Der Union-Boss kämpft

1. FC Union: Die Leiden des Dirk Zingler in der Köpenicker Krise

In 19 Jahren baute Präsident Dirk Zingler den 1. FC Union zur Fußballmacht auf, jetzt klappt plötzlich nicht mehr viel.

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Dirk Zingler ist seit über 19 Jahren Präsident des 1. FC Union. Jetzt steckt er mit seinem Klub in einer tiefen Krise und hofft auf die Wende beim Heimspiel gegen Augsburg.
Dirk Zingler ist seit über 19 Jahren Präsident des 1. FC Union. Jetzt steckt er mit seinem Klub in einer tiefen Krise und hofft auf die Wende beim Heimspiel gegen Augsburg.Koch/imago images

Sonnabend, 15.30 Uhr, Alte Försterei. Diejenigen unter den 22.012 Zuschauern im Ballhaus des Ostens, die es mit dem 1. FC Union halten, hoffen, bangen und wünschen sich nichts sehnlicher, als dass diese elende Serie von wettbewerbsübergreifend 14 Spielen ohne Sieg (wie harmlos das beinahe klingt bei nur einem Remis darunter) gegen Augsburg endlich endet. Sie drücken den Eisernen fest die Daumen. Einer drückt noch ein bisschen fester.

Dirk Zingler (59), seit 2004 Präsident des Klubs, steht nach wunderbaren Sonnen-Jahren plötzlich wieder im Regen. Als er das Amt übernahm, saßen die Köpenicker gerade im Fahrstuhl nach unten. Von der Zweiten Liga in die Regionalliga, im folgenden Jahr noch eine Etage tiefer in die Oberliga. Nicht schön, aber es spornte Zingler – ein Mann mit Macher-Qualitäten, der neben Union noch eine Baustofffirma mit 300 Beschäftigten zu leiten hat – nur noch mehr an.

Vom Traum in den Albtraum

Bitterer Abgang! Unions Trainer Urs Fischer musste nach dem 0:4 in Leverkusen gehen.
Bitterer Abgang! Unions Trainer Urs Fischer musste nach dem 0:4 in Leverkusen gehen.Koch/imago images

Schritt für Schritt ging es mit den Eisernen unter ihm wieder aufwärts. Ab der Saison 2018/19 mit Trainer Urs Fischer (57) in ungeahnte Höhen. Aufstieg in die Bundesliga, Conference League, Europa League, Champions League. Und nach dem Gipfel plötzlich so tief ins Tal (Bundesliga-Letzter) wie lange nicht.

„Hart sind die Zeiten und hart ist das Team“, lautet eine Zeile im Union-Lied, das die Fans bei jedem Heimspiel aus voller Kehle mitsingen. Im Moment sind die Zeiten besonders hart. So sensationell, wie Union über Jahre hinweg (fast) alles gewann, so sensationell verloren die Köpenicker nach dem 2. Spieltag der laufenden Saison (fast) alles. Fischer ist früher weg als gedacht (Zingler: „Vor diesem Tag hatte ich immer ein wenig Angst“), der Boss ist noch da.

Er drückt nicht nur fest die Daumen, dass schon Spiel eins nach Fischer mit Interims-Coach Marco Grote (51) und Assistentin Marie-Louise Eta (32) die Wende bringt. Er glaubt dran. Und wenn nicht, dann eben beim nächsten Mal. Auch wenn’s da zu den Bayern geht. Ein Zingler gibt nie auf. Aber auch er weiß, dass Mannschaften, die nach elf Spieltagen nur sechs Punkte sammelten, in Sachen Klassenerhalt einen verdammt harten Weg vor sich haben. Er ist bereit, ihn zu gehen. Entschlossen, mit Leidenschaft, eisern für sein sportliches Lebenswerk.

Zingler: „Ich will nicht hinnehmen, dass ...“

Mit seinem Kampfgeist will er alle mitreißen: „Ich will nicht hinnehmen, dass wir die Arbeit der letzten fünf Jahre wieder einreißen, weil wir den Fokus nicht mehr auf das legen, was uns ausgemacht hat – nämlich harte Arbeit und mit Einsatz auf und neben dem Platz alles zu versuchen, um Spiele zu gewinnen.“

Am besten gleich heute gegen Augsburg. „Ich weiß nicht, ob wir die Ereignisse der letzten fünf Jahre wiederholt bekommen. Aber wenn du Freude an deinem Job hast“, wovon Boss Zingler bei den Profis und dem neuem Trainergespann Grote/Eta ausgeht, „dann sind auch wieder Erfolge möglich“. ■