Der norwegische Regisseur und Autor Dag Johan Haugerud schnappt sich mit seinem Coming-of-Age-Film „Dreams (Sex Love)“ den begehrten Goldenen Bären für den Besten Film der 75. Berlinale. Jury-Präsident Todd Haynes lobte am Samstagabend im Berlinale-Palast am Marlene Dietrich-Platz in Berlin das Werk als Meditation über die Liebe und betonte die brillante Kombination aus scharfsinniger Beobachtung, intelligenter Kameraführung und herausragenden schauspielerischen Leistungen.
In Dreams (Original: „Drømmer“) verliebt sich eine 17-Jährige Hals über Kopf in ihre Lehrerin und schreibt ihre Erlebnisse auf. Es ist ein Film über das Schreiben und Lesen und über die Frage: Was ist Wirklichkeit und wo beginnt die Fiktion? Eine Geschichte dieser Art hatte vor Jahren bereits der norwegische Schriftsteller Karl Ove Knausgård erzählt. Allerdings aus der nicht-queeren Lehrerperspektive, die eher als Täterperspektive ins Gerede kam.
In den weiteren Kategorien gab es ebenfalls würdige Sieger: Die Australierin Rose Byrne wurde erwartungsgemäß mit dem Silbernen Bären als Beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet – für ihre Performance in „If I Had Legs I'd Kick You“. Der Preis für die Beste Regie ging an den chinesischen Filmemacher Huo Meng für sein Werk „Living the Land“.
Vor der von Désirée Nosbusch moderierten Preisverleihung gab es im Saal ein kurzes Gedenken an den Mann, der beim Anschlag am Holocaust-Mahnmal in Berlin von einem Antisemiten verletzt worden war.
Berlinale-Chefin Tuttle will erst mal ausschlafen
Berlinale-Intendantin Tricia Tuttle freute sich über 330.000 Besucher bei den diesjährigen Internationalen Filmfestspielen Berlin: „Die Besucher haben mich am meisten bewegt“, sagte Tuttle zusammenfassend. „Was mich so begeistert sein lässt, ist, dass unser Publikum auch ein mutiges ist.“ Am Sonntag werde sie sicher erst mal ein bisschen länger schlafen, abends ins Kino gehen und tagsüber in den Mauerpark.

19 Wettbewerbsfilme kämpften in den vergangenen zehn Tagen um die Hauptpreise der Berlinale. Im Vorjahr hatte der Dokumentarfilm „Dahomey“ von Mati Diop den Goldenen Bären abgeräumt. Und es hatte damals einen großen Eklat gegeben: Der israelische Filmemacher Yuval Abraham, der gemeinsam mit dem Palästinenser Basel Adra für „No Other Land“ ausgezeichnet worden war, sprach auf der Bühne von einer „Situation der Apartheid“, woraufhin es im Saal stürmischen Applaus gab.
Bereits zum Auftakt des diesjährigen Festivals am 13. Februar hatte es in Berlin eine Ehrung gegeben: Die schottische Schauspielerin Tilda Swinton wurde für ihr Lebenswerk mit dem Goldenen Ehrenbären geehrt.
Nach der Preisverleihung am Samstagabend durften sich die Sieger mit Gästen und Jury bei der Bärenparty im Crackers gütlich tun.
Hier alle Preise der Internationalen Jury:
Jurymitglieder: Todd Haynes (Jurypräsident), Nabil Ayouch, Fan Bingbing, Bina Daigeler, Rodrigo Moreno, Amy Nicholson, Maria Schrader
GOLDENER BÄR FÜR DEN BESTEN FILM
(an die Produzent*innen)
Drømmer (Dreams (Sex Love))
von Dag Johan Haugerud
produziert von Yngve Sæther, Hege Hauff Hvattum
SILBERNER BÄR GROSSER PREIS DER JURY
O último azul (The Blue Trail)
von Gabriel Mascaro
SILBERNER BÄR PREIS DER JURY
El mensaje (The Message I Die Nachricht)
von Iván Fund
SILBERNER BÄR FÜR DIE BESTE REGIE
Huo Meng für
Sheng xi zhi di (Living the Land)
SILBERNER BÄR FÜR DIE BESTE SCHAUSPIELERISCHE LEISTUNG IN EINER HAUPTROLLE
Rose Byrne in
If I Had Legs I‘d Kick You
von Mary Bronstein
SILBERNER BÄR FÜR DIE BESTE SCHAUSPIELERISCHE LEISTUNG IN EINER NEBENROLLE
Andrew Scott in
Blue Moon
von Richard Linklater

SILBENER BÄR FÜR DAS BESTE DREHBUCH
Radu Jude für
Kontinental ’25
von Radu Jude
SILBERNER BÄR FÜR EINE HERAUSRAGENDE KÜNSTLERISCHE LEISTUNG
Das kreative Ensemble von
La Tour de Glace (The Ice Tower)
von Lucile Hadžihalilović ■