Trauerfeier in Adlershof

Er rockte mit Nina Hagen und Lindenberg: Trauer-Abschied von DDR-Geiger Bernd Müller

Er musizierte unter anderem in der Fritzens Dampferband, war Mitbegründer der Country-Szene im Osten Deutschlands. Nun wird der Musiker in Berlin-Adlershof beigesetzt, der vor einigen Wochen starb.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Teufelsgeiger Bernd Müller mit Nina Hagen
Teufelsgeiger Bernd Müller mit Nina Hagenteufels-geiger.de/Heike Valentin/privat

Er beherrschte sein Instrument höllisch gut. Kein Wunder, dass man Bernd Müller den Teufelsgeiger der DDR nannte. Seit den 70er-Jahren stand er im Osten mit vielen Stars auf der Bühne – wie Nina Hagen und sogar Udo Lindenberg, als dieser heimlich in der DDR mit der legendären Fritzens Dampferband auftrat. Nun heißt es Abschied nehmen von Bernd Müller. Plötzlich und unerwartet starb er vor über einem Monat im Alter von 72 Jahren. Am Dienstag (23. Juli) findet die Trauerfeier für den Ausnahmemusiker auf dem Friedhof in Berlin-Adlershof statt.

Teufelsgeiger Bernd Müller bei einem seiner Auftritte in den 2000er-Jahren
Teufelsgeiger Bernd Müller bei einem seiner Auftritte in den 2000er-JahrenHeike Valentin/privat

Es war der 6. Juni, als das Herz von Bernd Müller für immer zu schlagen aufhörte. „Ich war gerade auf Tour, als ich den Anruf erhielt, dass man zu Hause meinen Mann tot neben seinem Schreibtisch aufgefunden hatte“, sagt seine Ehefrau und Schlagersängerin Heike Valentin dem KURIER. „Ich bin noch immer geschockt und kann es nicht fassen, dass Bernd nicht mehr bei uns ist.“

In der Sängerstadt Finsterwalde (Brandenburg) wurde der Teufelsgeiger am 25. Oktober 1951 geboren. Er absolvierte ein Studium an der Musikhochschule „Carl Maria von Weber“ in Dresden, wurde Diplom-Musiklehrer unter anderem für Violine, Klavier und Keyboard.

Das Cover einer Single der Fritzens Dampferband: Darauf ist Achim Mentzel, hinter Nina Hagen ist Geiger Bernd Müller zu sehen.
Das Cover einer Single der Fritzens Dampferband: Darauf ist Achim Mentzel, hinter Nina Hagen ist Geiger Bernd Müller zu sehen.Heike Valentin/privat

Bernd Müller: Der Teufelsgeiger begeisterte West-Star Udo Lindenberg

Aber die Geige war sein Instrument. Und so hatte in der DDR nicht nur die Rock-Band City einen Geiger, sondern auch die Fritzens Dampferband mit Bernd Müller einen Musiker, der mit seiner „Fidel“ die Menschen begeisterte. Zu der lustigsten Tanzkapelle der DDR, die Mitte der 70er gegründet wurde, gehörten der unvergessene Schlager-Star Achim Mentzel (starb 2016), als Sängerin stand Nina Hagen („Du hast den Farbfilm vergessen“) am Mikro. Auch Gerd Christian, der Bruder von Holger Biege, war dabei.

Gerne erinnerte sich der Teufelsgeiger Bernd Müller daran, wie ganz heimlich auch Udo Lindenberg bei der Fritzens Dampferband trommelte. Der Grund: Fritzens Dampferband hatte auch Lindenberg-Songs in ihrem Programm. Dies soll Panik-Udo übrigens 1976 von den Puhdys erfahren haben, als die DDR-Kultband damals in der ARD-Sendung „Musikladen“ auftrat.

Am Ende fuhr Lindenberg als Tourist nach Ost-Berlin und traf sich mit der Fitzens Dampferband und hing mit den Jungs auf die Bühne. Im „Lindencorso“ trommelte er, während Band-Gründer Michael Fritzen Udos Lieder trällerte (Nina Hagen war da schon im Westen) und Band-Gitarrist Achim Mentzel und Teufelsgeiger Bernd Müller dazu mit ihren Instrumenten spielten. Sieben Jahre später, im Oktober 1983, hatte dann Udo Lindenberg im Palast der Republik offiziell seinen ersten DDR-Auftritt.

Bernd Müller und Udo Lindenberg: Das Foto entstand nach einem heimlichen Auftritt des West-Rockers mit der Fritzens Dampferband im Ost-Berliner „Lindencorso“ (1976)
Bernd Müller und Udo Lindenberg: Das Foto entstand nach einem heimlichen Auftritt des West-Rockers mit der Fritzens Dampferband im Ost-Berliner „Lindencorso“ (1976)Bernd Müller/privat

Bernd Müller gehörte zu den Mitbegründern der DDR-Country-Szene

Zu diesem Zeitpunkt gehörte Bernd Müller zu den Mitbegründern der Countrymusik-Szene im Osten Deutschlands. Mit Linda Feller und Harald Wilk spielte er in den Bands „Country-Co“ und „Wilk and Friends“ die in der Countrymusik so wichtige Geige. Müller ist mit seinem Instrument auch auf der einzigen DDR-Country-LP „Country Roads“ zu hören, die Amiga 1985 herausbrachte und die sich über eine Million Mal verkaufte.

In zahlreichen TV-Sendungen wie „Ein Kessel Buntes“ hat der Teufelsgeiger der DDR seinen Auftritt.  Nach der Wende ist er oft in den Shows „Achim’s Hitparade“ und „Kilometer 330“ unter den Namen „Mister Miller“ zu Gast. Bis in die 2000er Jahre gehört er zum festen Tournee-Programm des österreichischen Country-Stars Jonny Hill („Ruf Teddybär 1-4“) und trat überall in Europa auf. Höhepunkte waren, neben Stadtfesten und Galas, die großen Country- und Trucker-Feste in Spanien, in Belgien, in Österreich, der Schweiz und natürlich in Deutschland.

Heike Valentin und ihr Mann Bernd Müller bei einem gemeinsamen Auftritt
Heike Valentin und ihr Mann Bernd Müller bei einem gemeinsamen AuftrittHeike Valentin/privat

Ein weiterer Höhepunkt in seiner Karriere: 2017 stand Bernd Müller als „Mister Miller“ bei den ersten Schweizer Karl-May-Festspielen in Engelberg (bei Luzern) auf dem Felsen der großen Open Air-Bühne und spielte auf seiner Geige die berühmten Winnetou-Melodien unter der Regie des ostdeutschen Schauspielers Giso Weißbach.

Weißbach gehört zu den vielen Stars, die Bernd Müller nun auf dem Friedhof in Berlin-Adlershof die letzte Ehre erweisen wollen. Auch Bert Beel, Regina Thoss, Urte Blankenstein (Puppendoktor Pille),  Ingrid Raack, Dina Straat, Harald Wilk, die Weltklasse-Artisten Barbara & Gert Wendel haben ihre Teilnahme bereits zugesagt, wollen Bernd Müllers Frau und seinem Sohn in dieser schweren Stunde des Abschiednehmens zur Seite stehen.

Die Trauerrede wird Schlagersänger und TV-Moderator Michael Niekammer halten. Danach wird die Urne von Bernd Müller beigesetzt. ■