Die Maul- und Klauenseuche (MKS) hat die Hauptstadt-Region im Griff. Noch immer ist unklar, woher das Virus stammt, das am Stadtrand bei Hönow in einer Wasserbüffelherde ausbrach. Krisenstäbe tagen, Nutztiere mussten getötet werden. Im Kampf gegen die gefährliche Tierseuche wurden harte Schutzmaßnahmen verhängt. So bleiben die beiden Hauptstadt-Zoos auf unbestimmte Zeit geschlossen. Das trifft den Tierpark besonders hart. Um Spenden der Berliner wird bereits gebeten.
Der größte Landschaftstiergarten Europas: Er befindet sich im Berliner Ortsteil Friedrichsfelde. Und damit liegt der Tierpark Berlin ausgerechnet innerhalb der amtlich festgelegten Zehn-Kilometer-Überwachungszone, die aufgrund des MKS-Falles in Hönow eingerichtet werden musste.
Tierpark-Direktor Andreas Knieriem weiß ganz genau, was das für eine zoologische Einrichtung bedeutet: „Als erfahrender Veterinärmediziner bin ich mir der immensen Brisanz der Lage bewusst. Ein Ausbruch der MKS in unseren Einrichtungen hätte katastrophale Konsequenzen für unsere Tiere.“
Denn die Maul- und Klauenseuche ist eine Viruserkrankung, die nicht nur Schweine oder Kühe bekommen können. Sie kann hauptsächlich alle Paarhufer treffen – und nicht nur die Ziegen und Schafe in den Streichelzoos von Tierpark und Zoo, sondern auch die Rehe, Giraffen, Kamele und Elefanten (nur Zoo) können mit dem Erreger infiziert werden.

„Am Wochenende haben unsere Veterinäre im Tierpark unter amtlicher Aufsicht stichprobenartig empfängliche Tierarten getestet“, sagt der Zoologische Leiter Christian Kern. Das waren Rotbüffel, Pinselohrschweine, Trampeltiere, Alpakas, Wapitis, Chaco-Pekaris, aber auch die hochbedrohten Rothschildgiraffen, von denen es nur 1400 Exemplare in der Wildnis gibt. Die Test-Ergebnisse werden im Laufe der Woche erwartet.
Da das MKS-Virus sehr leicht in Tieranlagen eingeschleppt werden kann, ist nicht nur der Tierpark seit Tagen geschlossen, der in der MKS-Überwachungszone liegt. Auch der viel weiter entfernte Berliner Zoo ist nun als Vorbeugungsmaßnahme zu. „Wie lange die Schließung andauern wird, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest“, sagt Knieriem. Einzig das Aquarium Berlin ist weiterhin geöffnet.

Weil das Virus auch durch Menschen in Tiereinrichtungen gelangen, gelten im Tierpark und Zoo strikte Hygiene- und Schutzmaßnahmen. Impfungen gegen MKS als direkter Schutz für die Tiere ist eine der Möglichkeiten.
Weitere Maßnahmen sind: das Einstellen der Futterlieferungen aus den betroffenen Sperrgebieten. Und: Mitarbeiter von Zoo und Tierpark, die aus den MfS-Sperrgebieten kommen, wurden umgehend freigestellt. Auf keinen Fall soll das MKS-Virus seinen Weg in den Zoo und in den Tierpark Berlin finden.
Tierpark dicht: Auch die Freunde der Hauptstadtzoos bitten um Spenden
Mit den Maßnahmen könnte man eigentlich leben. Doch das Fehlen der Besucher trifft besonders den Tierpark Berlin. In einem Schreiben an die Belegschaft beider Hauptstadt-Zoos zum Jahresende 2024 hieß es laut einem B.Z.-Bericht: „Zoo und Tierpark werden in diesem Jahr beide die kalkulierten und für unsere Entwicklungspläne nötigen Umsatzziele nicht erreichen.“ Dabei sei der Tierpark „deutlich“ stärker betroffen.
Neben steigenden Bau- und Energiekosten waren offenbar auch weniger Ticketverkäufe der Grund dafür. Und nun sind Zoo und Tierpark zu. Dabei ist gerade der Tierpark „in der aktuell gesamtwirtschaftlich angespannten Situation dringend auf seine Gäste angewiesen“, heißt es in einer Mitteilung des Tierpark Berlin.

Die Lage ist offenbar ernst. Denn der Tierpark bittet die Berliner um finanzielle Hilfe, hat ein Spendenkonto „Spenden – Tierpark Berlin“ eingerichtet. „Denn die mit der Schließung zusammenhängenden finanziellen Ausfälle können zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abgeschätzt werden“, heißt es seitens des Tierparks.
Auch der Förderverein der Hauptstadtzoos bittet um Spenden – für beide Berliner Tiergärten. „Die Schließung ist äußerst verantwortungsvoll, aber stellt die Hauptstadtzoos vor neue ungeahnte Herausforderungen“, heißt es auf der Internetseite des Vereins.
Und welche Herausforderungen gemeint sind, macht Tierpark- und Zoo-Chef Andreas Knieriem noch einmal klar. „Noch nie habe ich uns so viel Glück gewünscht wie heute. Wir hoffen inständig, von dieser dramatischen Seuche verschont zu bleiben“, sagt er dem KURIER.
Wie gesagt: „Denn falls ein Tier erkrankt, würden – Stand jetzt – dramatische Folgen eintreten. Deswegen sind Zoo und Tierpark derzeit noch geschlossen, was gleichbedeutend ist mit keinerlei Einnahmen. Deshalb ist jede Spende für uns wertvoll“, sagt Knierien. „Hoffen wir nun gemeinsam, dass dieser Kelch der Maul- und Klauenseuche bald an uns vorbeigeht.“
Fakt ist: Der Betrieb zur Versorgung der über 30.000 Tiere in Zoo, Tierpark und Aquarium kostet in den drei Einrichtungen täglich 150.000 Euro. Aus der Corona-Zeit weiß man in etwa, wie hoch die Verluste sein können, wenn lange Zeit keine zahlenden Besucher kommen. Sie gingen in die Millionen. Die Verluste für Tierpark und Zoo sollen allein im Corona-Jahr 2020 etwa 12 Millionen Euro betragen haben. ■