“ Charakter, spielten sich mit ihren Auftritten in die Herzen der Zuschauer. Und nicht nur dort: Beide schafften es auf TV-Bildschirm und der Theaterbühne zu reichlich Ruhm.
Katja Paryla: In „Spuk im Hochhaus“ stand sie als Jette Deibelschmidt vor der Kamera
Katja Paryla wurde 1940 in Zürich als Tochter eines Schauspielers und Regisseurs geboren, später lebte die Familie in Wien. Als er keine Engagements mehr in Österreich bekam, siedelte die Familie nach Ost-Berlin über. Sie besuchte hier zuerst die Hochschule für bildende und angewandte Kunst in Weißensee, danach bewarb sie sich 1960 an der Staatlichen Schauspielschule Berlin (später: Ernst Busch). Nach der Ausbildung folgten die unterschiedlichsten Rollen in Film und Fernsehen. Ihr Schauspieldebüt gab sie an der Seite ihres Vaters im Deutschen Theater Berlin.
Ihre größten Erfolge hatte Katja Paryla in „Spuk unterm Riesenrad“ von 1978 und im Nachfolger „Spuk im Hochhaus“ in den Jahren 1981 und 1982. In „Spuk unterm Riesenrad“ geht es um drei Geisterbahnfiguren, die im berühmten Vergnügungspark im Plänterwald zum Leben erweckt werden, in „Spuk im Hochhaus“ um die Geister August und Jette Deibelschmidt. Später war Paryla jahrelang Mitglied des Ensembles am Deutschen Theater Berlin, stand hier unter anderem in „Totentanz“, „Ein Sommernachtstraum“, „Miss Sara Sampson“, „Iphigenie auf Tauris“ und „Nathan der Weise“ auf der Bühne. Später wurde sie Schauspieldirektorin der Städtischen Theater Chemnitz und arbeitete später am Düsseldorfer Schauspielhaus. Im August 2013 starb Paryla in Wölsickendorf im Landkreis Märkisch-Oderland.
„Spuk im Hochhaus“: Heinz Rennhack spielte die Rolle von August Deibelschmidt
Und was ist mit ihrem Film-Partner Heinz Rennhack, der die Rolle von August Deibelschmidt in „Spuk im Hochhaus“ übernahm? Für den aus Danzig stammenden Schauspieler war „Spuk im Hochhaus“ der erste Auftritt in der Reihe, er wirkte auch am Nachfolger „Spuk von Draußen“ mit. Rennhack studierte an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ in Dresden, hatte seine ersten Bühnen-Auftritte an der Dresdner Staatsoperette, wo er in Opern und Operetten mitspielte. Die erste größere Rolle im TV hatte Heinz Rennhack an der Seite der Kult-Komiker Rolf Herricht und Hans-Joachim Preil („Herricht und Preil“) in der Silvester-Show „Tolle Tage“.
Der Auftakt für eine lange TV- und Film-Karriere! Ob Fernsehlustspiele, Kinder- und Jugendproduktionen oder Sketch-Reihen: Die Vielfalt der Sendungen, die Heinz Rennhack begleitete, ist unglaublich. Er trat im „Polizeiruf“ auf, aber auch in der beliebten DDR-Sendung „Ein Kessel Buntes“. Er machte bei „Der Wunschbriefkasten“ mit und spielte die Titelrolle im Märchenfilm „Das tapfere Schneiderlein“ von 1981. Doch nach einer Karriere in der DDR setzte er sich ab: 1988 kehrte er von einem Auftritt im Westen nicht zurück. „Ich fühlte mich in der DDR künstlerisch nicht ausgelastet. Im Westen bekam ich die Gelegenheit, mein Talent als Schauspieler ganz anders zu zeigen“, sagte er später in einem Interview. „Im Osten war ich immer nur der Komiker, im Westen durfte ich der Schauspieler sein.“

2019 zog sich „Spuk im Hochhaus“-Star Heinz Rennhack von der Bühne zurück
Auch hier und nach der Wende wirkte er an unterschiedlichsten Produktionen mit – ob im Fernsehen oder auf der Bühne. Doch in den vergangenen Jahren wurde es ruhiger um den Fernseh-Liebling aus der DDR. Zuletzt spielte er etwa in der Komödie „Sunny Boys“ mit, doch 2019 verabschiedete sich der Star aus „Spuk im Hochhaus“ von der Theaterbühne – nach letzten Auftritten im Theater Meiningen. „Ich dachte mir: Ich muss ja nicht unbedingt mit 105 Jahren noch auf der Bühne stehen“, sagte er der „SuperIllu“ in einem Interview. Mit einer Karriere dieser Art habe er sowieso nie gerechnet. „Als ich acht war, haben viele gesagt: ,Der Kleine muss zum Theater.‘ Dabei hatte ich doch bei einer Feier oft Angst, dass ich ein Gedicht aufsagen oder ein Lied singen muss“, gestand er. „Wenn es so weit war, habe ich mir fast in die Hose gemacht.“
Fans erinnern sich noch heute an die Auftritte von Katja Paryla und Heinz Rennhack in „Spuk im Hochhaus“ – ihre Art, mit den Bewohnern der Platte in Ostberlin umzugehen, ist ein Stück TV-Geschichte. Und auch die Titelmelodie können viele heute ganz sicher noch mitsingen. Erinnern Sie sich? „Wo die Tannen düster rauschen und dem Wanderer stockt der Schritt - steht ein Wirtshaus, und drin hausen August und Jette Deibelschmidt. Wenn ein Gast mit blanken Talern ihnen unters Auge tritt, greifen flugs zur Selbstbedienung: August und Jette Deibelschmidt“, hieß es im Vorspann zur Serie. „Unrecht Gut gedeihet nimmer, hört ihr schon des Schicksals Schritt: Gleich pocht es an eure Türe, August und Jette Deibelschmidt!“ ■