So trotzen Zoo und Tierpark der Corona-Krise
Trotz Millionen-Verlusten wegen fehlender Besucher werden in den beiden Tiergärten wichtige Bauvorhaben weiter vorangetrieben. Dank der Spenden der Berliner und einer kräftigen Finanzspritze des Senats.

Trotz Millionen-Verlusten durch Corona trotzen Tierpark und Zoo der Krise. Wer dachte, nun bleiben dort wichtige Bauvorhaben auf der Strecke, die die Tiergärten der Hauptstadt attraktiver machen sollen, der irrt. Es wird auch in Pandemie-Zeiten an neuen Gehegen und Tierhäusern geplant und gebaut. Möglich machen es nicht nur die Spenden der Berliner. Dank einer kräftigen Finanzspritze der Behörde von Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) stehen Tierpark, Zoo und dem Aquarium aktuell 57,6 Millionen Euro aus dem Förderprogramm „Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) zur Verfügung.

Davon fließen 37,6 Millionen Euro allein in den Tierpark. Der Großteil der Summe ist für die neue afrikanische Steppenlandschaft bestimmt. Dort sind bereits schwere Baumaschinen im Einsatz. Denn das alte Dickhäuterhaus wird seit vergangenem Herbst für 35,4 Millionen Euro zu der modernsten Anlage für Elefanten in Europa umgebaut.

Auf einer Fläche von etwa 3000 Quadratmetern sollen die tierischen Schwergewichte in dem Gebäude künftig fast zehn Mal mehr Platz haben als bisher. Das neue Elefantenhaus soll 2023 fertig sein und den Mittelpunkt der neuen afrikanischen Savannenlandschaft mit Giraffen, Zebras und Antilopen bilden. Ein Teil dieses Areal wurde mit einer umgestalteten Greifvogel- und Pinguin-Anlage schon 2020 eröffnet.
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Gebaut wird im Tierpark auch an der neuen Himalaya-Gebirgswelt. Sie soll im Frühjahr 2022 eröffnet werde. Die Freunde der Hauptstadtzoos wollen mit 150.000 Euro aus gesammelten Spenden den Aufbau unterstützen.
Mit 17,7 Millionen Euro aus den GRW-Mitteln des Landes Berlin wird der Berliner Zoo gefördert. Die Gelder sind dort vor allem für zwei Großbauprojekte bestimmt.

Wie für Bereiche der Außenanlage des ehemaligen Raubtierhauses, das seit 2018 zu dem neuen Raubkatzenparadies „Reich der Jäger“ umgebaut wird. Die Baukosten sollen bei etwa elf Millionen Euro liegen. Die Arbeiten im und um das Gebäude sind fast abgeschlossen. Noch für diesen Sommer ist die Eröffnung geplant. Auf der Außenanlage können Besucher bereits die neuen Raubkatzen-Stars sehen: das Löwen-Trio Elsa, Hanna und Mateo. Die Drillinge kamen Weihnachten 2019 im Leipziger Zoo zur Welt, sind seit November 2020 in Berlin. Auf der Außenanlage tummelt sich auch der Sibirische Tiger Darius (13). Seine Partnerin Aurora (11) musste wegen einer schweren Krankheit vergangenen Herbst eingeschläfert werden. Beide Tiere lebten zuvor im Tierpark Berlin.

Foto: Pressefoto Wagner
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Das andere Großbauprojekt im Zoo, das mit Landesgeldern gefördert wird, ist das neue Nashornhaus. Der Abriss des alten Gebäudes ist bereits angeschlossen. Die neue Anlage soll im kommenden Jahr fertig sein und etwa 20 Millionen Euro kosten. Dann werden die Besucher dort Panzernashörner, die man sogar unter Wasser beobachten kann, Tapire und Pustelschweine bestaunen können, die in einer 14.000 Quadratmeter großen Sumpflandschaft leben. Im Mittelpunkt soll eine 25 Meter hohe indische Pagode stehen. Sie soll an die einstige „Elefantenpagode“ erinnern, die 1873 errichtet und im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde und ein Wahrzeichen des Berliner Zoos war.
Mit Fördergeldern in Höhe von 2,3 Millionen Euro wird das Aquarium bedacht. Es ist unter anderem geplant, den Eingangsbereich besucherfreundlich und barrierefrei umzugestalten. Der Besucherfahrstuhl im Haus soll erneuert werden.

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Die Corona-Krise trifft vor allem den Zoo hart. Der Großteil seiner Besucher sind Touristen, die wegen der Pandemie nun wegbleiben. Vergangenes Jahr kamen 2,3 Millionen Menschen in den Zoo. 2019 waren es noch 3,7 Millionen. Der Tierpark hatte da mehr Glück. Seine Fans hielten ihm auch in der Corona-Krise die Treue. Im vergangenem Jahr kamen 1,2 Millionen Besucher, 2019 waren es 1,7 Millionen Gäste.
Wegen fehlender Besucher steht der Zoo nun Umsatzverlusten in zweistelliger Millionenhöhe gegenüber. „Damit fehlten uns dort nahezu die Hälfte unserer geplanten Einnahmen“, sagt Direktor Andreas Knieriem. „Umso wichtiger war für uns die große Unterstützung, die uns zum einen von Seiten des Senats, aber auch von vielen Privatpersonen und Unternehmen entgegengebracht wurde.“ Allein im „Corona-Winter 2020/21“ gingen über 900.000 Euro an Spenden ein.