In Berlin-Köpenick

Direkt neben Kleingärten: Hier entsteht eine neue Flüchtlingsunterkunft

Flüchtlingsplan des Senats scheitert. Berlin hat ein Problem mit der Unterbringung von Flüchtlingen. Hunderte Plätze fallen weg, weil geplante Containerdörfer nicht gebaut werden können.

Author - Stefan Henseke
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Auf der einen Seite das Flüchtlingsheim, auf der anderen Seite die Gärtchen: Direkt neben der Kleingartenanlage „Grünauer Straße 1920“ wird in Berlin-Köpenick eine Flüchtlingsunterkunft hochgezogen.
Auf der einen Seite das Flüchtlingsheim, auf der anderen Seite die Gärtchen: Direkt neben der Kleingartenanlage „Grünauer Straße 1920“ wird in Berlin-Köpenick eine Flüchtlingsunterkunft hochgezogen.Stefan Henseke

Nur ein wackliger Zaun und ein schmaler Weg trennen die aufeinander gestapelten Wohncontainer von den Kleingärten gegenüber ab. Die grüne Farbe der Wohnbuchten ist wohl ein Zugeständnis an das Grün nebenan. Im September sollen hier die ersten von 342 Flüchtlingen einziehen. Eines von 16 geplanten Containerdörfern für insgesamt 6130 Flüchtlinge. Doch jetzt kommt raus: Vier Unterkünfte können gar nicht gebaut werden, andere wurden größer als realisierbar geplant. 2500 Plätze fehlen auf einmal.

Zehn neue Containerdörfer sollten in diesem Jahr als Flüchtlingsunterkünfte in Betrieb gehen. Fertig wird wohl nur eines – das in der Grünauer Straße 150 bis 154. Keiner der Nachbarn freut sich darüber, dass die Container so dicht vor ihre Gärten gepflanzt werden, man von den oberen Etagen direkt auf ihre gepflegten Terrassen sehen kann.

Flüchtlingsunterkunft: Kein Geschäft in der Nähe

Anwohner und Kleingärtner kritisieren die Entscheidung für den Ort. Es gäbe in direkter Nähe keine Imbissbude, kein Restaurant, nur einen Lidl-Markt in 400 Meter Entfernung. Auf der einen Seite der Kleingärten liegt ein Gewerbegebiet mit dem Betonwerk, auf der anderen Seite das ehemalige DDR-Frauengefängnis. Immerhin hält fast direkt vor dem Areal die Straßenbahn 68.

Laut Bauantrag ist die Nutzung des Geländes als Flüchtlingsunterkunft bis zum 31. Dezember 2029 geplant. In der Unterkunft wird rund um die Uhr ein Sicherheitsdienst tätig sein, heißt es: „Die Hausordnung wird vom Betreiber und (zu den Randzeiten nachts und am Wochenende) vom Sicherheitspersonal umgesetzt.“ Bis Juli sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein, für die Einrichtung sind weitere vier bis sechs Wochen geplant, sodass die ersten Flüchtlinge voraussichtlich im September einziehen können.

Doch die 342 Plätze in Berlin-Köpenick, die hier entstehen, lösen das Problem nicht. Berlin fehlen Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge. Von den geplanten 6130 neuen Plätze entfallen allein 1500, weil vier Standorte nicht gebaut werden können, wie rbb24 berichtet. Es handelt sich um diese Adressen: General-Pape-Straße, Klützer Straße, Eldenaer Straße und Cordesstraße.

Um 1100 Plätze: Unterkünfte auf dem Tempelhofer Feld wachsen

Der Flüchtlingsplan des Senats scheitert. Fast scheint es so, als hätte das Land Berlin vorschnell die Liste mit den geplanten Standorten veröffentlicht. Denn die Bauabsagen dürften nicht überraschend gekommen sein. Mal sperrt sich die Deutsche Bahn aus Sicherheitsgründen gegen Baustellen, mal sind die Grundstücke gar nicht mehr auf dem Markt. Weitere 1000 Plätze entfallen, weil Unterkünfte kleiner gebaut werden müssen als ursprünglich angekündigt.

Um wegfallende Plätze auszugleichen, werden nun die Flüchtlingsunterkünfte auf dem Tempelhofer Feld immer größer konzipiert. Es ist geplant, die Großunterkunft um bis zu 1100 Plätze in Wohncontainern in Holzbauweise zu erweitern. Das will der Senat in zwei Wochen beschließen.

Der Zugang zur neuen Flüchtlingsunterkunft in Berlin-Köpenick erfolgt über die Grünauer Straße – vorbei  an einem zweigeschossigem Eingangsgebäude mit Pförtnerloge und Betreiberbüros.
Der Zugang zur neuen Flüchtlingsunterkunft in Berlin-Köpenick erfolgt über die Grünauer Straße – vorbei an einem zweigeschossigem Eingangsgebäude mit Pförtnerloge und Betreiberbüros.Stefan Henseke

Allein in den vier Monaten des Jahres von Januar bis April sind 2278 Asylbewerber sowie 2108 Flüchtlinge aus der Ukraine in Berlin angekommen. Im gesamten vergangenen Jahr waren es 10.630 Asylbewerber und 10.408 ukrainische Flüchtlinge.