Es gibt in der Geschichte der DDR viele Filme, die zu echten Klassikern wurden. Viele erinnern sich heute noch gern an Streifen wie „Die dicke Tilla“, an Serien wie „Spuk unterm Riesenrad“ oder an Märchen wie „Das Zaubermännchen“. Zu den beliebten Kinder- und Jugendfilmen aus der damaligen Zeit gehört ohne Zweifel auch „Moritz in der Litfaßsäule“. Der Film feierte am 27. November 1983 seine Premiere, bot einem Kinderdarsteller die ganz große Bühne. Aber: Was wurde eigentlich aus Dirk Müller, der damals in die Rolle von Moritz in der Litfaßsäule schlüpfte? KURIER erinnert an den beliebten Streifen aus der DDR.
Kennen Sie noch „Moritz in der Litfaßsäule“? Der Film ist ein Klassiker der DDR!
Die Geschichte von Moritz in der Litfaßsäule dürfte auch heute noch bei vielen Menschen Kindheitserinnerungen wecken. Der Film, der 1983 veröffentlicht wurde, entstand nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Christa Kożik und erzählt die Geschichte von – wie könnte es anders sein – einem kleinen Jungen namens Moritz. Er ist gerade neun Jahre alt, genießt das Leben und geht viele Dinge gern etwas langsamer an, während alle um ihn herum nur durch das Leben zu hetzen scheinen.
Seine Familie besteht aus dem Vater, der Sparkassendirektor und deshalb vernarrt in Zahlen ist, seiner Mutter und den drei Schwestern. Bezeichnenderweise heißt die Familie „Zack“, doch der kleine Junge ist auch in der Schule alles andere als zackig unterwegs. Weil die Art des kleinen Moritz von allen abgelehnt wird, reißt er aus und findet Unterschlupf in einer Litfaßsäule. Dort wohnt auch die Katze Kicki, die sprechen kann. Auch ein Straßenkehrer, der seine Besen in der Litfaßsäule unterbringt, kümmert sich um Moritz. Wird Moritz wieder zu seiner Familie zurückkehren und werden die anderen es schaffen, ihn und seine Art zu verstehen?
Die Rolle in Moritz in der Litfaßsäule machte Dirk Müller in der DDR bekannt
Der Film wurde zu einem echten Erfolg, gehört heute zu den Klassikern der Kinder- und Jugendfilme der DEFA. Und das liegt natürlich auch an ihm: Kinderdarsteller Dirk Müller war es, der dem kleinen Moritz in der Litfaßsäule Leben einhauchte. Der im Jahr 1973 geborene ehemalige Schauspieler wurde durch die Rolle des Moritz Zack bekannt, der Auftritt war allerdings nicht sein erster: Schon in der populären DDR-Serie „Spuk im Hochhaus“ trat er in einer Nebenrolle auf, sammelte so die ersten Erfahrungen als Schauspieler.

Regisseur Rolf Losansky wählte ihn dann für die Hauptrolle in „Moritz in der Litfaßsäule“ aus. Im Jahr 1988 folgte dann der Film „Jonny kommt“, in dem er ebenfalls mitspielte, nach der Wende war Dirk Müller 1992 noch in „Jana und Jan“ zu sehen. Außerdem übernahm er im Kinderfilm „Die Story von Monty Spinnerratz“ die Synchronstimme einer Marionette. Es wurde sein letzter Auftritt: Dirk Müller zog sich aus der Schauspielerei zurück.
Kinderstar in der DDR: Was wurde aus Moritz in der Litfaßsäule?
Damit ist er übrigens nicht allein: Viele Kinderdarsteller, die in populären Filmen auftraten, gingen im Leben später einen ganz anderen Weg, traten öffentlich nicht mehr auf. „Wir telefonieren, gehen zusammen zum Fußball“, sagte Regisseur Rolf Losansky vor Jahren in einem Interview mit der Zeitschrift „SuperIllu“. Das Blatt interviewte ihn und Kinderbuchautorin Christa Kożik - doch der Star des Films wollte nicht an dem Treffen teilnehmen.

Losansky verriet, dass Dirk Müller den Weg als Diplomkaufmann verfolgte. Er gab auch Einblicke in die Geschichte des Films: Der Schauspieler sei einer der letzten drei Anwärter für die Rolle gewesen. Er sei damals so bedächtig und verträumt gewesen wie die Figur im Film. Ein Satz entschied darüber, dass Müller die Rolle bekam. In der Litfaßsäule habe er sinniert: „Wenn Erwachsene Weltschmerz haben, gießen sie sich einen auf die Lampe. Aber was machen wir Kinder, wenn wir Weltschmerz haben?“ Dann habe er rausgehauen: „Verdammter Weltschmerz!“ Losansky sagt: „In dem Moment verstummten alle im Studio. Man merkte, dass er weiß, was das ist.“
DDR-Film „Moritz in der Litfaßsäule“: Regisseur enthüllt Geheimnis der Katze Kicki
Der Regisseur enthüllte in dem Interview auch ein ganz anderes Geheimnis des Films – es dreht sich um die sprechende Katze Kicki. Die Gestalter der DEFA hätten für den Film mehrere Katzen entworfen, die für Rolf Losansky zu hässlich waren. Als ihm eine Katze gefiel, wurde daraus eine Puppe gebaut. Das Problem: Die Filmdrehs waren da schon vorbei – Dirk Müller hatte sich als Moritz in der Litfaßsäule statt mit der Puppe nur mit einem Lautsprecher unterhalten. Ein halbes Jahr lang wurden danach die Trickaufnahmen angefertigt, die Katze wurde nachträglich in den Film „Moritz in der Litfaßsäule“ eingefügt. Eine Arbeit, die sich lohnte! Übrigens: Wenn Sie mal wieder einen Blick auf den DEFA-Klassiker werfen wollen – der Film steht auf dem Youtube-Portal der DEFA kostenlos zum Anschauen zur Verfügung.