AfD-Politikerin angepampt

Berlinale-Eklat: Hanna Schygulla kanzelt Alice Weidel ab

Die große Schauspielerin Hanna Schygulla nutzte eine Berlinale-Pressekonferenz, um die Position von AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel zu zerpflücken.

Author - Karim Mahmoud
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Die Schauspielerin Hanna Schygulla auf der Berlinale-Pressekonferenz, auf der sie Alice Weidel anpampte.
Die Schauspielerin Hanna Schygulla auf der Berlinale-Pressekonferenz, auf der sie Alice Weidel anpampte.Stefanie Loos/AFP

Es war ja klar, dass im Zusammenhang mit einem Film über Heimatlosigkeit und Nostalgie das Thema AfD noch mal auf den Tisch kommen würde. Die Frage lautete nur: wann? Am Mittwochnachmittag war es so weit. Die frühere Fassbinder-Schauspielerin Hanna Schygulla pestete mit scharfen Worten gegen AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel – auf der Pressekonferenz zum Berlinale-Wettbewerbsfilm „Yunan“ von Regisseur Ameer Fakher Eldin.

In dem Film von Eldin gibt es diese beunruhigende Szene, die sinnbildlich für das steht, was an deutschen Außengrenzen bald passieren dürfte: Munir (Georges Khabbaz) sucht eine Unterkunft und bittet Valeska (Hanna Schygulla), ihm ein Zimmer zu vermieten. „Kein freies Zimmer?“, fragt er. „Nein, sie müssen vorreservieren, anders läuft das nicht hier“, antwortet Valeska.

Die Brutalität dieser Antwort soll schon bald einem herzlicheren Ton weichen, einem ohne Misstrauen und Vorurteile. Hanna Schygulla hätte die Rolle sonst wohl auch nicht angenommen. Ihr Herz, das wird jedem schnell klar, schlägt für Freiheit, für Offenheit, für Toleranz und für Europa. Grenzen dichtmachen, Migranten zurückweisen  – das ist mit ihr nicht zu machen.

„Ich bin erschüttert von diesem Aufkommen des Nationalismus in Deutschland“, sagte sie am Mittwochnachmittag in Berlin. „Wir müssen wegkommen von diesen Nationalismen, das hat doch immer nur Kriege und Tränen erzeugt. Das sollte eigentlich alles keine Rolle mehr spielen. Aber an der Macht haben wir heute einige der schlimmsten Menschen – und zwar weltweit. Ich fühle mich machtlos.“

Hanna Schygulla ist für Offenheit, Toleranz und für Europa

Und weiter: „Ich wohne jetzt in Paris, und ich habe von dieser Möchtegern-Kanzlerin gehört, von der Alice Weidel. Die habe ich zufällig im Radio gehört, sie sagte, dass man alle Ausländer abschieben sollte. Das kann man doch nicht sagen! Sie können doch hier nicht so ein Fass aufmachen und so über Ausländer reden“, pampte Schygulla Weidel an, die nicht anwesend war. „Solche Nationalismen haben uns immer nur ins Elend geführt. Wir müssen alle vorbereitet sein aufzustehen!“ Zustimmender Applaus im Saal.

Georges Khabbaz und Hanna Schygulla in einer Szene aus dem Film Yunan von Ameer Fakher Eldin.
Georges Khabbaz und Hanna Schygulla in einer Szene aus dem Film Yunan von Ameer Fakher Eldin.2025 Red Balloon Film, Productions Microclimat, Intramovies

Hanna Schygulla wurde 1943, mitten im Zweiten Weltkrieg, geboren. „Meine Mutter konnte es nicht riskieren, das H an Hanna anzuhängen, das war damals gefährlich.“ Denn der weibliche Vorname Hannah stammt aus dem Hebräischen. Ihre Mutter habe immer über dieses düstere Kapitel deutscher Geschichte gesprochen. „Deswegen ist Nostalgie auch nicht mein Ding“, so Schygulla. „Ich möchte heute hier sein, ich bin eine Überlebende vieler Zeiten.“

In dem 124 Minuten langen Berlinale-Wettbewerbsbeitrag „Yunan“ spielen auch die deutschen Schauspieler Sibel Kekilli und Tom Wlaschiha mit.

So kommen Sie an Berlinale-Tickets:

Der Verkauf der Berlinale-Tickets startete online. Die Karten sind immer drei Tage im Voraus, jeweils ab 10 Uhr, verfügbar. Pro Person und Vorstellung können maximal zwei gekauft werden – für 15 oder 20 Euro das Stück.