Vor fast 70 Jahren begann eine Sternstunde des DDR-Fernsehens. Mit dem Kultprogramm „Willi Schwabes Rumpelkammer“ wurde eine legendäre Reise in die Glitzerwelt der alten Tonfilme gestartet. Der eigentliche Star der Sendung waren aber nicht die Filme, sondern der Berliner Schauspieler, Sänger und Moderator Willi Schwabe (1915–1991). Obwohl er im DDR-Fernsehen seine „Rumpelkammer“ präsentierte, wurde die Showbranche der DDR durch ihn erst entrümpelt.
Wer erinnert sich nicht an die legendäre „Rumpelkammer“? Von 1955 bis 1990 zog Willi Schwabe Millionen vor die Bildschirme des DDR-Fernsehens und entführte sie in eine zauberhafte Welt voller Filmklassiker! Ursprünglich unter dem Namen „Willi Schwabes Rumpelkammer“ bekannt, wurde die Show ab 1990 schlicht „Die Rumpelkammer“ genannt und begeisterte weiterhin die Zuschauer.
Was war das Geheimnis dieser Kultsendung? Schwabe präsentierte Ausschnitte aus alten deutschen Tonfilmen – ein echter Schatz aus den Jahren 1929 bis 1945 und sogar bis 1956! Mit Charme und Witz erzählte er Anekdoten und Wissenswertes über die damaligen Filmstars und erinnerte an deren Geburtstage oder Todestage. So wurden die vergessenen Klassiker wieder lebendig und die Geschichten der Schauspieler auf spannende Weise nacherzählt.
„Willi Schwabes Rumpelkammer“ aus Berlin-Adlershof galt als unpolitisch
Schwabe, ein Meister der Unterhaltung, schaffte es, die „Rumpelkammer“ frei von politischem Ballast zu halten. Trotz der brisanten Entstehungszeit der Filme (zum Teil Ufa-Werke aus der Nazi-Zeit) weckte er bei den Zuschauern die Illusion einer „guten alten Zeit“.

Die „Rumpelkammer“ hatte ihren festen Platz im Fernsehprogramm, auch wenn der Sendeplatz mehrmals wechselte. Für die fleißigen Schichtarbeiter gab es sogar eine Wiederholung am Vormittag des nächsten Tages. Im ersten Programm des DDR-Fernsehens lief jeden Montagabend der „Montagsfilm“, ein alter deutscher Filmklassiker, und die „Rumpelkammer“ lieferte dazu alle zwei Wochen am Mittwochabend um 20 Uhr die Hintergrundinfos – eine perfekte Ergänzung!
Jede Sendung begann spektakulär: Willi Schwabe, mit einer Laterne in der Hand, stieg die Treppe zu einem nachgebauten Dachboden hinauf (siehe Foto oben), begleitet von der bezaubernden Melodie „Tanz der Zuckerfee“ aus Tschaikowskys „Der Nussknacker“. Er öffnete die Kammer, entzündete die Laterne und begrüßte seine Zuschauer mit einem tiefen Verbeugen und den Worten: „Guten Abend meine Damen und Herren und herzlich willkommen in der Rumpelkammer“.
Dann ging es los: Schwabe entstaubte Requisiten oder Melodien aus den alten Filmen und präsentierte die Schlüsselszenen. Die Zuschauer durften sich an drei bis vier Filme pro Sendung erinnern, später kamen sogar ausländische Filme und Werke von emigrierten deutschen Stars und Regisseuren hinzu. Ergänzend zur TV-Show gab es Schallplatten mit Tonfilmschlagern unter „Willi Schwabes Musikalische Rumpelkammer“. Sogar die NVA bekam Sondersendungen mit Stummfilmen!
Fundament von „Willi Schwabes Rumpelkammer“ waren Ufa-Produktionen
Das Fundament der Sendung bildete das Staatliche Filmarchiv der DDR, das nahezu alle Ufa-Produktionen bis 1945 beherbergte. Die erste Folge lief am 13. Dezember 1955. Als Schwabe 1990 erkrankte, übernahm Friedrich Schoenfelder und führte die Sendung bis 1993 fort. Trotz weiterhin großer Beliebtheit wurde die „Rumpelkammer“ nach der Wende durch die veränderte TV-Landschaft als nicht mehr lukrativ betrachtet.
Nach dem Ende des Deutschen Fernsehfunks (DFF) ging die Show 1992 zum ORB und lief sogar im Hauptprogramm der ARD. Doch trotz der Verkürzung auf 45, später 30 Minuten, endete die Sendung 1993 endgültig.
Mit knapp 400 Folgen über 37 Jahre hinweg, fast immer mit dem gleichen Moderator, bleibt die „Rumpelkammer“ eine der langlebigsten und beliebtesten Sendungen des deutschen Fernsehens. Ein echtes Stück Fernsehgeschichte, das bei seiner Einstellung als die am längsten ausgestrahlte Unterhaltungssendung galt.

Übrigens: Willi Schwabe, der unvergessene Star der „Rumpelkammer“, hatte auch privat eine spannende Geschichte zu erzählen. Verheiratet war er mit der Schauspielerin Dorothea Thiesing (1909–1990), eine Ehe, die in der Welt der DDR-Prominenz legendär war. Ihre gemeinsame Tochter Gabriele, geboren 1945, machte als Opernsängerin Karriere. Die Familie wurde komplettiert durch den jüngeren Sohn Nikolaus.
„Willi Schwabes Rumpelkammer“ endete tragisch
Schwabe war nicht nur ein Liebling der Zuschauer, sondern auch der Jury! 1962 und 1964 wurde er zum Fernsehliebling der DDR gekürt. 1972 folgte der Kunstpreis der DDR und 1985 der renommierte Heinrich-Greif-Preis – eine Sammlung von Ehrungen, die seinen Status als Superstar des DDR-Fernsehens untermauerten.
Doch das Leben des beliebten Moderators endete tragisch. Im Mai 1990 stürzte er mit dem Fahrrad und erlitt schwere Gehirnblutungen, von denen er sich nie wieder erholte. Ein schockierendes Ende für eine so strahlende Persönlichkeit.