Sie spielt Gudrun Ensslin

Berlinale-Star Lilith Stangenberg: Hass-Attacke wegen ihrer neuen Rolle

Lilith Stangenberg spielt die RAF-Terroristin Gudrun Ensslin, erzählt sie dem KURIER auf der Medienboard-Berlinale-Party. Nicht jeder findet das gut.

Author - Karim Mahmoud
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Die Schauspielerin Lilith Stangenberg. Sie spielt in einem Dokudrama die RAF-Terroristin Gudrun Ensslin.
Die Schauspielerin Lilith Stangenberg. Sie spielt in einem Dokudrama die RAF-Terroristin Gudrun Ensslin.Breuel-Bild/imago

Lilith Stangenberg ist eine der größten Schauspielerinnen, die wir haben. Jetzt spielt sie die vielleicht wichtigste Rolle des Jahres: die RAF-Terroristin Gudrun Ensslin.

Ensslin gehörte zur ersten Generation der RAF (Rote Armee Fraktion) und starb im Oktober 1977 im Hochsicherheitstrakt der Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim – angeblich durch Suizid. Die Linksterroristin soll sich mit einem Lautsprecherkabel erhängt haben. Auch Andreas Baader und Jan-Carl Raspe starben in der Nacht.

Die Arbeiten für das Dokudrama nach einem Drehbuch von Stefan Aust und Niki Stein führten Lilith Stangenberg direkt nach Stammheim. Das erzählte die 36-jährige Film- und Theaterschauspielerin dem Berliner KURIER auf der diesjährigen Berlinale-Party der Filmförderanstalt Medienboard Berlin-Brandenburg.

„Ich war in der Todeszelle von Gudrun Ensslin“, sagte Stangenberg am Rande der Veranstaltung, und man merkt der früheren Castorf-Schauspielerin an, dass dieses Erlebnis immer noch nachhallt.

Das Dokudrama taucht tief in die abgeschottete Welt von Gudrun Ensslin, Andreas Baader, Jan-Carl Raspe und Ulrike Meinhof ein – hinter den Mauern der JVA Stammheim im siebten Stock. Aber es bleibt nicht bei der Gefängniszelle.

Lilith Stangenberg legte Nelken auf dem Grab von Gudrun Ensslin ab

Auch die Ereignisse im Gerichtssaal werden aus frischen, überraschenden Blickwinkeln beleuchtet und scharf rekonstruiert. Besonders eindringlich wird die Geschichte durch die Perspektive von Horst Bubeck – des Vollzugsbeamten, der den engsten Kontakt zu den Gefangenen hatte und ihre täglichen Kämpfe aus nächster Nähe miterleben konnte.

Filmszene mit Lilith Stangenberg als RAF-Terroristin Gudrun Ensslin.
Filmszene mit Lilith Stangenberg als RAF-Terroristin Gudrun Ensslin.SWR

Für Lilith Stangenberg hatte der Dreh übrigens noch ein Nachspiel. Sie wurde von einem Mann attackiert, „weil ich rote Nelken auf dem Grab von Gudrun Ensslin ablegt hatte“, so die Schauspielerin.

Es wird sicher nicht die einzige Hassbotschaft sein, mit der die Berlinerin sich künftig auseinandersetzen muss. Auch wenn Gudrun Ensslin für manche eine Ikone der politischen Pop-Kultur ist, so gibt es doch eine breite Ablehnung im bürgerlichen Lager. Ensslin war an fünf Bombenanschlägen mit vier Todesopfern beteiligt.

Ulrike Meinhof (Tatiana Nekrasov, li.) und Gudrun Ensslin (Lilith Stangenberg) beim Hofgang im Knast von Stammheim.
Ulrike Meinhof (Tatiana Nekrasov, li.) und Gudrun Ensslin (Lilith Stangenberg) beim Hofgang im Knast von Stammheim.SWR/Hendrik Heiden

Neben Lilith Stangenberg als Gudrun Ensslin spielen in dem SWR-Dokudrama „Stammheim – Zeit des Terrors“ auch Henning Flüsloh (Andreas Baader), Tatiana Nekrasov (Ulrike Meinhof) und Rafael Stachowiak (Jan-Carl Raspe) mit. In weiteren Rollen sind Moritz Führmann (Horst Bubeck), Heino Ferch (BKA-Beamter Alfred Klaus) und Hans-Jochen Wagner (Vorsitzender des Untersuchungsausschusses) zu sehen.

„Stammheim – Zeit des Terrors“ läuft am 19. Mai 2025, 20.15 Uhr, im Ersten und in der ARD-Mediathek. 

So kommen Sie an Berlinale-Tickets:

Der Verkauf der Berlinale-Tickets startete online bereits am Montag. Die Karten sind immer drei Tage im Voraus, jeweils ab 10 Uhr verfügbar. Pro Person und Vorstellung können maximal zwei gekauft werden – für 15 oder 20 Euro das Stück. ■