Kein Blick mehr zu erhaschen

Was ist denn da los? Der 1. FC Union macht jetzt beim Training die Schotten dicht

Bis zur WM-Pause werden Christopher Trimmel, Sheraldo Becker & Co. kaum noch beim Training zu beobachten sein. Mit ein Grund sind die vielen Reisen und Termine durch die Europa League.

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Die Spieler des 1. FC Union Berlin geben nach einer öffentlichen Trainingseinheit fleißig Autogramme.
Die Spieler des 1. FC Union Berlin geben nach einer öffentlichen Trainingseinheit fleißig Autogramme.City-Press/Moritz Eden

Der Andrang war groß. Wann immer es in diesem Sommer eine öffentliche Trainingseinheit gab, wollten die Fan des 1. FC Union ihre rot-weißen Lieblinge sehen. Und die erfüllten dann auch stets fleißig Autogrammwünsche. Basisnähe eben. Doch damit ist jetzt Schluss!

Dieser vermehrte Ansturm in Köpenick ist ja eh eine neuere Entwicklung. Zu Vor-Corona-Zeiten tummelten sich da maximal 20 Kiebitze, wenn Christopher Trimmel, Julian Ryerson & Co. dort ihrem schweißtreibenden Tagwerk nachgingen. Die Pandemie änderte alles. Training nur noch hinter Schloss und Riegel.  

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Doch die jüngsten Erfolge der Eisernen, gepaart mit einer langen Abstinenz von Stadienbesuch und grünem Rasen überhaupt, führten zu einem gesteigerten Wunsch nach Nähe. Nicht gerade selten waren auf einmal ein-, zwei- oder gar dreihundert Fans in Köpenick beim Training anwesend. Mit dazu trug natürlich bei, dass der Klub diese eine, für Zuschauer zugängliche Einheit der Woche öffentlich gut wahrnehmbar ankündigte. 

Mit dem Europa-League-Start trainiert der 1. FC Union hinter verschlossenen Türen

Damit ist jetzt Schluss. Zumindest vorerst. Die Europa League steht vor der Tür. Und die Eisernen machen die Schotten dicht! Quasi bis zur WM-Pause Anfang November. Was Sheraldo Becker, Rani Khedira & Co. so treiben, kann nun maximal hinter den die Trainingsplätze umgebenden Blickfängen erahnt werden. 

Den Medien ergeht es dabei kaum besser. In der Regel dürfen sie nur beim Abschlusstraining der internationalen Spiele für 15 Minuten anwesend sein. Langt gerade mal, um zu sehen, ob der eine oder andere Kicker verletzungsbedingt mit Abwesenheit glänzt. Und in dieser Viertelstunde gibt es ohnehin nur Aufwärmaktivitäten zu betrachten. Groß aufschlussreich ist das eher nicht.

Ein Stück weit ist das Abgeschotte ja nachvollziehbar. Der Spielplan für die Eisernen sieht bis auf eine kurze Unterbrechung vom 18. September bis zum 1. Oktober für die Nations-League-Spiele Kicks im Drei-Tage-Rhythmus vor. Da ist schlecht Nähe herzustellen. Zumal die Eisernen ja oft strapaziöse Reisen hinter sich zu bringen haben.

Es geht immer Schlag auf Schlag. Abschlusstraining, Spiel, Auslaufen bzw. Spielersatztraining für die Reservisten, ein freier Tag, selten zwei, und dann geht die ganze Chose ja schon wieder von vorne los. All das verbunden mit organisatorischem Aufwand, denn so eine Übungseinheit mit Zuschauer-Andrang muss ja auch abgesichert werden.

So weit, so gut. Doch zur ganzen Wahrheit gehört auch, dass Union-Trainer Urs Fischer kein großer Freund von Einheiten unter Publikumsbeobachtungen ist. Spezifische Gegnervorbereitungen werden so verkompliziert, die Konzentration – und der Schweizer ist ein Freund akribischer Arbeit – beeinträchtigt. 

1. FC Union: In Europa wird noch geheimer geübt

Union ist mit dieser Maßnahme in der Liga kein Einzelfall. Vom Ausland wollen wir erst gar nicht reden. In Spanien und England gibt es nie Zugang zu den Trainingszentren und Übungsplätzen. Doch bei den Eisernen wurde das gerne auch schon so gehandhabt, als noch nicht Europa auf dem Terminzettel stand und die Möglichkeiten einschränkte. 

Beim 1. FC Köln, Unions kommendem Bundesligagegner am 6. Spieltag, ist man da ein bisschen lockerer. „Wir haben noch nie ein Spiel verloren, weil Fans da waren und noch keins gewonnen, weil wir hinter verschlossener Tür trainiert haben“, sagte Effzeh-Trainer Steffen Baumgart jüngst dem Kicker. In Gladbach beispielsweise gibt es in der Regel nur eine Einheit in der Woche unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Der direkte Kontakt zwischen Anhang und Profis ist ein hohes Gut, welches gepflegt werden sollte. Auch wenn das manchmal ein bisschen kompliziert sein sollte.

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