Die Hauptstadt könnte in diesen Tagen auf dem Trockenen sitzen – zumindest, wenn es nach dem Willen der 350 streikenden Beschäftigten der Berliner-Kindl-Schultheiss-Brauerei geht. Seit Dienstagabend, 27. Mai, ruht dort der Betrieb. Die Sudkessel bleiben kalt, die Förderbänder stehen still – und das bis 28.5.2025, 22 Uhr. Es geht um Berlins einzig verbliebene Brauerei in Hohenschönhausen.
Der Grund für den Bier-Streik: Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat wieder zum Arbeitskampf aufgerufen. Damit erreicht der Konflikt um höhere Löhne eine neue Eskalationsstufe – und die Geduld vieler Beteiligter einen Tiefpunkt.
Die Produktion der Berliner Traditionsmarken Berliner Kindl, Schultheiss und Berliner Pilsner ist damit vorerst eingestellt. Wer sich also auf das Feierabendbier in Park, Kneipe oder Garten freut, sollte lieber schon jetzt den Kühlschrank füllen.
Die Wut der Belegschaft richtet sich gegen den Großkonzern Radeberger Gruppe, unter dessen Dach die Berliner Marken seit Jahren firmieren. Trotz monatelanger Gespräche liegt bislang nur ein einziges Angebot auf dem Tisch: Eine Erhöhung von 2,2 Prozent für 2025, gefolgt von mageren 2,0 Prozent im Folgejahr.
Bier-Streik für mehr Lohn
In Zeiten rasant steigender Lebenshaltungskosten erscheint das vielen als Provokation. Vor allem die Beschäftigten im Bereich Logistik fühlen sich doppelt benachteiligt – sie fordern seit langem eine faire Angleichung an das Lohnniveau der übrigen Belegschaft.
„Das alte Angebot der Radeberger Gruppe schmeckt für die Beschäftigten wie schales Bier. Das Unternehmen muss neu einschenken, sonst kommt keine gute Stimmung in der Belegschaft auf und es wird noch länger gestreikt“, sagt Verhandlungsführer Uwe Ledwig von der NGG.

Die Tarifverhandlungen sind festgefahren. Der Druck wächst – und mit jedem streikbedingten Produktionsausfall steigt der wirtschaftliche Schaden. Gleichzeitig wird das politische Signal immer deutlicher: Wer sich ein Leben in Berlin leisten muss, kann sich mit Almosen nicht zufriedengeben.
Während die Gewerkschaft ihre Bereitschaft zur weiteren Eskalation betont, verweist die Brauereileitung auf ihre wirtschaftliche Lage – doch konkrete neue Angebote bleiben aus. Der Frust bei den Beschäftigten wächst. In der Hauptstadt, wo pro Stunde bis zu 100.000 Flaschen durch die Abfüllanlagen rauschen, droht der Bierstrom zu versiegen.
Sollte es bei der harten Linie der Arbeitgeber bleiben, dürfte das nur der Auftakt zu einer noch längeren Durststrecke sein – für Bierfreunde ebenso wie für den Betriebsfrieden.
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