Ein Sieg, ganz egal wie

Eta-Rummel gegen Augsburg-Angst: So schafft der 1. FC Union die Wende!

Die Eisernen versuchen im Spiel eins nach der Ära Urs Fischer, den Fokus auf Fußball zu legen. Vielleicht hat die ganze Aufregung um die erste Frau als Co-Trainerin in der Bundesliga ja sogar etwas Gutes.

Author - Sebastian Schmitt
Teilen
Marie-Louise Eta (32) kennt die Alte Försterei bereits von den Spielen mit der U19. Am Sonnabend gegen den FC Augsburg wird der Rummel viel größer.
Marie-Louise Eta (32) kennt die Alte Försterei bereits von den Spielen mit der U19. Am Sonnabend gegen den FC Augsburg wird der Rummel viel größer.Matthias Koch/imago

Der 1. FC Union will den eisernen Karren endlich aus dem Dreck ziehen. Am Sonnabend gegen den FC Augsburg soll der erste Sieg seit 14 Spielen her, die Rote Laterne der Bundesliga sofort wieder abgegeben werden. Doch im Spiel eins nach der Ära des Trainers Urs Fischer dreht sich alles um die neue Co-Trainerin Marie-Louise Eta. Eta-Rummel gegen Augsburg-Angst: So schafft der 1. FC Union die Wende!

Vielleicht hat die ganze Aufregung ja etwas Gutes. Vielleicht hilft die Ablenkung den Unionern, die Krise in Köpenick bis Sonnabend und vor allem während der 90 Minuten gegen Augsburg (15.30 Uhr, Sky), Unions Angstgegner (zuletzt vier Pleiten und zwei Remis), zu vergessen. Sich nur auf das zu konzentrieren, was wirklich zählt: ein Sieg, ganz egal wie.

Ob die Profis des 1. FC Union das schaffen, während ganz Fußballdeutschland seit Wochen und zuletzt noch mal doppelt so genau auf die Eisernen schaut, wird sich zeigen. Union versucht jedenfalls genau das. Keine Interviews, kein öffentliches Training. Voller Fokus auf Fußball!

Eta-Rummel kann 1. FC Union gegen Augsburg helfen

Doch trotz der eisernen Scheuklappen, der Eta-Rummel ist riesig – schließlich ist die 32-Jährige die erste Co-Trainerin in der Geschichte der Bundesliga. Union-Präsident Dirk Zingler (59) wusste wohl nur zu gut, was kommen wird, und versuchte die Geschlechterdiskussionen direkt im Keim zu ersticken: „Die Entscheidung war nicht für eine Frau, sondern eine Fußballlehrerin.“

DDR-Trainerlegende Bernd Schröder (81) glaubt, dass Unions neue Co-Trainerin Marie-Louise Eta auch im Männerfußball Erfolg haben wird.
DDR-Trainerlegende Bernd Schröder (81) glaubt, dass Unions neue Co-Trainerin Marie-Louise Eta auch im Männerfußball Erfolg haben wird.Hartenfelser/imago

Geholfen hat es wenig: Einen Vorgeschmack auf Sonnabend bekam Eta bei der kurzen medienöffentlichen Trainingseinheit am Montag. Während der 15 Minuten agierte sie zurückhaltend, sortierte Leibchen, warf den Spielern Bälle zu, sagte fast kein Wort. Laut war nur das Klicken der Kameras, die fast ausschließlich auf sie gerichtet waren.

DDR-Legende Bernd Schröder schwärmt von Eta

Bernd Schröder (81), Trainerlegende und über 40 Jahre Chefcoach des Frauenvereins 1. FFC Turbine Potsdam, findet die Diskussionen um Eta, die er bei Turbine von 2008 bis 2011 trainierte und mit der er neben drei deutschen Meistertiteln auch die Champions League 2010 gewann, lächerlich: „Das ist ein gesellschaftliches Problem, nicht nur ein sportliches. Wir sind noch lange nicht bei Gleichberechtigung angekommen. Im Fußball schon gar nicht.“

Schröder traut Eta locker zu, als Cheftrainerin im Männerfußball zu arbeiten. Gleichzeitig warnt er: „Die Schwierigkeit ist unfassbar groß, alleine aufzutreten, und als Frau muss man im Fußball unheimlich stark sein.“

Marie-Louise Eta versteht den 1. FC Union

Dass die vielen Vorurteile und Attacken wie von Ex-Lewandowski-Berater Maik Barthel Eta nichts anhaben werden, da ist sich Schröder sicher: „Sie war aber schon damals ein typisches Mädel, das von Anfang an gewusst hat, in welche Richtung sie gehen wird. Sie war bereit, alles auf sich zu nehmen, und war sehr ehrgeizig. Bei ihr hat man schon immer in den Genen gemerkt, dass sie richtig Potenzial hat.“ Das soll nun auch der FC Augsburg zu spüren bekommen.

Sagen darf Eta vor ihrem Bundesliga-Debüt nichts. Dass die gebürtige Dresdnerin, die erst seit dem Sommer für den 1. FC Union tätig ist, die eiserne DNA sofort verstanden hat, erklärte sie dafür bereits kurz nach ihrer Ankunft: „Es ist ein Verein, der für ganz viel steht: Familie, Leidenschaft, Herz, Arbeitermentalität, Bodenständigkeit, respektvoller Umgang – das sind Dinge, mit denen ich mich identifizieren kann. So bin ich groß geworden.“ ■