Wegen Maul- und Klauenseuche

Grüne Woche sperrt Rinder, Ziegen und Schafe aus

Jahrzehnte war die gefährliche Maul- und Klauenseuche in Deutschland verschwunden. Jetzt gibt es einen Ausbruch. Die Grüne Woche reagiert.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Vom 17. Januar an findet die Grüne Woche 2025 in Berlin statt. Diesmal ohne Rinder, Schafe und Ziegen in der Tierhalle.
Vom 17. Januar an findet die Grüne Woche 2025 in Berlin statt. Diesmal ohne Rinder, Schafe und Ziegen in der Tierhalle.dpa

Nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in einer Büffelherde in Brandenburg gehen die Untersuchungen zu der für Tiere hochansteckenden Viruserkrankung weiter. Bundesweit wird die Entwicklung mit Besorgnis verfolgt.

In Brandenburg sind ab heute Tiertransporte im gesamten Bundesland untersagt. Dies gilt zunächst für einen Zeitraum von 72 Stunden, wie das Agrarministerium in Potsdam ankündigte. Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen und Kameliden – das sind Kamele, Alpakas und Lamas – dürfen demnach nicht mehr transportiert werden. Landeswirtschaftsministerin Hanka Mittelstädt (SPD) erließ dazu eine Eilverordnung.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (CDU) reagierte mit der Einberufung eines Zentralen Krisenstabs und will Anfang der Woche mit Vertretern der Agrarbranche sprechen. Auch die Agrarmesse Grüne Woche in Berlin ist betroffen: Dort werden anders als geplant nun keine Rinder, Schafe, Ziegen und Alpakas gezeigt. „Aufgrund der Maul- und Klauenseuche verzichten wir in der Tierhalle auf Rinder, Schafe und Ziegen. Keine Sorge: Tierfans erwartet trotzdem ein spannendes Programm mit beeindruckenden Schauen und sportlichen Highlights wie die Hippologica. In der Heimtier-Halle 26 geht es tierisch weiter – von schnurrenden Katzen bis zu summenden Bienen ist für jeden etwas dabei!“, heißt es auf der Webseite der Messe. Der Fokus liege in diesem Jahr auf der Schau von Pferden.

In der Landwirtschaft ist unterdessen die Sorge vor einer Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche groß, die zuletzt 1988 in Deutschland auftrat. Zudem waren die Landwirte bereits durch die Afrikanische Schweinepest, Vogelgrippe und Blauzungenkrankheit stark belastet.

Wie kam das Virus in die Herde?

Ungeklärt ist bislang, auf welchem Weg es zu der Infektion in der Herde von Wasserbüffeln auf einer Weide in Hönow im Kreis Märkisch-Oderland kam. In dem Landkreis soll ein Krisenstab am Samstagvormittag über das weitere Vorgehen beraten. Auch Brandenburgs Agrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD) wird erwartet. „Eine Seuche ist immer dramatisch“, sagte sie am Freitagabend in der RBB-Sendung „Brandenburg aktuell“.

„Nun geht es darum, so schnell wie möglich herauszufinden, welchen Weg das Virus genommen hat“, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne). Der einberufene Zentrale Krisenstab ist beim Ausbruch einer Tierseuche das übergeordnete politische Entscheidungsgremium. Dazu gehören Vertreter der Agrarministerien des Bundes und der Länder.

Eine Vermutung ist, dass sich die Tiere über Futtermittel angesteckt haben. Tierärzte prüfen eine weitere Herde des Büffelhalters im Landkreis Oder-Spree, die das gleiche Futter bekam.

Weitere Betriebe werden untersucht

Da sich die Tierseuche schnell ausbreiten kann, werden weitere Betriebe innerhalb einer Sperr- und Überwachungszone untersucht. Tiere dürfen in diesem Bereich nicht transportiert werden. Die Zonen erstrecken sich bis nach Berlin, wo auch Betriebe überprüft werden.

Daher wurden auch Zoo und Tierpark in Berlin vorsorglich geschlossen. Auch die Agrarmesse Grüne Woche plant um. „In Abstimmung mit dem Veterinäramt werden wir keine Paarhufer vor Ort haben“, erklärte Lars Jaeger, Direktor der Grünen Woche in Berlin, auf Anfrage.

Personen in Schutzanzügen stehen auf einer Weide im Landkreis MOL. In Hönow gab es die ersten Fälle von Maul- und Klauenseuche.
Personen in Schutzanzügen stehen auf einer Weide im Landkreis MOL. In Hönow gab es die ersten Fälle von Maul- und Klauenseuche.Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Millionen Tiere 2001 im Ausland getötet

Die Maul- und Klauenseuche ist eine hochansteckende Viruserkrankung bei Klauentieren wie Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen. Auch viele Zoo- und Wildtiere können erkranken. 2001 hatte es einen verheerenden Seuchenzug in Großbritannien mit Folgeausbrüchen in anderen europäischen Ländern gegeben, Millionen Tiere wurden getötet.

Für Menschen ist die Krankheit nicht gefährlich. Durch den Verzehr von Lebensmitteln, die von infizierten Tieren stammen, bestehe keine Gefahr, teilte das Bundesinstitut für Risikobewertung mit

Landesbauernpräsident besorgt wegen Handelsbeschränkungen

Brandenburgs Landesbauernpräsident Henrik Wendorff macht sich wegen befürchteter Restriktionen für Landwirte Sorgen. „Das bringt wirtschaftliche Probleme mit sich“, sagte er. „Welche Maßnahmen die EU ableitet, ist die nächste Frage.“

Deutschland verliert den Status, frei von Maul- und Klauenseuche zu sein. „Das zieht internationale Handelsbeschränkungen nach sich“, meinte Wendorff. Auch Schlachthöfe könnten nun aufgrund des Aufbruchs davor zurückschrecken, Tiere aus Brandenburg abzunehmen. Der brandenburgische Bauernpräsident schätzt auch, dass es langwierig werden könnte, die Ursache für den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche zu finden. „Das wird ein schwieriges Unterfangen sein.“

Wie infizieren sich Tiere?

Schon ein einzelnes Virus kann ein Tier infizieren, meist über direkten Kontakt, aber auch durch Einatmen. Erkrankte Tiere verteilen  das Virus mit der Flüssigkeit aufgeplatzter Blasen, Speichel, Ausatmungsluft und Milch.

Können Haustiere an MKS erkranken?

Hunde, Katzen und andere Haustiere können in der Regel nicht erkranken, aber das Virus weitertragen.

Wie widerstandsfähig ist das MKS-Virus?

Das Virus der MKS hat eine sehr hohe Widerstandskraft gegenüber der Außenwelt. Im Erdboden, in Abwässern oder Jauche sowie gefroren – auch in Gefrierfleisch – bleibt es lange ansteckungsfähig. Eingetrocknet in Haaren, Kleidern, Schuhen, Heu, etc. kann es über Monate bis Jahre überleben.

Auf hohe Temperaturen (z. B. bei der Pasteurisierung der Milch) reagiert das Virus empfindlich und wird abgetötet, ebenso auf Säure mit einem pH-Wert < 6 und Lauge pH > 9. Bei pH-Werten < 4 oder > 11 erfolgt die Abtötung des Virus innerhalb von Sekunden.

Männer in Schutzkleidung und mit Gewehren gehen zu einem Stall. In dem Betrieb gibt es Fälle der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg.
Männer in Schutzkleidung und mit Gewehren gehen zu einem Stall. In dem Betrieb gibt es Fälle der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg.Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Gibt es eine Gefahr für Menschen?

Infektionen des Menschen mit dem MKS-Virus sind sehr selten, zeigten milde Verläufe und waren das Ergebnis unmittelbaren und intensiven Kontakts mit erkrankten Tieren. Meist gibt es leichtes Fieber, Gliederschmerzen und Bläschen an Händen oder Füßen, die schnell abheilen.

Infektionen und Erkrankungen des Menschen über den Verzehr von Lebensmitteln sowie eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung sind nicht bekannt. Durch den Verzehr von Lebensmitteln, die von infizierten Tieren stammen – etwa in Form von pasteurisierter Milch und daraus hergestellten Produkten wie Joghurt oder Eis oder durchgegartem Fleisch – ist eine MKS-Infektion nicht zu erwarten. Jedoch rät das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) generell vom Verzehr von Rohmilch ab, da diese vor dem Konsum nicht erhitzt wurde und auch mit anderen krankmachenden Keimen verunreinigt sein kann.

Pasteurisierte Milchprodukte können ohne Bedenken verzehrt werden, da das Virus in der Milch durch Pasteurisierung abgetötet wird. ■