Nazi-Zoff und Dschungelcamp

Wahl-Quadrell bei RTL zum Mitreden: DAS waren die wichtigsten Momente

Am Abend lieferten sich die Spitzenkandidaten von CDU, SPD, Grünen und AfD eine Debatte im Fernsehen. Die wichtigsten Stellen zum Nachlesen.

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Olaf Scholz (SPD), Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Friedrich Merz, Unions Kanzlerkandidat und CDU Bundesvorsitzender, und Alice Weidel, Fraktionsvorsitzende der AfD, beim Quadrell im Studio von RTL.
Olaf Scholz (SPD), Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Friedrich Merz, Unions Kanzlerkandidat und CDU Bundesvorsitzender, und Alice Weidel, Fraktionsvorsitzende der AfD, beim Quadrell im Studio von RTL.Kay Nietfeld/dpa-Pool/dpa

Es war eine hitzige Debatte – und Millionen Menschen dürften am Sonntagabend mitgefiebert haben: Bei RTL stellten sich im großen „Quadrell“ vor der Bundestagswahl die vier Spitzenkandidaten von SPD, CDU, AfD und Grünen den Fragen der Moderatoren. In der Viererrunde von RTL traten die konträren Positionen etwa zur Migration, zur Wirtschafts- und Finanzpolitik, zum Ukraine-Krieg oder zur Rentenpolitik zutage. Wer nicht zuschauen konnte, findet hier die Zusammenfassung im Schnelldurchlauf: DAS waren die wichtigsten Momente und Thesen beim Quadrell – zum Mitreden!

Abschiebe-Debatte: Erster Zoff zwischen den Kandidaten. Der erste Streit entbrannte am Thema Abschiebung. Bundeskanzler Olaf Scholz will die irreguläre Migration weiter begrenzen, bekam Gegenfeuer von Friedrich Mert. In einem Monat würden, so Merz, wo viele Migranten abgeschoben, wie in vier Tagen nach Deutschland kommen. Er forderte Gespräche mit den Taliban, um Flüchtlinge zurück nach Afghanistan bringen zu können. Robert Habeck hingegen betonte, dass die Taliban ein Terror-Regime seien – und Alice Weidel polterte: „Die Menschen wollen diesen Kontrollverlust in unserem Land nicht mehr haben.“

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Nazi-Zoff um die AfD: Friedrichs Merz schließt Zusammenarbeit aus

Heftiger Nazi-Zoff um die AfD: Auch die berühmte „Vogelschiss“-Aussage von AfD-Gauland kam ein weiteres Mal zur Debatte. Nach einem Hinweis von Scholz argumentierte Weidel: „Sie können mich hier heute Abend beleidigen, wie Sie wollen. Sie beleidigen damit Millionen von Wählern. Mich trifft das überhaupt nicht. Ich repräsentiere diese Stimmen nur. Schreiben Sie sich das bitte hinter Ihre Ohren.“ Merz nannte die AfD im gleichen Atemzug „eine rechtsradikale Partei, zum großen Teil rechtsextremistisch“. An mehreren Stellen der Debatte schloss er die Zusammenarbeit mit der Partei aus. Auslöser dafür war auch ein Interview von Alice Weidel in der „Bild“, in dem sie die Abkehr von Björn Höcke als Fehler bezeichnete.

Hatte er beim Quadrell den Durchblick? CDU-Spitzenkandidat Friedrich Merz im Studio von RTL.
Hatte er beim Quadrell den Durchblick? CDU-Spitzenkandidat Friedrich Merz im Studio von RTL.Kay Nietfeld/dpa-Pool/dpa

Rede von J. D. Vance: Einmischung in den Wahlkampf wird verurteilt. Auch die umstrittene Rede von US-Vizepräsident J.D. Vance bei der Münchner Sicherheitskonferenz hatte Auswirkungen auf das Quartell. Vance hatte in München unter anderem erklärt, es gebe keinen Platz für Brandmauern. Er nahm dabei indirekt Bezug auf die deutsche Debatte über eine Abgrenzung von der AfD. Vance warnte in diesem Zusammenhang vor einer Gefährdung der Demokratie. Scholz sagte: „Was dort gesagt wurde, ist völlig unakzeptabel.“ Deutschland habe aus der Erfahrung des Nationalsozialismus die Lehre gezogen, dass es keine Zusammenarbeit mit den extrem Rechten gebe. „Ich verbitte mir solche Einmischungen in die deutsche Bundestagswahl und auch in die Regierungsbildung danach“, sagte CDU-Kanzlerkandidat Merz. „Ich lasse mir doch nicht von einem amerikanischen Vizepräsidenten sagen, mit wem ich hier in Deutschland zu sprechen habe.“

Debatte um das Dschungelcamp! Scholz hat die Sendung schonmal gesehen

Beim Dschungelcamp wird es kurz humorvoll. In RTL-Manier durften die Moderatoren Günther Jauch und Pinar Atalay auch die eine oder andere lockere Frage stelle. Für vorübergehende Irritation sorgte etwa die Frage: „Was ist schlimmer für Sie, Opposition oder Dschungelcamp?“ Weidel antwortete: „Definitiv Dschungelcamp.“ Merz sagte zunächst: „Ich wundere mich über die Frage.“ Dann: „Lieber Jahrzehnte in der Opposition als zehn Tage im Dschungelcamp.“ Dem schloss sich Habeck an. Scholz sagte: „Ich will auch nicht ins Dschungelcamp.“ Er habe die Sendung aber schon einmal gesehen.

Auch eine andere Frage sorgte für einen irritierenden Moment. Von Merz wollten die Moderatoren wissen: „Was ärgert Sie mehr: Dass Olaf Scholz immer sagt, Sie lügen? Oder dass sogar der Bundeskanzler besser bei jungen Frauen ankommt als Sie?“ Weidel fragte ungläubig und lachend: „Der Bundeskanzler kommt besser bei jungen Frauen an? Echt?“ Dazu brauche man in jedem Fall einen Faktencheck. Merz war ebenfalls verwundert: „Das höre ich heute Abend auch das erste Mal.“

Bei der Wirtschaftspolitik gibt es keinen gemeinsamen Nenner

Kein gemeinsamer Nenner in der Wirtschaftspolitik. Scholz und Habeck warfen Union und AfD eine sozial ungerechte Steuerpolitik vor: Sie wollten mit milliardenschweren Plänen zu Steuersenkungen vor allem Menschen mit hohen Einkommen entlasten. Die Pläne seien zudem nicht gegenfinanziert. Habeck sprach mit Blick auf die Union und Merz von „Voodoo-Ökonomie“. Merz hielt dagegen: Er warf Scholz und Habeck mit Blick auf die Rezession in Deutschland eine verfehlte Wirtschaftspolitik vor. Er nannte als Beispiel das Lieferkettengesetz und das Abschalten der Atomkraftwerke. „Wir müssen raus aus dieser Rezession.“ Man müsse das „bürokratische Monstrum“ in den Griff bekommen. Der CDU-Vorsitzende sprach sich zudem für eine Senkung der Unternehmenssteuern aus.

Olaf Scholz (SPD) und Alice Weidel, Fraktionsvorsitzende der AfD, begrüßen sich neben Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, beim Quadrell.
Olaf Scholz (SPD) und Alice Weidel, Fraktionsvorsitzende der AfD, begrüßen sich neben Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, beim Quadrell.Kay Nietfeld/dpa-Pool/dpa

Friedrich Merz zum Ukraine-Krieg: „Wir sind nicht neutral!“

Ukraine-Krieg sorgt für heftige Debatte. Auch der Angriffskrieg Putins in der Ukraine wurde natürlich zum Thema. Weidel sagte, US-Präsident Donald Trump und sein Vize hätten deutlich gemacht, dass endlich ein Waffenstillstand in der Ukraine verhandelt und ein Frieden geschlossen werden solle. Dies habe die AfD seit fast drei Jahren immer wieder gefordert und „wir mussten uns dafür übelst beschimpfen lassen“. Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz warf Weidel vor, sich vor der Aussage zu drücken, dass Russland den Krieg in der Ukraine ohne jede Rechtfertigung angefangen habe. „Sie eiern rum und weichen aus“, sagte der CDU-Vorsitzende zur AfD-Chefin.

Merz betonte, Russlands Krieg richte sich nicht nur gegen die Ukraine, sondern „gegen die gesamte politische Ordnung, die wir nach 1990 gemeinsam aufgebaut haben“. Deswegen nehme er Putins Drohung sehr ernst. Der russische Präsident träume davon „Großrussland“ wiederherzustellen, da gehe es um Teile von Polen und Teile des Baltikums - „er hat NATO-Gebiet im Blick“. Beim Thema Waffenlieferungen warnte Weidel davor, dass Deutschland selbst zur Kriegspartei werden könnte. Man müsse neutral bleiben. „Wir sind nicht neutral“, stellt Merz klar. Deutschland stehe auf der Seite der Ukraine. Weidel pampt zurück: „Und wir werden verhindern, dass Sie Taurus liefern und uns zur Kriegspartei machen.“

Das Quadrell zog am Sonntagabend Millionen Menschen vor die Fernsehgeräte.
Das Quadrell zog am Sonntagabend Millionen Menschen vor die Fernsehgeräte.Michael Kappeler/dpa

Bundestagswahl am 23. Februar: Das sagen die aktuellen Umfragen

Die Parteien hoffen, nicht zuletzt mit solchen Talkrunden noch Wählerinnen und Wähler überzeugen zu können. Die Meinungsumfragen der Forschungsinstitute zeigen seit Wochen kaum Bewegung. Allerdings ist die Gruppe der noch Unentschiedenen offenbar groß. Im jüngsten ZDF-„Politbarometer“ gaben 28 Prozent an, dass sie noch nicht sicher sind, ob und gegebenenfalls wen sie wählen werden. In den Umfragen bewegt sich die CDU/CSU bei 29 bis 32 Prozent, gefolgt von der AfD mit 20 bis 21 Prozent. Die SPD kommt auf 14 bis 16 Prozent, die Grünen liegen bei 12 bis 14 Prozent. Die Linke käme mit 6 bis 7 Prozent wieder in den Bundestag. Das BSW und die FDP müssen mit jeweils 4 bis 5 Prozent ein Scheitern an der Fünf-Prozent-Hürde befürchten. (mit dpa) ■