Respekt, 1. FC Union! Was für eine Energie, was für ein Kampf! Die Eisernen werfen im Spiel eins nach dem Aus von Cheftrainer Urs Fischer alles rein, stemmen sich in einem giftigen Duell gegen den FC Augsburg gegen die zehnte Pleite in Folge. Nach jeder Menge Elfer-Ärger sorgt Stürmer Kevin Volland kurz vor Schluss für das erlösende 1:1 (0:1).
Manch einer zweifelte schon, ob sich denn wirklich alle Fußballgötter gegen den 1. FC Union verschworen hatten. Zu den wettbewerbsübergreifend 13 Pleiten aus 14 Spielen gesellte sich gegen Augsburg nämlich zunächst ganz viel Pech dazu.
Interimstrainer Marco Grote war es am Ende der wilden Achterbahnfahrt egal: „Die Mannschaft ist immer wieder marschiert, hat sich gepusht und daran geglaubt. Am Ende war sogar mehr drin. Den Punkt nehmen wir mit.“ Der Reihe nach.
Unions-Fans feiern Urs Fischer
Ein Blitzlichtgewitter und jede Menge Gänsehaut gab es bereits unmittelbar vor Anpfiff. Während die Kameras Co-Trainerin Marie-Louise Eta, die als erste Frau in dieser Rolle in der Bundesliga auf der Bank Platz nahm, fokussierten, würdigte die eiserne Familie lieber die Ära Fischer. Mit zig Plakaten dankten die Fans dem Schweizer sowie seinen Assistenten Markus Hoffmann und Sebastian Bönig für fünf erfolgreiche Wahnsinnsjahre. Auf einem Banner vor der Waldseite stand: „Ihr habt Träume verwirklicht, die wir eigentlich nie hatten.“

Auf die Fans war also natürlich Verlass – und Fischers Nachfolger wollten dieses Faustpfand nutzen. Die neue Zeitrechnung in Köpenick sollte mit eisernen Tugenden und einer Prise mehr Offensivfußball starten.
1. FC Union: Vorne hui, hinten pfui
Das klappte zunächst nur im Angriff. Knoche (4.) mit einem Kopfball und Behrens, der nur zunächst an der Reaktionsschnelligkeit von Augsburg-Keeper Dahmen scheiterte (10.) und später etwas zu genau zielte (27.), hatten die besten Chance. In der Defensive lud Union die Gäste mit vielen Wacklern immer wieder ein. Mehr als zwei harmlose Abschlüsse sprangen dabei aber nicht heraus – bis Schiedsrichter Florian Badstübner in den Fokus rückte.
Nach einer Gosens-Grätsche auf der Strafraumlinie zeigte der Unparteiische auf den Punkt, obwohl beide nahezu gleichzeitig am Ball waren. Eine verdammt enge Entscheidung, weswegen der Schiri auch nach Betrachtung der TV-Bilder seinen Elferpfiff nicht revidierte. Die Waldseite tobte, doch Demirovic blieb cool – 0:1 (39.).
1. FC Union gegen Augsburg im Elfmeterpech
Noch bitterer: Union-Stürmer Kevin Volland wurde direkt zu Beginn der zweiten Halbzeit an fast identischer Stelle am Fuß getroffen – doch ein Pfiff blieb aus.
Klar war aber: Die Eisernen stemmten sich gegen die nächste Pleite, schnürten die Gäste am eigenen Strafraum und kamen nach einem Faul an Trimmel doch noch zu einem Elfmeter (59.). Doch es war wie verhext: Knoche scheiterte an Dahmen. Der Gäste-Keeper parierte danach auch stark gegen Fofana, der allerdings genau so im Abseits stand, wie Gosens bei seinem vermeintlichen Kopfballtor (64.).

Und just als viele in der Alten Försterei immer besorgter auf die Uhr blickten, sorgte Volland mit einem strammen Schuss aus elf Metern für seinen Premieren-Treffer für den 1. FC Union (88.). Volland dankte den Fans: „Sie bleiben immer positiv und haben uns beflügelt.“
1. FC Union schnuppert am Sieg gegen Augsburg
Und wer weiß, wie dieses Spiel geendet hätte, wenn der überfordert wirkende Schiri nicht nur fünf Minuten Nachspielzeit erlaubt hätte. Denn Union wollte mehr, der eingewechselte Benedict Hollerbach hatte das Siegtor auf dem Fuß (90.+1).
Gosens sieht das eiserne Glas dennoch halb voll, erklärte vor dem Champions-League-Spiel in Braga (Mittwoch, 20.45 Uhr):„ Den Schwung müssen wir mitnehmen, um international zu überwintern.“ Damit das klappt, muss Union in Portugal das erste Spiel seit mehr als drei Monaten gewinnen. Ein Anfang scheint gemacht.