Wer sich heute an das Fernsehen der DDR erinnert, der kommt an verschiedenen Figuren und Charakteren einfach nicht vorbei. Viele, die damals vor er Mattscheibe saßen, erinnern sich an den stummen Zauberer Pan Tau, an „Meister Nadelöhr“, an die Prager Marionetten Spejbl und Hurvinek und Sendungen wie „Willi Schwabes Rumpelkammer“. Heute können Kinder und Jugendliche mit diesen Namen kaum etwas anfangen, doch damals waren sie die großen Stars des Fernsehens. Auch er: Schauspieler Walter E. Fuß stand über Jahrzehnte als „Professor Flimmrich“ vor der Kamera – und präsentierte seine „Flimmerkiste“. Aber: Was wurde aus dem TV-Star?
Professor Flimmrich: Über Jahrzehnte stand Walter E. Fuß in der Rolle vor der Kamera
Weißer Kittel, Brille auf der Nase, Fliege um den Hals: So erinnern sich viele noch heute an Professor Flimmrich. Der Herr, der wöchentlich im Kinderfernsehen der DDR auftauchte, gehörte zu den ganz großen Stars der damaligen Zeit, ist vielen in guter Erinnerung geblieben. Und war zugleich nicht nur irgendeine Figur – sondern auch der große Durchbruch für Schauspieler Walter E. Fuß! Der 1921 in Hamburg geborene Mime hatte schon vorher in unterschiedlichen Produktionen mitgespielt. Doch erst mit seinem Auftritt als Professor Flimmrich wurde er dem breiten Publikum bekannt.
Walter E. Fuß startete seine schauspielerische Laufbahn am Theater, spielte nach dem Zweiten Weltkrieg unter anderem am Potsdamer Hans Otto Theater. Mitte der 50er-Jahre stieg er auch bei Film und Fernsehen ein – und übernahm im Märchen-Klassiker „Das kalte Herz“ von 1950 seine erste Nebenrolle in einem großen Klassiker. In der Besetzungsliste ganz oben standen unter anderem Lutz Moik als Peter Munk und Erwin Geschonneck als Holländer-Michel – der Name von Walter E. Fuß hingegen findet sich ganz unten. Seine Rolle: „ein Schütze“. Ein kleiner Auftritt, der aber immerhin ein Anfang war. Viele Auftritte in Filmen folgten.

So spielte Walter E. Fuß – das E. im Namen stand übrigens für seinen zweiten Vornamen Eberhardt – unter anderem in den Filmen „Schatten über den Inseln“ und „Sein großer Sieg“, aber auch bei „Stärker als die Macht“, „Junges Gemüse“ und „Alter Kahn und junge Liebe“ mit. Auch in den Streifen „Vergeßt mir meine Traudel nicht“ und „Meine Frau macht Musik“ und im Kinderfilm „Bärenburger Schnurre“ stand er vor der Kamera. Ab 1959 kam dann der Durchbruch als Professor Flimmrich: Walter E. Fuß stand am 14. September 1959 erstmals in der Rolle vor der Kamera.
Die Flimmerstunde gab es bis 1990, allerdings nur bis 1980 mit Walter E. Fuß
Die Sendung lief bis zum Ende des DDR-Fernsehens im Jahr 1990, wurde zuerst am Montag um 16 Uhr ausgestrahlt, wechselte später auf den Sonnabend gegen 14 Uhr. Die Sendung befasste sich inhaltlich mit dem Thema Film – so zeigte Professor Flimmrich in Kittel und mit Fliege Ausschnitte aus neuen Kinderfilmen, berichtete davon, welche Streifen gerade entstehen und stellte verschiedene Berufe vor, die es in der Film-Branche gab und gibt. Im Anschluss an diese lehrreichen Abschnitte folgte dann ein Spielfilm.

Vielen kommt beim Gedanken an Professor Flimmrich vor allem das Lied ins Ohr, das zur „Flimmerstunde“ gehörte: „Professor Flimmrich zeigt und erzählt das was groß und klein gefällt“, sang ein Kinderchor. „Was gibt es heut bei ihm zu sehen? Werden interessante Gäste vorgestellt? Was gibt es heut bei ihm zu sehen? Zeigen Pioniere was aus ihrer Welt? Was gibt es heut bei ihm zu sehen? Ist der Professor vielleicht auf Reisen? Was gibt es heut bei ihm zu sehen? Einen Film hat er bestimmt zu zeigen!“ Und dann, nach dem Intro, begrüßte Professor Flimmrich seine jungen Zuschauer und Zuschauerinnen – „Guten Tag, liebe Mädel und Jungen!“
Auch in einer Facebook-Gruppe, in der an die Helden der DDR erinnert wird, denken die Menschen noch an Walter E. Fuß als Professor Flimmrich. „Ach wie habe ich diese Sendung geliebt und immer angeschaut. Als ich noch Kind war sah ich alles noch schwarz- weiß, aber es war immer sehr schön“, schreibt eine Frau. Eine andere kommentiert: „Die Kinderprogramme aus der ehemaligen DDR und die Märchenfilme konnten nie getoppt werden. Bis heute nicht.“ Und sogar im Westen war die Sendung bei einigen bekannt. „Habe ich als Kind auch im Westen immer gerne gesehen. Leider sind wir 1966 nach Cuxhaven gezogen und da gab es leider kein DDR Fernsehen zu empfangen“, schreibt ein Nutzer.
Im Jahr 1980 zog sich „Professor Flimmrich“ Walter E. Fuß aus dem Fernsehen zurück
Walter E. Fuß spielte aber weiterhin nicht nur Professor Flimmrich, er stand auch in zahlreichen anderen Produktionen vor der Kamera. Zu sehen war er etwa in Film-Klassikern wie „Geliebte weiße Maus“, „Die goldene Gans“, „Die Söhne der großen Bärin“ und „Die Abenteuer des Werner Holt“. Bereits im Jahr 1980 zog er sich aus gesundheitlichen Gründen von der Arbeit auf der Theaterbühne und für den Film zurück, hängte damit auch seinen berühmten Kittel von Professor Flimmrich an den Nagel. Nach dem Ausstieg von Walter E. Fuß übernahm Schauspieler und Autor Helmut Schreiber, er moderierte die „Flimmerstunde“ bis 1985. Zwischen 1985 und 1989 stand dann Marita Gerasch vor der Kamera, teilweise verkleidet als Hexe Barbarina. Um Walter E. Fuß aber wurde es still – der Schauspieler starb am 1. April 1996 in Potsdam. Seinen kleinen und großen Fans von damals wird er immer als Professor Flimmrich in Erinnerung bleiben. ■